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BASEL/ Musical-Theater: DIRTY DANCING – eine Bühnenshow. Premiere

23.11.2017 | Operette/Musical

Basel/ Musical-Theater Basel: Dirty Dancing
Premiere vom 21.11. 2017

Das Musicaltheater Basel füllt sich an jenem Abend mit einem überraschend jungen Publikum, was einen doch zum Staunen bringt, zieht man die Tatsache in Betracht, dass der höchst erfolgreiche Tanzfilm 1987 in die Kinos kam und heutzutage  gerade bei den späten 60er und 70er Jahrgängen absoluten Kultstatus geniesst. Dieser DirtyDancing- „Kult“ scheint anscheinend auch auf die jüngere Generation übergeschwappt zu sein. Die Premiere findet also vor fast ausverkauftem – beinahe schon jugendlichem – Haus statt.

Es ist sehr wichtig vorwegzunehmen, dass diese Produktion von „Dirty Dancing“nicht als Musical  verstanden werden darf, sondern als Bühnenshow ihre Berechtigung sucht- und auch findet. Wer also ein Musical erwartet, in welchem die gesamte Handlung gesungen wird, muss den Saal am Ende wohl recht unzufrieden verlassen. In dieser Tour-Produktion werden vielmehr die Tänze, sowie die Handlung des Filmes mit der Liebesgeschichte zwischen „Baby“ und Johnny in den Vordergrund gerückt. Es wird dem Zuschauer die Möglichkeit geboten, die Geschichte des Filmes auf eine ganz andere Art neu zu erleben und das sieht man, gerade bei den heutigen Tour-Produktionen, selten auf einem so hohen Niveau.

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Anna-Louise Weihrauch und Maté Gyenei © Jens Hauer

Die Autorin des original Drehbuches höchstpersönlich, Eleanor Bergstein, hat die gelungene Bühnen-Version des Filmstoffes geschrieben, welche das Publikum auf eine stimmige, lustige und freche Reise in die Welt des Tanzens mitnimmt. Für diese Bühnenshow wurden 20 zusätzliche Szenen hinzugefügt, welche die Geschichte und die Beziehungen zwischen den Charakteren noch weiter vertiefen. Für die Regie ist Alex Balga verantwortlich, der die Darstellerinnen und Darsteller sehr gut führt und sie authentisch wirken lässt. Es gibt auch immer wieder anrührende Momente, die leider nur sehr kurz angeschnitten werden und somit an Intensivität verlieren. Da verschenkt die Produktion ein etwas von ihrem Potenzial, denn diese hervorragend gespielten emotionalen Momente bringen einen erfrischenden Kontrast in die freche unterhaltsame Geschichte.

Es sind jedoch vor allem die genialen, halsbrecherischen Tänze, die begeistern. Diese stammen von der Choreographin Gillian Bruce. Die Tanznummern wirken sehr dynamisch und perfekt ausgearbeitet. Es ist wahrlich eine Augenweide den Akteuren und Akteurinnen bei ihren wilden Drehungen und beeindruckenden Gruppen-Tänzen auf der Bühne zuzusehen.

Die Darsteller sind allesamt überzeugend und liefern schauspielerisch eine gute Leistung. Anna-Louise Weihrauch gibt eine wunderbar naive Frances „Baby“ Housman, welche bis zum Ende hin ihre Rolle weiterentwickeln kann. Der muskulöse Maté Gyenei passt perfekt in die Rolle des Frauenhelden Johnny Castle und beeindruckt durch sein tänzerisches Können. Martin Sommerlatte als Dr. Jake Housman und Tanja Kleine als Marjorie Housman harmonieren wunderbar als Eltern und sorgen für manch anrührenden und witzigen Augenblick. Natalya Bogdanis verkörpert auf sehr schrullige Weise Lisa Houseman, die dümmliche Schwester von „Baby“. Auch Marie-Luisa Kaster beeindruckt mit grosser tänzerischer Kompetenz als Penny Johnson. Immer wieder für einen schrägen Auftritt gut sind Fritz Hille und Benjamin A. Merkl. Ersterer verkörpert den herrischen Besitzer des Hotels Max Kellerman und letzterer dessen Enkel Neil Kellerman. Tertia Botha, Konstantin Zander und Dennis LeGree sorgen in den Rollen von Elisabeth, Billy Kostecki und Tito Suarez für hochwertige Gesangseinlagen, welche live dargeboten werden. Die Musik an sich wird nicht live gespielt, sondern kommt ab Band. Ungenannt sind jetzt noch die Ensemblemitglieder, welche zum Total von 23 Personen auf der Bühne führen.

Jennifer Irwin sorgt für passende und stimmige Kostüme, Roberto Comotti für ein opulentes, wandelbares und sehr gut in Szene gesetztes Bühnenbild. Vor allem die sehr intelligent gelöste See-Szene, in welcher Johnny und „Baby“ die Hebefigur üben, gelingt sehr kreativ und humorvoll. Die beiden Darsteller befinden sich hinter einem Vorhang, auf welchen digital einen See abgebildet wird. Um die Protagonisten nun sichtbar zu machen, werden sie beleuchtet und können während grossem Schmunzeln, Seitens des Publikums, ihre Hebefiguren üben. Diese ist nur eine von vielen Szenen die im Zusammenspiel mit der Regie und dem Bühnenbild zu einer tollen Atmosphäre beitragen.

Das aussergewöhnliche Konzept der Kreativ-Teams funktioniert ausserordentlich gut. Die Produktion möchte kein billiger Abklatsch des bekannten Kinofilmes sein, sondern schafft es, etwas komplett Neues auf die Bühne zu bringen, was die Masse begeistert. Das Premieren-Publikum dankt es allen Beteiligten mit tosendem Applaus und einer Standing-Ovation.

Philipp Borghesi

 

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