Baden – Sommerarena: „DIE ZIRKUSPRINZESSIN“ – 9.7.2025
Wie alljährlich, kann sich die reizende, gemütliche niederösterreichische Stadt Baden – etwa eine Fahrstunde südlich von Wien gelegen, inmitten schönster Natur- und Kulturangebote rühmen, mit ihren Operettenaufführungen in der Sommerarena des Badener Stadttheaters ihr Publikum köstlich zu amüsieren. Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“ hat noch zusätzlich den Reiz, unsere ehemalige Zugehörigkeit zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie in lebendigste Erinnerung zu rufen. Da das Publikum vornehmlich der älteren Generation angehört, haben die vielen Anspielungen auf die Verhaltensweisen der aristokratischen Gesellschaft offensichtlich einen besonderen Reiz.
Schon einmal das Faktum, dass in dieser Operette (Uraufführung 1926 im Theater an der Wien) des Komponisten Emmerich Kalman (1882 -1953) vordergründig abgehandelt wird, wie sehr diverse Eheschließungen von der Herkunft des gewählten oder gewünschten Partners oder der Partnerin vom gewünschten Adelsstand abhängen. Aber Gott sei Dank gehören wir einer Generation an, die sich darob kräftig lachend amüsieren kann und es nicht mehr als leidvoll empfindet.
Das Ensemble des Badener Stadttheaters zeichnet sich bekannterweise nicht nur durch vokal erstrangige Sänger aus. Auf die noch in der Premiere gastierende Sängerin aus Graz, Sieglinde Feldhofer, die für uns beide Merkerinnen ein Hauptgrund zum Vorstellungsbesuch war, mussten wir leider verzichten. Der Grund ihrer Absage war nicht zu ermitteln. Die geplante Zweitbesetzung für mehrere Vorstellungen, Ivana Zdravkova, hatte doch ein gar zu zartes Stimmchen für diese anspruchsvolle Partie. Gespielt hat sie die Fürstin Fedora Palinski allerdings charmant und springlebendig. Und darstellerisch gab es auch an allen anderen Mitwirkenden wahrlich nichts auszusetzen. All die einzelnen Typen waren einfach köstlich: Marco di Sapia als Prinz Sergius, Clemens Kerschbaumer als Mister X, Victoria Sedlacek als Miss Mabel Gibson. Als das Kellnerehepaar Toni Schlumberger und Carla Schlumberger vermochten sich vor allem im letzten Akt Ricardo Frenzel Baudisch und Verena Scheitz ganz köstlich als immer schon ahnbares, aber jetzt erst bekennendes Liebespärchen zu offenbaren. Oliver Baier als Oberkellner, Beppo Binder als Baron Boris Brusowsky, der Adjutant des Prinzen/Samuel Friedländer; Susanna Hirschler als Die Zirkusdirektorin, Jonas Zeiler als Ein Zirkusangestellter und Maxi/der Piccolo, Bernhard Zandl als Pantomime/Artist, Russi Nikoff als Leutnant Petrowitsch, Branimir Agovi als Rittmeister Graf Sasukin, Semin Duliman und Yassin Glöckner als Elefant, Yassin Glöckner nebenbei als Double Mister und Semin Duliman als Pope haben alle die verdienten Lacher aus dem Publikum genießen dürfen.. Interessant war, dass die Sängerdarsteller der größeren Männerrollen die weitaus kräftigeren und schöneren Stimmen, ja gerade Heldentenorales bzw. Heldenbaritonales zu bieten hatten. Nicht zu vergessen das hochzulobende Ballett der Bühne Baden, einstudiert von Anna Vita.
Der in dieser Operette überaus beanspruchte Chor – Leitung: Victor Petrov – war ebenfalls vokal und in seinem differenzierten darstellerischen Einsatz vollstens präsent. Das Orchester unter der bewährten Leitung von Oliver Ostermann mochte manchen Besuchern als permanent zu laut kritisierbar gewesen sein, was jedoch bei ganz sicherem Schönwetter weniger stört, da dann der Plafond des Zuschauerraums geöffnet wird und der Klang bis weit in den Wald hinaus hörbar sein darf. Gott sei Dank hatte der Himmel Verständnis für eine geglückte Aufführung – es gab nur ein paar feine Tröpfchen etwa eine halbe Stunde vor Beginn, danach blieb die Luft trocken. Bis zum nächsten Mal……
Sieglinde Pfabigan