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BASEL/ Basler Münster: „BRUCKNER + HAAS“. SINFONIEKONZERT

Mike Svoboda (Posaune), Michael Nesterowicz, Leitung

20.04.2018 | Konzert/Liederabende

Basel:  Basler Münster – „Bruckner + Haas“ – Sinfoniekonzert – Sinfonieorchester Basel – Mike Svoboda (Posaune), Michael Nesterowicz, Leitung    – 18./19.04.2018

 Nachdem das Sinfonieorchester Basel (SOB) vor zwei Wochen mit dem dritten Akt „Parsifal“ das Basler Publikum im Münster entzückte und entrückte, kehrt es heuer mit Michal Nesterowicz am Pult und dem amerikanischen Posaunisten Mike Svoboda als Solist in den geschichtsträchtigen Kirchenraum zurück.

Eröffnet wird der anspruchsvolle Abend mit dem „Konzert für Posaune und Orchester“ aus dem Jahre 2016 von Georg Friedrich Haas, welches hier als Schweizer Erstaufführung erklingt. Haas hat das Konzert für Mike Svoboda komponiert. Das Werk beginnt mit expressiven, dunklen Moll-Klangwellen, welche durchaus an Wagners „Parsifal“ und „Götterdämmerung“ erinnern. Eindrucksvoll füllt Svoboda mit dem SOB, welches den Solisten zuverlässig begleitet, den Kirchenraum mit mystisch-vollem Klang. Würde Wagner heute noch leben, würde er vielleicht so tönen, lässt sich spekulieren. Die Klangwellen fliessen in lebhafte „Sprachmelodien“, welche dann im dritten Teil in „mikrotonal Melodieschritten“ gipfeln, über denen allgegenwärtig ein Ton, der an den Motor eines Kriegsflugzeuges erinnert, schwebt. Solist Mike Svoboda brilliert mit ausdrucksstarkem Spiel und grossartiger Technik und begeistert das zahlreich erschienene Publikum, welches das aufgeführte Stück mit etwas irritiertem, den Solisten jedoch mit frenetischem Applaus bedachte. In seiner Zugabe zeigt Svoboda, welche Vielfalt an Tönen und Klängen einer Posaune entlockt werden können.

Nach der Pause erklingt das Hauptwerk, nämlich Anton Bruckners „Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, WAB 104 (Romantische)“ . Michal Nesterowicz und das Sinfonieorchester Basel bringen die 2. Fassung von 1877/78 mit dem Finale von 1880 zur Aufführung. Wagner und Bruckner liegen dem SOB sehr, entsprechend beeindruckend gerät das musikalische Erlebnis auch an diesem Abend. Maestro Nesterowicz gibt präzise Einsätze und setzt auf angemessene Tempi. Er achtet auf feine sensible Piani, lässt das Orchester aber auch zu vollstem Klang anschwellen, ohne dabei den Bogen zu überspannen. Er schafft es, grosse dramatische Klangbogen mit feinen, zarten Stellen in ein emotionales Spannungsfeld zu bringen. Das transparente Dirigat wird vom Sinfonieorchester Basel mit grosser Spielfreude und spürbarer Begeisterung souverän umgesetzt. Schade nur, dass die schwierigen akustischen Verhältnisse im Münster dafür sorgen, dass einige musikalische Effekte untergehen oder verwischt werden. Es stellt sich da wirklich die Frage, ob es nicht besser wäre, Bruckners Werke im Theater Basel aufzuführen, so lange sich der Musiksaal des Stadtcasinos noch im Umbau befindet.

Der stimmungsvolle Konzertabend endet mit verdientem, langem Applaus für Dirigent und Orchester.

Michael Hug

 

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