Bühne Baden / Stadttheater Sommerarena – 24.8.2024:
„WIENER BLUT“ – Operette von Johann Strauss Sohn
Besser geht’s nicht!
Clemens Kerschbaumer, Sieglinde Feldhofer und Ensemble. Foto: Bühne Baden/Christian Husar
So schön – so klug – so amüsant – so nachdenkenswert – jede einzelne Person optisch und akustisch ein Unikum – die Handlung sowohl dem Jahr 1815 problemlos zuzuschreiben, wie die Autoren es wollten, als auch im Heute einerseits verständlich, andererseits rätselhaft bleibend…Man kam aus dem Staunen und der Bewunderung für die beteiligten Künstler nicht heraus!
Auf jeden Fall muss die Inszenierung von Michael Lakner nebst dem Bühnenbild von Erich Uiberlacker, den Kostümen von Friederike Friedrich und der Choreografie von Anna Vita zuerst genannt werden.
Die Freilichtbühne, genannt Sommerarena, ist nicht sehr breit und nicht sehr tief. Dass es dem Team gelingt, sowohl die individuellen Akteure und Akteurinnen als auch die Choristen und Tänzer nicht nur schön, sondern auch sinnvoll zu platzieren, verdient schon mal ein Lob. Die allseits nicht nur schönen, sondern sinnvoll die einzelnen Charaktere auszeichnenden Kostüme sind ebenfalls bewundernswert. Und die Interaktion sämtlicher Bühnenpersönlichkeiten verdient allerhöchstes Lob. Und man kommt aus dem Lachen nicht heraus, wenn man sich bloß die einzelnen Gesichter, Körperhaltungen und die gegenseitigen Reaktionen anschaut…
Da muss wohl einige Arbeit des Regie- und Musikteams dahinterstecken….
Bewundernswert an dieser Produktion ist auch, dass zwar alle Beteiligten singen können, aber nur eine einzige wirklich große, bedeutende Sängerstimme zugegen ist. Die gehört Sieglinde Feldhofer, Star der Grazer Oper, wo sie ebenso in Opern, Operetten wie Musicals auftritt und offensichtlich kein übermäßiges Verlangen hat, sich in großen Opernhäusern zu präsentieren. Die Wiener Volksoper, Mörbisch, Bad Ischl, Peking, Braunschweig, die Dresdner Staatsoperette u.a. durften sich ebenfalls ihrer freuen und diverse CDs und DVDs liegen vor. In Baden ist sie die Frau des Balduin Graf Zedlau – köstlich der gebürtige Wiener Clemens Kerschbaumer, der sich tenoral recht tapfer durchschlägt und seine vielseitigen Interessen am anderen Geschlecht köstlich ausspielt.
Eine bedeutende Rolle spielen die Kostüme und Perücken in der gesamten Operette. Eigentlich müsste ich alle Fotos, ob Haupt- oder Nebenrollen, aus dem Programmheft abdrucken – der Form- und Farbenreichtum ist enorm.
Ebenso die Regieidee, im Hintergrund der kleinen Bühne drei drehbare Fenster und Türen zu platzieren, die mehrfach versteckte Liebesabenteuer offenbaren. Alle versuchten Sünden, verheimlichten Gefühle, aber letztlich erklärbare Verhältnisse werden köstlich geoffenbart – man muss das einfach gesehen haben und sich mehrfach totgelacht haben.
Copyright: Bühne Baden/Christian Husar
Hier die einzelnen Typen: Franziska Cagliari – Tänzerin am Kärntertortheater Wien; Andy Lee Lang-Kagler, ihr Vater, Karusselbeseitzer und Musiker; Verena Barth-Jurca – Pepi Pleininger, Probiermamsell; Beppo Binder – Josef, Kammerdiener des Grafen; Mario Fancovic – Ein Fiakerkutscher; Russi Nikoff – Graf Bitowski; und Daniele Greabu – Leopold, Kellner. Als Bühnenmusiker ist Christian Höller am Akkordeon tätig.
Die Musik von Johann Strauss Sohn belebt Bühne und Gesang den ganzen Abend hindurch einfach hinreißend! Chor und Ballett der Bühne Baden verschmelzen problemlos mit dem Bühnengeschehen, das nicht nur amüsant, sondern auch wirklich schön ist!
Sieglinde Pfabigan