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BASEL/ Baseldytschi Bihni: „En eewige Gäldsääge…“ von Michael Cooney (Originaltitel: Cash on Delivery)

10.11.2023 | Theater

Basel, Baseldytschi Bihni: „En eewige Gäldsääge…“ von Michael Cooney (Originaltitel: Cash on Delivery) – Pr. 9.11.2023

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Karin Kolb, Marc Gianola, Samuel Gnos, Sabine Mack, Michael Hug Foto: ©Mimmo Muscio

 Erich Rüegg hat vor zwei Jahren seine Anstellung verloren, was er allerdings seiner Frau Linda verschweigt. Stattdessen kassiert er Geld vom Sozialamt für einen Untermieter, der längst nicht mehr da ist. Und für etliche andere erfundene Untermieter. Und für etliche Gebrechen aller Hausbewohner, inklusive der erfundenen. Von schlechtem Gewissen geplagt, will er nun die fiktiven Mitbewohner sterben lassen. Doch dies ist gar nicht so einfach, wie er sich das vorstellt. Als nun ein Mitarbeiter des Sozialamtes für einen Kontrollbesuch vorbeischaut, gerät Erichs Lügenkonstrukt schon gehörig ins Wanken. Mit der Einmischung der KESB, dem Abtransport des leicht angeschlagenen «Unggle Otti» als vermeintlichem Leichnam und der Einmischung einer esoterischen Eheberaterin ist das Chaos aber nicht mehr aufzuhalten.

Marc Gianola als Erich Rüegg bewältigt sein Riesenpensum an Text mit Bravour und grossem komischen Talent. Michael Hug muss als einziger realer Untermieter Lukas Appenzeller einiges ertragen und brilliert nicht zuletzt in Frauenkleidern. Karin Kolb als Erichs leidgeprüfte Gattin Linda ist ausser sich, als ihr die Ehetherapeutin Dr. Lüthi (Sabine Mack) einredet, ihr Ehemann hätte ein Frauenkleider- und Perückenproblem. Samuel Gnos als Sozialbeamter Wüthrich versucht erfolgreich, seine zunehmende Verwirrung im Alkohol zu ertränken – als seine herrschsüchtige Chefin, Frau Freyvogel-Vogelsang (ebenfalls Sabine Mack), auftaucht, versteht man auch wieso. Stephanie Stalder als nervige KESB-Mitarbeiterin Baumgartner mit Umarmungssyndrom und Danila Dahinden als resolute Bestatterin Tschopp spielen vor allem Oliver Egger als Unggle Otti übel mit, dem als überzeugend Verstorbenem unaufhaltsam die Kremierung droht.

Tom Müller hat das Stück von Michael Cooney in temporeiches Baseldeutsch umgesetzt. Ob das Basler Sozialamt angesichts der zahlreichen Denkanstösse so begeistert ist wie die Zuschauer, sei dahingestellt.

So viel hat man im Kellertheater jedenfalls schon lange nicht mehr gelacht.

Alice Matheson

 

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