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BADEN/ Stadttheater/ Bühne: CARMEN. Premiere

26.02.2023 | Oper in Österreich

CARMEN im STADTTHEATER BADEN 25.2.2023 – Premiere

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Vincent Schirrmacher, Natalia Ushakova. Foto: Christian Husar

Mit gespannt-gemischten Erwartungen bin ich am Samstag zur Carmen-Premiere nach Baden gefahren. Es gab aber eine vom Publikum weitgehend akzeptierte und vehement umjubelte Vorstellung. Immer muss man sich daran erinnern, dass die Bühne Baden keine Großstadtbühne ist und nicht die finanziellen Mittel solcher Häuser zur Verfuegung hat. Die Inszenierung des „Hausherrn“ Michael Lakner  kommt mit einfachen Mitteln aus, kann aber die verschiedenen Situationen gut zeigen. Das Ballett wird viel, auch als Komparserie, verwendet. Den Zapateado vor Beginn des 2. Bildes und auch während des Zigeunerliedes fand ich dem Werk gut entsprechend….weit besser, als was man in der (gar nicht so) neuen „Broadway“- Butterfly in der WSTO zu Beginn serviert bekommt…..Der Einheitsbühnenaufbau zeigt die verschiedenen Bilder gut, geschmuggelt wird auf schwierigen Bergpfaden, und nicht wie bei Senor  Bieito auf einem Samstagsmarkt in Rimini mit alten Mercedesmodellen………Spanienkenner werden die Verwendung der Guardia Civil nicht akzeptieren, das Stück spricht von Soldaten (Dragoner…), die Guardia Civil ist eine äußerst disziplinierte Polizeieinheit, die sich nie so gehen lassen würde. Aber Michael Lakner hat immer wieder auch recht gute Einfälle….am besten gefiel mir die Schlusszene.  Danke, Michael Lakner, dass Sie die drei Vorspiele als solche respektiert und nicht mit Szenerie belastet haben!

Positiv ueberrascht haben mich Chor und Orchester. Der Chor stimmstark und praezise, das Orchester gut einstudiert mit einigen schoenen Soli, zb Oboe. auch die Hoerner spielten bis auf einen Minimalfrosch sehr gut. Michael Zehetner hatte alles gut im Griff, fuer meinen Geschmack manchmal etwas ueberzogen in den Tempi. Alle Comprimari waren gut besetzt. Thomas Zisterer sehr gut als Morales und dann auch als Dancairo. Beppo Binder ein adaequater Remendado. Loes Cools, eine Frasquita mit guter Hoehe; Domenica Radlmaier, die Mercedes, fiel mir durch ihre besonders schoene Stimme auf. Gezim Berisha als Zuniga hat eine gut geführte Basssbaritonstimme mit exzellenter Wortdeutlichkeit. Thomas Weinhappel schaut als Torero sehr gut aus, hat auch genug Stimme für die Partie, vielleicht etwas mehr auf Bögen singen……

Die beste stimmliche Leistung bot Ivana Zdravkova als Micaela, Sie versteht ohne zu forcieren auf dem Atem grosse Bögen zu singen. Ihre untere Lage ist noch etwas dünn, aufpassen und die Stimme von selber wachsen lassen. Zu Recht bekam sie den mit Abstand größten Applaus….es gibt kein „dummes Publikum“.             
Vincent Schirrmacher bewies wieder einmal mehr, dass ihm der liebe Gott eine bedeutende Stimme gegeben hat. Die oberen Regionen klingen phnomenal, leider hat die Melodielage nicht die gleiche Qualitaet, aber trotzdem, eine beeindruckende Leistung.  Natalia Ushakova ist ein seltsamer Fall; vor einigen Jahren habe ich sie in der VO als ziemlich gute Königin der Nacht gehört…ich ging damals in die Vorstellung, weil einer meiner Freunde, Ola Rudner, dirigierte. Für die Carmen bringt sie einiges mit. Sie schaut gut aus, sie tanzt sehr gut, sie kann auch Kastagnetten spielen, hat eine sehr gute und schöne obere Lage, sie feuert einige Brünnhilden oder Tosca-Töne ins Haus, die dem Don Jose ordentlich Parole bieten,  sie hat auch genug Tiefe für die Carmen……aber leider hat sie ein ziemlich grosses Loch in der unteren Mittellage, und gerade dort spielt sich bei der Carmen viel ab. In einer anderen Rolle wäre das wahrscheinlich weniger aufgefallen. Trotzdem nimmt ihr ein Publikum wie das in Baden die Carmen ab, ich mit diesen Einschränkungen auch; und der Premierenbesetzung in der WSTO hat sie eines voraus, sie intoniert durchwegs richtig…

Die Seitenblickeprominenz war zahlreich vertreten, auch Herr Lugner war mit dabei. die Landeshauptfrau Mikl- Leitner mischte sich unters Publikum und hielt eine nette Rede bei der Premierenfeier.

alcindo

 

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