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BASEL/ RIEHEN/ FONDATION BEYELER: EDWARD HOPPER. „Was ich wollte, war, Sonnenlicht auf einer Hauswand zu malen“

01.02.2020 | Ausstellungen

Fondation Beyeler, Riehen/Basel: EDWARD HOPPER, 26.01.2020 – 17.05.2020

 „Was ich wollte, war, Sonnenlicht auf einer Hauswand zu malen“

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Die Fondation Beyeler, eines der renommiertesten Kunstmuseen der Schweiz, eröffnet seine Saison 2020 mit einer Ausstellung über Edward Hopper. Es folgen eine Ausstellung über Francisco de Goya (17.05.2020 – 26.08.2020; in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional de Prado Madrid) und „Porträts und Figuren, von Berthe Morisot bis Elizabeth Peyron“ (27.09.2020 – 31.01.2021).

Die aktuelle Ausstellung zeigt 65 Werke des Künstlers aus den Jahren 1909 bis 1965 und widmet sich explizit Hoppers Blick auf die amerikanische Landschaft (hier grosszügig, das heisst auch städtische „Landschaften“ umfassend ausgelegt). Kooperationspartner ist das Whitney Museum of American Art, in dessen Beständen sich die weltweit grösste Hopper-Sammlung befindet.

Edward Hopper wird am 22. Juli 1882 in Nyack (New York) am Hudson River geboren. Seine Heimatstadt ist vom Schiffsbau geprägt und so möchte der junge Hopper, dem die Faszination für Segelschiffe und alles Maritime lebenslang erhalten bleibt, zunächst Schiffsbauer werden. Die Mutter fördert die künstlerischen Neigungen Edwards, dessen zeichnerisches Talent sich rasch bemerkbar macht, nach Kräften. Hopper beginnt seine weiterführende Ausbildung im Fach Werbegrafik, wechselt dann aber rasch zur Malerei (New York School of Art). In den Anfangsjahren sichert die Tätigkeit als freier Illustrator und Grafiker für New Yorker Werbeagenturen den Lebensunterhalt. In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg unternimmt Hopper drei Europa-Reisen und lässt sich nach dem Tod des Vaters in New York nieder. In den Jahren nach dem Krieg nimmt Hoppers Karriere an Fahrt auf: erste Bilder werden verkauft und der zurückgezogen lebende und viel arbeitende Künstler hat eine erste Einzelausstellung. Im Juli 1924 heiratet Hopper Josephine Verstille Nivison (1883  –1968), die er bereits von der Kunstschule kennt: mit dem 1927 erworbenen Automobil werden sie unzählige Zeichen-Fahrten unternehmen. 1930 ist Hopper mit einer Arbeit im Amerikanischen Pavillon auf der Biennale von Venedig vertreten; im November 1933 findet im New Yorker Museum of Modern Art die erste Retrospektive Hoppers statt. Die Halbinsel Cap Cod wird zur Sommerfrische und zum Kraftort der Hoppers. In den späten Jahren häufen sich Ehrungen und Ausstellungen des mittlerweile etablierten Malers. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt stirbt Edward Hopper am 15. Mai 1967 im Alter von 84 Jahren in seinem Atelier. Seine Frau Josephine stirbt am 6. März des darauffolgenden Jahres. Der Nachlass Hoppers von über 3000 Arbeiten geht an das Whitney Museum of American Art, New York.

Hoppers in der Ausstellung gezeigten Gemälde überzeugen durch ihre enorme Farbigkeit und das charakteristische Licht-Schatten-Spiel. Von Ausnahmen wie „Valley of the Seine“ (1908) abgesehen, zeigen Hoppers Gemälde kleinere Landschaftsausschnitte, die den Betrachter direkt ansprechen und rätseln lassen, wie wohl das grössere Ganze, in das sie einzuordnen wären, aussieht. Bei „Lighthouse Hill“ (1927), der Darstellung eines Leuchtturms und eines Hauses, fragt sich der Betrachter, wie die umgebende Landschaft, die anzunehmende Küste aussieht. „The Bootleggers“ (1925), eine Darstellung von Schmugglern in einem Boot, evoziert in ihrem grau-blauen Farbton sofort das Nächtlich-Geheimnisvolle und lässt überlegen wie das weitere Flussufer  und der Weg der Waren aussieht. Das bei einem Frankreich-Aufenthalt entstandene „Le Bistro or The Wine Shop“ (1909) versetzt sofort in Ferienstimmung, lässt aber auch rätseln, wie die beiden Damen am schattigen Tisch zu verordnen sind.

Das bekannteste in der Ausstellung gezeigte Bild dürfte „Gas“ (1940) sein, die Tankstelle an der einsamen Strasse am Waldesrand, die in abendlicher Beleuchtung auf den nächsten Kunden wartet. Das in seiner Wirkung faszinierendste Bild wird „Bridle Path“ (1939) sein. Die sich auf eine Unterführung im Central Park zubewegenden Reiter und der scheuende Schimmel zeigen eine im Rahmen der Ausstellung einzigartige Dramatik.

Eine hervorragende Ausstellung: Grosse Empfehlung!

 

13.02.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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