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BASEL/ Basler Theater: DAS RHEINGOLD -Es ist nicht alles Gold was glänzt!

20.09.2023 | Oper international

BASEL/ Basler Theater: DAS RHEINGOLD -Es ist nicht alles Gold was glänzt!

  1. September 2023

rhe
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Benedikt von Peter, Intendant der Basler Theater, sieht sich bemüssigt den im Nordwesten des Landes lebenden Schweizern nach mehr als 40 Jahren Absenz den Ring des Nibelungen als Regisseur präsentieren zu müssen. In Bern und Zürich, von Basel nur 100 und 90 km entfernt, werden bereits zwei Ringe geschmiedet, der Letztere wird im November mit der Götterdämmerung komplettiert.

Um die Unsinnigkeit der parallelen Werk Wahl auf kleinstem geografischem Raum zu legitimieren, wird das Publikum mittels des versenkten Orchesters à la Bayreuth durch breit eingesetzte PR angelockt. Nun, was habe ich zu hören bekommen? Das Sinfonieorchester Basel unter der engagierten Leitung von Jonathan Nott darf aus Rücksicht auf die Sänger nur in wenigen orchestralen Passagen wirklichen Wagner-Sound hören lassen. Über weite Strecken kommt der Klang ausgedünnt daher. Und das obwohl die Sänger meist vorn am langen Tisch, über dem verdeckten Orchestergraben, also ganz nah dem Publikum, agieren und singen dürfen. 

Positiv sei vermerkt, dass die Regie des Hausherrn das Geschehen im Verlauf des Abends klar dem Libretto entlang erzählt, teilweise prächtig märchenhaft. Die Rheintöchter-Szene ist mit den Puppenspielern poetisch-schön gelöst. Dass Alberich als Riesenkröte mit den drei Meerjungfrauen agiert, die Stimme aber von links hoch oben im Zuschauerraum ertönt, ist ungut. Die Nibelheim Szene mit Tarnhelm, dem riesigen Drachen und der Mini-Kröte ist der best geglückte Teil der Aufführung.

Leider ist der Einfall, die Familiengeschichte durch Brünnhilde als Rückblick zu erzählen, ungeschickt und störend. Ihre kurzen Textpassagen werden mit bedeutungsschwangerem Pathos in Betroffenheitsmanier von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ vorgetragen, was die Handlung auf das Niveau einer heutigen Soap Opera am Fernseher herabzieht.

Dass ausser Brünnhilde, die Nornen, Kinder und weiteres Personal die Bühne bevölkern, ist eher verwirrend als erhellend, da sie im Rheingold nichts zu suchen haben. Spielt Opa Wotan mit einem Enkel „Indianerlis“, oder die Nornen, die unter den Tisch krabbeln, mit dem kleinen Jungen „Verstecken“? Oder ist das der kleine Siegmund oder gar Siegfried … Rätsel über Rätsel, die ablenken.

Aufgrund des ausgedünnten Orchesterklangs fällt es mir recht schwer, die Leistungen der Sänger auf ihre Wagner Tauglichkeit einzuordnen. Inna Fedorii, Valentina Stadler und Sophie Kidwell verkörpern die drei Rheintöchter, die zwei Sopranistinnen gut, die Flosshilde etwas schwächelnd. Nathan Berg war ein stimmstarker Wotan, dominant auch im Spiel, also rollendeckend. Das kann leider von seiner Gattin Fricka nicht gesagt werden, Solenn‘ Lavanant Linke ist unterbesetzt, teilweise kaum hörbar. Und damit gerät das Gleichgewicht der Eheleute in grobe stimmliche Schieflage. Michael Borth und Ronan Caillet sind Donner und Froh: sie fallen weder besonders auf noch ab. Michael Laurenz ist ein gewiefter Drahtzieher Loge, darf sich mit Nathan Berg zusammen über den verdienten, grössten Applaus des Publikums freuen. Andrew Murphy als Alberich stiess beim Fluch an Grenzen, war aber ansonsten gut unterwegs. Die zwei Riesen waren gut gezeichnet/geführt: Thomas Faulkner als der in Freia verliebte Fasolt und Runi Brattaberg als Fafner. Lucie Peyramaure als Freia machte mit einem jugendlich-satten Sopran auf sich aufmerksam. Mime Karl-Heinz Brandt meisterte seine im Rheingold nicht sehr lange Partie zufriedenstellend. Bleibt noch Hanna Schwarz, zu Beginn der Homoki-Intendanz vor genau elf Jahren in Zürich noch eine grandiose ‚Alte Buryja“ in Jenufa: ihre starke Präsenz hat sie sich bewahrt, über die Stimme ist gnädiges Schweigen angebracht.

Zweite Vorstellung, circa 150 Plätze unbesetzt

In vier Wochen wird gesetzeskonform in der Schweiz der National- und Ständerat neu gewählt: die linken Parteien, die alles gesetzlich vom Staat geregelt haben wollen und die Rechten, die stets sparen wollen, sollten mal gemeinsame Sache machen und Absprachen betreffend Spielplangestaltung zwischen den Intendanten wegen Verschleuderung von Steuergeldern durchsetzen.

Fazit: Ein durchschnittlicher, unnötiger Abend, da es eine bessere Alternative in der Nähe gibt.

Alex Eisinger

 

 

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