Baden / Bühne Baden / Sommerarena
DIE ZIRKUSPRINZESSIN
OPERETTE von Emmerich Kálmán
Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald
Bericht über die Abschlussaufführung am 29.08.2025 (ausverkauft)
(Premiere 21.06.2025 –11 weitere Vorstellungen bis 29.08.2025)
Hereinspaziert! Manege frei! Der Zirkus ist in der Stadt!
Susanna Hirschler / Zirkusdirektorin, Bernhard Zandl / Pantomime Artist, Ensemble. © Christian Husar/Bühne Baden
Die Bühne Baden kann Operette!
DIE ZIRKUSPRINZESSIN entführt nach St. Petersburg in den Zirkus Stanislawski.
Der Plot in Kürze:
Es ist die Geschichte von Mister X, einem waghalsigen Zirkusreiter – in Wirklichkeit der verstoßene und enterbte Neffe eines Fürsten – und der verwitweten Fürstin Fedora Palinski. Ein abgewiesener Verehrer Fedoras, Prinz Sergius, inszeniert eine Intrige. Mister X wird als „Prinz Korossow“ vorgestellt und erringt das Herz der Fürstin Fedora. Die beiden heiraten. Erst dann demaskiert Prinz Sergius den Bräutigam als Zirkusartisten Mister X. Seine frisch angetraute Fedora wird als „Zirkusprinzessin“ gedemütigt. In Wien gibt es ein Happyend, die beiden Liebenden Fedora und Mister X finden wieder zueinander.
Clemens Kerschbaumer als Mister X und Sieglinde Feldhofer als Fürstin Fedora Palinski© Lalo Jodlbauer (Plakat abfotografiert von Elisabeth Dietrich-Schulz)
Die Aufführung besticht durch eine großartige Ensembleleistung! Allen voran Sieglinde Feldhofer als Fürstin Fedora Palinski! Sie überzeugt mit ihrem ausdrucksstarken Sopran sängerisch und darstellerisch. Ihr Durchbruch gelang 2008 an der Grazer Oper. Ihr Mister X ist der Tenor Clemens Kerschbaumer. Er meistert die hohen tenoralen Ansprüche sicher. Viel Applaus belohnt besonders die Arie „Zwei Märchenaugen, wie die Sterne so schön, Zwei Märchenaugen, die ich einmal gesehn!“ Die Rollen des Buffopaares übernehmen gekonnt Elisabeth Schwarz als Miss Mabel Gibson und Ricardo Frenzel Baudisch als Toni Schlumberger. „Die kleinen Mädeln im Trikot“ gelingen ihm sängerisch wie komödiantisch hervorragend. Elisabeth Schwarz und Ricardo Frenzel Baudisch bestechen auch mit ihren tänzerischen Leistungen. Die Rolle des intriganten Prinzen Sergius Wladimir scheint dem Bariton Marco Di Sapia wie auf den Leib geschneidert. Oliver Baier als Oberkellner Pelikan, Susanne Hirschler als Zirkusdirektorin und Lilly Kugler-König als Carla Schlumberger überzeugen und tragen wie Chor und Ballett viel zum Gesamterfolg bei.
Oliver Ostermann dirigiert souverän das Orchester der Bühne Baden. Das erfolgreiche Leading Team besteht aus Isabella Gregor (Inszenierung), Ulv Jakobsen (Ausstattung), Anna Vita und Patricia Brandao Moura (Choreographie).
Viel Tragik hinter den Kulissen
Der Komponist Emmerich Kálmán (1882 Siófok, Österreich-Ungarn, – 1953 Paris) ist einer der berühmtesten Operettenkomponisten dies- und jenseits des Atlantiks. Seine bekanntesten Werke sind „Die Csárdásfürstin“ (1915), „Gräfin Mariza“ (1924) und „Die Zirkusprinzessin“ (1926). Als Jude musste er nach dem Anschluss Österreichs 1938 Wien und Österreich verlassen und emigrierte über Zürich zunächst nach Paris, von dort 1940 in die Vereinigten Staaten von Amerika. Erst 1949, vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Europa zurück und besuchte u.a. auch Wien und Bad Ischl. Nach einem weiteren Aufenthalt in New York ließ er sich schließlich 1951 in Paris nieder, wo er 1953 starb.
Julius Brammer (1877 Sehraditz, Markgrafschaft Mähren, Österreich-Ungarn – 1943 Juan-les-Pins) war einer der führenden Librettisten der Silbernen Operettenära. Er verfasste oft gemeinsam mit Alfred Grünwald die Textbücher für Operetten von Leo Ascher, Edmund Eysler, Leo Fall, Emmerich Kálmán, Robert Stolz und Oscar Straus. Als Jude musste er mit seiner Frau Rosemarie (geb. Herzog) nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 ins Exil. Zunächst lebte er in Paris, nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg floh er in den unbesetzten Teil des Landes, an die Côte d’Azur. 1943 starb er in Juan-les-Pins.
Alfred Grünwald (1884 Wien – 1951 New York) war ein österreichischer Operettenlibrettist. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde Grünwald von der Gestapo verhaftet, weil er Jude war. Als er vorübergehend auf freien Fuß gesetzt wurde, nutzte er die Gelegenheit und flüchtete nach Paris. Da er in Nordamerika aufgrund seiner erfolgreichen Bühnenstücke bekannt war, konnte er zwei Jahre später mit seiner Frau Mila Löwenstein und seinem Sohn über Casablanca und Lissabon in die Vereinigten Staaten emigrieren. Er starb 1953 in Forest Hills. Sein Sohn Henry Grunwald war von 1987 bis 1990 Botschafter der USA in Wien.
Elisabeth Dietrich-Schulz