Basel: Musical Theater Basel – „Evita“ – Besuchte Aufführung: 15.07.2017
1995 erhielt Basel „sein eigenes“ Musical Theater. Das ist ja nun eigentlich nichts besonderes, wenn dieses Haus nicht ausgerechnet mit DEM Musicalhit schlechthin eröffnet worden wäre, nämlich mit Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“. Basel war während zweier Jahre Musicalmetropole der Schweiz. Besonders attraktiv war dieses Event auch deshalb, weil die Titelrolle mit dem Tenor Florian Schneider mit einem Schweizer Sänger, der erst noch aus der Region Basel stammte, besetzt wurde. Das machte die Basler Bebbi und die Baselbieter natürlich besonders stolz, denn man wusste, wie hoch die Ansprüche, welche an den Sänger des Phantoms gestellt wurden, waren.
Danach wurde das Musical Theater Basel Spielstätte verschiedener hochkarätiger Musical, Musikperformances und Shows. Heuer beherbergt es mit dem „Drummeli“ eine der beiden grossen Vorfasnachtsveranstaltungen und ist während des Umbaus des Stadtcasinos Austragungsort der Konzerte des Sinfonieorchesters Basel (SOB) und der Allgemeinen Musikgesellschaft (AMG). Kurz: Das Musical Theater Basel ist aus dem kulturellen Leben Basels nicht mehr wegzudenken.
Nach „Cats“ im vergangenen Jahr steht heuer mit „Evita“ erneut ein Musicalhit von Andrew Lloyd Webber auf dem Programm. Dieses Werk kann durchaus als Musical-Oper bezeichnet werden, bietet es doch einen gelungenen Mix von Opernszenen mit Musical-Elementen. Komponist Andrew Lloyd Webber und sein Texter Tim Rice werfen einen nicht unkritischen Blick auf Person und Leben Evita Perons und bieten somit anspruchsvolle Unterhaltung.
Nach Hannover zaubert nun die „BB Promotion GmbH eine Bill Kenwright Produktion in Übereinkunft mit The Really Useful Group Ltd.“ Webbers „Evita“ während sechs Tagen auf die Bühne des Basler Musical Theaters. Es ist eine glänzende Show – meisterhaft ausgestattet, packend choreographiert, grossartig gesungen und performed. Ergänzt wird die Truppe mit Statisten aus der Region, welche sich perfekt in die Produktion einfinden.
Auch die Interpretin des Kindersolos im zweiten Akt stammt aus Basel: Die neunjährige Nalisara Gutter, welche auch Talent und Geschick im Eiskunstlaufen beweist, bringt eine gesanglich saubere, unverfälschte Leistung. Man sieht ihr an, mit welcher grossen Freude und welchem Eifer sie dabei ist – bezaubernd! Matias Stegmann führt mit seiner jugendlichen Tenorstimme als Che als roter Faden durch die Handlung. Kevin Stephen-Jones gibt einen überzeugenden Präsidenten Peron. Der jungen Musicaldarstellerin Emma Hatton ist die Rolle der Evita auf den Leib geschrieben. Temperamentvoll wirbelt sie durch den Abend und begeistert mit ihrer grossartig differenzierten gesanglichen Leistung. Zuweilen geraten ihr die lauten Höhen im ersten Akt etwas gar scharf; dies macht sie jedoch mit ihrem authentischen und ergreifenden „Don’t Cry For Me, Argentina“ spielend wieder wett.
Der perfekte Orchestersound kommt von einem zehnköpfigen Orchester unter der souveränen Leitung von Richard Morris. Die hervorragenden Soundtechniker im Hintergrund sorgen dafür, dass der Klang, der – wie bei solchen Shows eben üblich – bearbeitet und verstärkt aus Lautsprechern kommt, bestens abgemischt ist und nicht nach „Konservendose“ klingt. Die musikalischen Feinheiten kommen voll zum Tragen – musikalischer Hochgenuss!
„Evita“ in Basel – ein perfekter Musical-Abend in Basel! Die Produktion gastiert vom 18. – 23. Juli in Düsseldorf – toi, toi, toi!
Michael Hug