Baden / Bühne Baden / Sommerarena: GIUDITTA
OPERETTE VON FRANZ LEHÁR
Libretto von Paul Knepler und Fritz Böder-Lena
Bericht über die Aufführung am 26.08.2025 (Premiere 03.08.2025, weitere Vorstellungen bis 30.08.2025)
Ursula Pfitzner als Giuditta und Iurie Ciobanu als Hauptmann Octavio. © Lalo Jodlbauer
Die Bühne Baden bietet packendes musikalisches Unterhaltungstheater mit Tiefgang
Operette war und ist Flucht aus dem Alltag in eine andere – meist schönere – Welt, eine Traumwelt. Ziel des Regisseurs und Intendanten Michael Lakner ist, packendes musikalisches Unterhaltungstheater zu machen. Das gelingt! Die Bühne Baden liefert in der Sommerarena mit GIUDITTA unterhaltsame Stunden mit ein wenig Tiefgang und Welthits wie „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ oder „Freunde, das Leben ist lebenswert“. Das Publikum – viele Badenerinnen und Badener sowie zahlreiche Gäste aus dem Umland und manche Kurgäste – dankt mit viel Applaus!
In der Taberna di Sebastián warten Fremdenlegionäre auf ihre Einschiffung nach Afrika. Hauptmann Octavio ist glücklich mit seinem Leben als Offizier bis er Giuditta trifft. Sie ist der glutäugige Paradiesvogel in einem goldenen Käfig, der zur Freude des Publikums singt und tanzt. Octavio und Giuditta verlieben sich. Giuditta verlässt ihren Mann und kurz auch ihren Käfig und folgt ihrem Geliebten für eine kurze Zeit des unbeschwerten Glücks. Die Soldaten ziehen weiter und Octavio lässt Giuditta alleine zurück. Was bleibt einer verlassenen Frau, die ihren Lebensunterhalt verdienen muss? Sie wird der Star in einem Etablissement und von vielen Männern umworben und begehrt. Octavio quittiert den Dienst und will zu Giuditta zurückkehren. Auch für ihn stellt sich die Frage des Überlebens. Nicht mehr Offizier schlägt er sich als Klavierspieler durchs Leben. Beide sind beim Wiedersehen voneinander enttäuscht, die Wiederannäherung funktioniert nicht …
Die Stars des Abends sind Ursula Pfitzner als Giuditta und Iurie Ciobanu als Hauptmann Octavio, aber auch das Buffopaar Loes Cools als Anita und Thomas Zisterer als Obsthändler Pierrino erobert die Herzen des Publikums. Chor und Ballett der Bühne Baden überzeugen in der Choreografie von Anna Vita. Die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen von Michael Zehetner, dessen Orchester nicht nur im Orchestergraben, sondern auch in den ersten beiden Parterrelogen untergebracht ist.
Der künstlerische Leiter der Bühne Baden Michael Lakner verlässt nach erfolgreichen achteinhalb Spielzeiten das Haus mit September 2025 und übergibt an Andreas Gergen.
Aufführungen in der Sommerarena sind am schönsten an lauen Sommerabenden wie dem 26. August 2025. Bis zur Pause war das Glasdach weit geöffnet, sodass sich auch mancher Schmetterling in die Zuschauerränge gewagt hat. Die Springbrunnen vor dem Casino Baden waren in vielen Farben beleuchtet, der Kurpark ein magischer Ort mitten in der Biedermeierkurstadt Baden.
Der Komponist Franz Lehar erlebte nach den triumphalen Erfolgen der „Lustigen Witwe“ und weiterer Operetten mit Giuditta 1934 sogar eine Uraufführung an der Wiener Staatsoper, die Librettisten ereilte ein trauriges Schicksal.
Nach dem Anschluss Österreichs am 12. März 1938 musste Paul Knepler als Jude mit seiner Frau nach Großbritannien emigrieren. Erst 1955, kurz nach seinem 75. Geburtstag, kehrte Knepler wieder nach Österreich zurück.
Fritz Löhner-Beda erlangt 1928 als Librettist von Franz Lehárs Operette „Land des Lächelns“ Weltruhm. Ende März 1938, nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich, wird Fritz Löhner-Beda sofort verhaftet und am 1. April mit dem sogenannten „Prominententransport“, dem ersten Transport von Österreichern, ins KZ Dachau eingeliefert. Im September 1938 wird er nach Buchenwald überstellt. Im Oktober 1942 wird Fritz Löhner-Beda in das KZ Auschwitz-Monowitz deportiert. Beim Morgenappell wird er durch Schläge eines SS-Mannes so schwer verletzt, dass er am 4. Dezember 1942 stirbt.
Elisabeth Dietrich-Schulz