Sommerarena Baden „Die Fledermaus“ am 4.7.2015
Warum in die Ferne schweifen, um gute Operette zu hören? Die Bühne Baden bietet in der Sommerarena stets solide Darbietungen, so auch heuer mit einer Operette, die traditionellerweise eher den Jahreswechsel umrahmt. Aber Hitze und Strauss‘ Meisterwerk vertragen sich bestens. Eine muntere Inszenierung (Alexandra Liedtke) mit gestrafftem Handlungsablauf – das stört hier nicht, weil es sehr gekonnt gemacht wurde – ein einfaches Bühnenbild (Philip Rubner) lassen das Publikum auch spät einfallende Gelsen vergessen.
Musikalisch wurde sehr Positives geboten, das kleine Orchester unter Franz Josef Breznik spielte mit viel Schwung und begleitete ein kompaktes Ensemble auf der Bühne bestens. Mit viel Routine und guter Stimme spielte der Hausherr, Sebastian Reinthaller, den Filou Eisenstein, er hatte trotz seiner Scharaden alle Sympathien des Publikums auf seiner Seite. Barbara Payha sang die geplagte Gattin Rosalinde, ihr Sopran war für diese Rolle bestens geeignet, wenngleich sie gelegentlich die Lautstärke etwas zu wenig dämpfte, dem kleinen Raum entsprechend. Glenn Desmedt war der Alfred, in dieser Inszenierung ein Gast aus Schottland. Seine Stimme war vor allem in der Höhe beachtlich sicher. Sehr wirkungsvoll sang Katharina Melnikova die Adele. Ihre Spitzentöne setzte sie sicher und präzise. Das Spitzbübische diese Rolle kam bei ihr nie zu kurz. Sehr solide agierten auch Sebastian Huppmann als Falke und Andreas Jankowitsch als Gefängnisdirektor Frank. Rudi Roubinek spielte den Frosch mit großer Ambition, den „Seyffenstein“ spürte man deutlich, was aber kein Manko war. Er litt aber am meisten unter der gekürzten Fassung, sodass er auf einige todsichere Lacher verzichten musste. Das Publikum genoss Operette (fast) im Freien und spendete viel Applaus
Johannes Marksteiner