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BASEL/Musical-Theater: WIENER SYMPHONIKER . PHILIPPE JORDAN – JULIA FISCHER (Violine)

Ein Schaumbad der Romantik

10.06.2018 | Konzert/Liederabende

Basel/Musical-Theater: Wiener Symphoniker: Philippe Jordan und Julia Fischer (Violine)

Ein Schaumbad der Romantik

08.06.2018

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Philippe Jordan. Foto: AMG

Er ist Chefdirigent der Wiener Symphoniker, Generalmusikdirektor der Oper von Paris, kurzum einer der gefragtesten Orchesterleiter unserer Zeit: Philippe Jordan. Zusammen mit der deutschen Starviolinistin Julia Fischer bringt der Schweizer Künstler ein tiefromantisches Programm auf die Bühne, welches das Publikum in melancholische sowie freudige Sphären entführt, ohne dabei zu dick aufzutragen. Das Konzert beginnt mit der Ouvertüre des dramatischen Gedichts „Manfred“ von Robert Schumann. Jordan dirigiert ohne Taktstock, gibt klare Einsätze und gestikuliert mit viel Ästhetik und Feingefühl auf dem Podium, auf was die Wiener Symphoniker mit derselben Emotionalität reagieren. Es herrscht stets ein satter aber nie zu lauter Klang. Das Orchester zeigt eine Transparenz, die stets jede Instrumentengruppe hörbar macht. Leider ist die Wahl der Lokation des Abends eher unglücklich. Der Musiksaal des Stadtcasinos Basel befindet sich noch inmitten von Renovationsarbeiten, welche die Veranstalter dazu zwingen, die Konzerte im Musicaltheater zu lancieren. Dieser Saal ist für klassische Konzerte nicht sehr geeignet, durch die problematische Akustik, welche dazu führt, dass Feinheiten des Orchesters verwaschen werden oder ein störender Nachhall auftritt. Jedoch lindert dies die Freude des grossartig spielenden Orchesters an jenem Abend nur gering.

Die Zuschauer dürfen als der zweite Programmpunkt beginnt, Zeugen eines phantastisch musizierten Violinkonzerts in d-Moll werden – ebenfalls von Robert Schumann komponiert. Julia Fischer scheint sich auf der Bühne sichtlich wohl zu fühlen, was an ihrer emotionalen und expressiven Spielweise abzulesen ist. Jordan begleitet sie stets mit viel Feingefühl und deckt sie mit dem Orchester nie zu. Sie meistert die herausfordernde Partie mit einer brillanten Technik, lässt sie jedoch nie kalt oder zu mechanisch wirken. Der erste Teil des Abends wird anschliessend von einer halsbrecherischen Zugabe ihrerseits beendet, mit welcher sie es schafft, so manch ein/e Konzertbesucher/in zu einer Standing-Ovation zu bewegen.

Der zweite Teil des Abends demonstriert nochmals das enorme Können der Wiener Symphoniker, welche besonders auf Werke des hochdramatischen Fachs spezialisiert sind. Da überrascht es wenig, dass die 8. Sinfonie in G-Dur von Antonin Dvoràk auf dem Programm steht. Jordan dirigiert die 40-minütige Sinfonie auswendig und gibt seine bemerkenswerte Interpretation des Werkes zum besten. Das Orchester spielt sehr leicht aber stets intensiv, wodurch die lyrische Seite der festlichen Sinfonie zur Geltung kommt. Die Streicher brillieren mit weichem Klang und unterstützen im ersten Satz die Holzbläser, welche das G-Dur Thema einführen und in der Exposition weiterentwickeln. Dies tun sie auf sehr berührende und eindringliche Art. Die Blechbläser haben schliesslich im vierten und letzten Satz die Möglichkeit zu zeigen was sie können – und diese Möglichkeit nutzen sie auch. Die Sinfonie endet mit ihrem bekannten triumphalen Schluss und stösst beim Publikum auf grossen Zuspruch. Als Zugabe präsentiert das Orchester den Pizzicato Polka von Johann Strauss und den ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms. Zwei Stücke, für jene Umsetzung die Wiener besonders bekannt sind.

Das Publikum bedankt sich bei Dirigent und Orchester für den musikalischen Hochgenuss mit lang anhaltendem Applaus. Nun bleibt zu hoffen, dass die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Philippe Jordan die Stadt Basel bald wieder beehren- aber dann hoffentlich im fertiggestellten Saal des Stadtcasinos.

Philipp Borghesi

 

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