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BARCELONA/ Gran Teatre del Liceu: DER DÄMON

am 26.4, (Gisela Schmöger)

27.04.2018 | Oper

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Barcelona:„DER DÄMON“ – Gran Teatre del Liceu: 26.04.2018

Ende April, Anfang Mai 2018 bietet das GranTeatre del Liceu in Barcelona seinem Publikum eine interessante Opernrarität: „Der Dämon“ von Anton Rubinstein. Komponiert 1875, also zwischen der Uraufführung von Mussorgskys „Boris Godunow“ (1870 bzw. 1874) und Tschaikowskis Eugen Onegin (1879), ist „Der Dämon“ geprägt von lyrisch-romantischer Musik, die mit ihren großen Melodiebögen, lyrischen, aber auch festlichen Chorszenen und großen Emotionen an die beiden vorgenannten bekannteren russischen Komponisten erinnert, ohne jedoch deren Individualität und Einprägsamkeit zu erreichen. Dennoch lohnt sich ein Besuch dieser Oper, besonders wegen der eindrucksvoll gestalteten Titelpartie des Dämon. Viele russische Baritonsänger zählen ihn zu ihren Lieblingsrollen, so auch Dmitri Hvorostovsky, der eigentlich in dieser Produktion singen sollte, ihre Premiere aber leider nicht mehr erlebt hat.


Egils Silins als Dämon, Asmik Grigorian als Tamara. Foto: Gran Tratre del Liceu

An seiner Stelle sang nun Egils Silinš. Er beherrschte die Partie stimmlich souverän und beeindruckte das Publikum in den großen Soloszenen mit seinem kraftvollen und klaren Bariton. Allerdings war seine Bühnenfigur nicht faszinierend und geheimnisvoll genug, um die Zuschauer ganz in ihren Bann zu schlagen, obwohl ihm die elegante, einprägsame, sich aber nicht in den Vordergrund drängende Inszenierung von Dmitry Bertman dazu genügend Raum gelassen hätte. Die weibliche Hauptrolle der Oper ist Tamara, eine Königstochter, in die sich der Dämon verliebt, ihr in ihren Träumen erscheint und aus Eifersucht ihren Bräutigam tötet. Um sich vor dem Dämon zu schützen, geht Tamara ins Kloster, wird aber auch dort von ihm heimgesucht und lässt sich letztlich von ihm verführen. Ihre Seele wird aber von einem Engel gerettet und der Dämon in ewige Einsamkeit verbannt. Tamara wurde von der jungen, in Litauen geborenen Sopranistin Asmik Grigorian gesungen. Ihre Heldin war eine selbstbewusste, bis zum Tod ihres Bräutigams lebenslustige junge Frau, die mit ihrem starken Willen und ihrer Lauterkeit dem Werben des Dämon lange standhält. Grigorian sang die Partie mit lyrischem und dennoch durchsetzungsfähigem Sopran. Den inneren Kampf Tamaras um Standhaftigkeit gegenüber dem Dämon hätte sie vielleicht noch ein wenig eindringlicher zeigen können. Der erst 27-jährige russische Tenor Igor Morozov sang den unglücklichen Verlobten Tamaras, den Fürsten Synodal. Er verfügt über eine sehr angenehm timbrierte lyrische Stimme und sang seine große Arie im ersten Akt gefühlvoll und mit wunderschöner Phrasierung. Es war insgesamt eine sehr gute Aufführung, an der auch die kleineren Solopartien der Amme (Larisa Kostyuk), des Offiziers von Synodal (Roman Ialcic) und der Engel (Countertenor Yuriy Mynenko) ihren Anteil hatten. Der Vorstellung hätte jedoch ein wenig das Besondere gefehlt, wäre da nicht Alexander Tsymbalyuk in der zwar kleinen, aber dennoch eindrucksvollen Rolle des Fürsten Gudal gewesen. Seine samtige, raumgreifende und volltönende Stimme gehört zu den schönsten Bassstimmen, die es derzeit gibt. Seine Rollen hat er musikalisch, schauspielerisch und emotional stets so verinnerlicht, dass sie den Zuschauer direkt berühren und eine Identifikation mit dem jeweiligen Bühnencharakter sehr leicht fällt. Dirigent Michail Tatarnikov und das Sinfonische Orchester des Gran Teatre del Liceu brachten die verschiedenen Farben und Stimmungen der Partitur sehr anschaulich zum Ausdruck.


Das Ensemble beim Schlussapplaus. Foto: Schmöger

Das gediegene Abo-Publikum spendete lebhaften Applaus. Ein interessanter Ausflug nach Barcelona und in die russische Opernwelt! 

Gisela Schmöger

 

 

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