Balkan Chamber Orchestra bei audite erschienen
Funkensprühender Reiz
Serenaden von Dvorak und Tschaikowsky bei audite erschienen/
Das Balkan Chamber Orchestra wurde 2007 vom japanischen Dirigenten Toshio Yanagisawa gegründet, um das Verständnis unter den Balkanstaaten zu fördern, die von ethnischen Konflikten erschüttert waren. Seitdem ist das Balkan Chamber Orchestra eine kulturelle Brücke, die Menschen durch Musik verbindet, seit vielen Jahren auf der ganzen Welt. Zwei der populärsten Streicherserenaden stehen hier auf dem Programm: Dvoraks Serenade für Streicher sowie Tschaikowskys Serenade für Streicher. Beide Werke verbindet vor allem die eingängige Melodik. Bei Antonin Dvoraks Streicherserenade in E-Dur op. 22 klingen die Serenaden von Haydn und Mozart deutlich durch. Das Präludium des ersten Satzes überzeugt trotz des gemächlichen Tempos. Die um das Terzintervall kreisende Melodie ist deutlich als Kanon zu hören. Fast sphärenhaft kommt dann der Walzer des zweiten Satzes daher – schwungvoll und ausgelassen. Überhaupt schwebt hier der Klangzauber zwischen Dur und Moll immer mit. Rondoartig und kontrapunktisch pfiffig wirkt zuletzt das Finale mit seiner majestätischen Coda. Die Streicherserenade op. 48 aus dem Jahre 1878 von Peter Tschaikowsky besticht auch bei dieser opulent und sehr direkt klingenden Aufnahme aufgrund der feinen dynamischen Abstufungen. Diese zeigen sich nicht nur beim ersten Satz in Sonatinenform, sondern auch beim schwungvoll musizierten Walzer des zweiten Satzes und dem graziösen Zauber des dritten „Elegie“-Satzes. Die Variationen über ein russisches Volkslied im Finale gelingen dem Balkan Chamber Orchestra ausgesprochen elektrisierend. Dieser manchmal kritisierte Schluss gefällt hier aufgrund des harmonischen Klangfarbenreichtums und der rhythmischen Präzision. Die Stretta-Form beweist ihren funkensprühenden Reiz. Manches könnte sogar noch leichter und unbeschwerter musiziert werden – vor allem bei Dvorak. Doch die beiden Aufnahmen durchleuchten diese Werke mit Einfühlungsvermögen und Tiefsinn.
Alexander Walther