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BADEN / Sommerarena: DER GRAF VON LUXEMBURG

Lehár-Operette für lauschige Sommerabende

17.06.2023 | Operette/Musical
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Sieglinde Freihofer (Angèle Didier), Iurie Ciobanu (Graf René), Claudia Göbl (Juliette), Thomas Zisterer (Armand), Roman Frankl (Fürst Basil) und Ensemble. Alle Fotos: Bühne Baden / Christian Husar

BADEN / Sommerarena: DER GRAF VON LUXEMBURG

16. Juni 2023 – Premiere

Von Manfred A. Schmid

Sie erstrahlt, nach zweijähriger Restaurierungsarbeit, wieder in elegant weißem Glanz. Wenn die Aufführungen der Bühne Baden in die bezaubernde Sommerarena verlegt werden, dann weiß man: Der niederösterreichische Kultursommer hat wieder begonnen. Diesmal mit einer Neuproduktion von Franz Lehárs Operette Der Graf von Luxemburg. Sie gehört zwar nicht in die vorderste Reihe seiner Werke, wird aber – mit Ohrwürmern wie „Oh was bin ich verliebt“, „Mädel klein, Mädel fein“ und „Bist Du`s, lachendes Glück“ – immer wieder gerne aufgeführt, zuletzt im Vorjahr bei den Blindenmarkter Herbsttagen.

Das leading team, angeführt von Regisseur Thomas Smolej, kann, wie den Fotos im Programmheft zu entnehmen ist, mit jungen Kräften aufwarten, was sich dann auch beim Auftritt zum Schlussapplaus bestätigt. Da verwundert es, dass sich die Inszenierung doch ziemlich „altvatrisch“ ausnimmt und die Geschichte einer Kollision von viel Geld und zweifelhaftem Ehebund kaum hinterfragt: Die Sängerin Angèle Didier soll den pleite gegangenen René Graf von Luxemburg pro forma heiraten und sich von ihm nach drei Monaten, ohne ihn je persönlich kennengelernt zu haben, wieder scheiden lassen, damit sie dann als Gräfin „standesgemäß“ mit dem in sie vernarrten Fürst Basil Basilowitsch verheiratet werden kann. Rene erhält dafür eine beachtliche Summe Geld. Aber alles kommt natürlich anders, und René und Angèle werden ein Paar.

Das von Offenbach zur Blüte gebrachte Genre der Operette ist, vor allem in den Anfängen, durchaus gesellschaftskritisch ausgerichtet. Traditionelle Verhaltensmuster und Standesdünkel werden lächerlich gemacht und die Verhältnisse auf den Kopf gestellt, was ja auch hier der Fall ist: Das „Hinaufheiraten“ untergräbt immerhin die festgeschriebenen Standesunterschiede und das Primat des „blauen Blutes“.

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Thomas Zisterer (Armand), Roman Frankl (Fürst Basil) und Claudia Göbl (Juliette)

Es gibt in der Badener Neuproduktion ein paar kritische Akzente, vor allem in den von Daniel Feik choreographierten Balletteinlagen, in denen Rollenbilder und Rollenerwartungen karikierend dargestellt werden. Die Art, wie in dieser Geschichte mit Frauen umgegangen wird, wird aber kaum weiter thematisiert. Nur die Rolle von Juliette Vermont, die mit dem mittellosen Maler Armand Brissard das Buffopaar darstellt, ist etwas aufgewertet.

Es ist wahrlich eine Freude, wie Claudia Göbl und Thomas Zisterer dieses Paar mit Witz und Charme auf die Bühne stellen und obendrein auch noch hervorragend singen. Überhaupt ist es vor allem Besetzung, die hier besonders gelungen ist und für einen unterhaltsamen, vergnüglichen und unbeschwerten Operettenabend sorgt. Iurie Ciobanu in der Titelrolle ist ein spielfreudiger, einschmeichelnd klingender Tenor, der auch im Opernfach erfolgreich ist und durchaus an Rudolf Schock denken lässt. Sieglinde Feldhofer überzeugt als Diva mit französischem Flair, die Fürst Basil, ihren Förderer und Mäzen, zwar schätzt, aber nicht liebt. Man will ihr glauben, dass sie ihn nur aus Dankbarkeit zu heiraten bereit ist. Ob nicht auch die Chance, in die High Society aufsteigen zu können, eine Rolle spielt, bleibt unbeantwortet. Tatsache ist jedenfalls, dass auch ihre Liebesheirat mit René einen gesellschaftlichen Aufstieg mit sich bringen wird.

Einen mit viel Selbstironie ausgestatteten Fürst Basilowitsch stellt Roman Frankl dar, der diesmal nicht mit einem russischen Akzent daherkommt, aber auch so – als über beide Ohren verliebter älterer Herr – für viele Lacher sorgt und dennoch nicht lächerlich wirkt, sondern einfach sympathisch bleibt. Herrlich, wie er im Lied „Eine Löwe war ich im Salon, im Liebeskampf ein Tiger“ seine einstige Potenz als Polkatänzer und Liebhaber wiederzubeleben versucht.

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Marika Lichter (Gräfin Stasa)n und Alesandro Giovane (Hotelkellner)

Ganz im Zeichen von Marika Lichter steht der Beginn des dritten Akts. Als Gräfin Stasa Kokozowa, die angereist kommt, um Fürst Basil, der ihr vor drei Jahren die Ehe versprochen hat, an seine Verpflichtung zu erinnern, legt einen urkomischen Auftritt hin. Ihr anspielungsreiches Couplet – in der etwas an heutige Verhältnisse angepassten Textfassung von Thomas Smolej – ist ein heiterer Höhepunkt des Abends, zu dessen Erfolg auch Beppo Binder als eilfertiger Notar sowie Branimir Agovi und Glenn Desmedt als kauzige Personen im Gefolge von Fürst Basil beitragen.

In kleinen, aber fein gestalteten Rollen kommen Erin Marks (Sidonie), Vladimir Polovinchik (Saville), Mario Fancovic (Boulanger) und Russi Nikoff (Manager) zu meist Heiterkeit auslösenden Einsätzen.

Das Bühnenbild von Marcus Ganser wird von Le Chat Noir, dem Lokal, wo Angèle künstlerisch aufgetreten ist, dominiert: Ein schwarzer Kater ist immer präsent. Bei der Wahl der Kostüme ließ sich Agnes Hamvas offensichtlich von Lithographien Toulouse-Lautrecs inspirieren und bringt die Belle Epoque auf die Bühne.

Marius Burkert am Pult des Orchesters der Bühne Baden bringt Lehárs Musik, voll von Walzern, französischem Esprit, Märschen und slawisch geprägten Einsprengseln zum Klingen.

Ein herzlich beklatschter Operettenabend, bestens geeignet für sommerliche Unterhaltung in der Sommerarena von Baden, wo es Vorstellungen noch bis zum, 20. August geben wird.

 

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