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BADEN/Stadttheater: KAISERIN JOSEPHINE – Operette von Emmerich Kálmán. Premiere halbszenisch

Eröffnungskonzert mit Operettenschatz

08.10.2018 | Operette/Musical

Bildergebnis für baden kaiserin josephine
Copyright: Bühne Baden/ Foto Hofer

Bühne Baden, 7. Oktober 2018

Emmerich Kálmán – Kaiserin Josephine

Eröffnungskonzert mit Operettenschatz

Michael Lakner wählte für die Eröffnung seiner zweiten Saison als Intendant der Bühne Baden eine Operettenrarität. Anstelle des üblichen Konzertes mit den Sängerinnen und Sängern des Hauses spielte man diesmal eine halbszenische Aufführung eines Spätwerkes von Emmerich Kálmán: Die im Jahr 1936 in Zürich uraufgeführte Kaiserin Josephine! Entdeckt hatte er das Werk bereits vor 14 Jahren, als er an seiner damaligen Wirkungsstätte in Bad Ischl auf der Suche nach Kálmán-Arien war. Und eben in Bad Ischl brachte er die gesamte Operette im Vorjahr auch konzertant heraus – ein Riesenerfolg für alle Beteiligten!

Denn der Melodienreichtum und die fantastische Instrumentierung (mit wirklich großem Orchester) ziehen einen von der ersten Minute an in Bann. Da sowohl in Ischl als auch in Baden auf eine szenische Einrichtung verzichtet wurde, konnte man sich in beiden Fällen voll auf die Musik konzentrieren. Komponistentochter Yvonne „Yvonneka“ Kálmán enthüllte in bewegenden Worten die Entstehungsgeschichte: Sie selbst war erste ein kleines Baby, als Kaiserin Josephine das Licht der Welt erblickte. Und zwar in Zürich, wo sie es auf die Bühne geschafft hatte. In Österreich und Deutschland durfte sie wegen der jüdischen Abstammung des Komponisten ja nicht gespielt werden. Mit dem dabei verdienten Geld gelang der Familie später die Ausreise in die USA, wie die heute 82jährige unter Tränen erzählte.

Mit diesem Meisterwerk, das nach seiner Premiere leider bald wieder in der Versenkung verschwand, gedachte man auch des 65. Todestages Kálmáns. Und das Publikum jubelte auch in Niederösterreichs Kurstadt wie vor zwölf Monaten in Oberösterreich, dabei hatte die Produktion einige Hürden zu überwinden. Eine krankheitsbedingte Absage der ursprünglich angesetzten Miriam Portmann stellte Lakner vor die schwierige Aufgabe für die Partie der Josephine geeigneten Ersatz zu finden. Regina Riel ließ sich auf das Abenteuer ein, lernte in Tag- und Nachtschichten ihre Rolle und begeisterte gemeinsam mit ihrem Napoleon Bonaparte Vinzent Schirrmacher, der mittlerweile zum Publikumsliebling gereift ist, das Auditorium. Das feine piano der Sopranistin und der Schmelz des Tenors ergänzten sich dabei ideal!

Die Handlung erzählt die Lebensgeschichte der Kreolin Josephine, die mittellos in Paris lebt, den jungen General Napoleon kennen und lieben lernt und an seiner Seite zur Kaiserin der Franzosen aufsteigt. Das Orchester der Bühne Baden bewältigt  die noch nie gespielte Partitur unter der Leitung von Franz Josef Breznik ebenso meisterhaft wie der im Hintergrund postierte Chor. Neben den beiden Hauptrollen seien noch das vorzügliche Buffopaar Thomas Malik (Korporal Bernard) und Theresa Grabner (Zofe Juliette) erwähnt, die ebenso wie Franz Födinger (als Standesbeamter Escarbot) Witz und Abwechslung in die Handlung bringen. Die übrigen zahlreichen Rollen sind adäquat mit bewährten Sängern besetzt, extra hervorzuheben wären hier Kerstin Gotrian (als Therese Tallien) und Steven Scheschareg (als General Berthier).

Einziges Manko an diesem Abend: Der Orchestergraben des Badener Stadttheaters war zu klein, sodass die Musiker auf der Bühne saßen und in voller Lautstärke das eine oder andere Mal die Solisten überdeckten. Dennoch großer Jubel und man kann sich nur den Wünschen von Yvonne Kálmán anschließen, die meinte: „Hoffentlich gefiel es auch den Theaterdirektoren und sie führen dieses Werk öfter auf!“

Ernst Kopica

MERKEROnline

 

 

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