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BADEN bei Wien: ZIGEUNERLIEBE von Franz Lehár – mit Tenor-Schmelz

26.07.2019 | Operette/Musical

 

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Vincent Schirrmacher, Cornelia Horak. Foto: Lukas Beck/ Bühne Baden

Baden bei Wien/ Sommerarena

LEHAR FÜR NOSTALGIE-FANS:“ZIGEUNERLIEBE“MIT TENOR-SCHMELZ  (25.7.2019)

Die Inszenierung in der Badener Sommerarena ist naiv, bunt und ideal für Nostalgie-Fans: aber Freunde romantischer Melodik und Tenor-Liebhaber kommen voll auf ihre Rechnung. Und Intendant Michael Lakner kann sich über einen großen Publikumserfolg freuen! Franz Lehars „Zigeunerliebe“ gehört in die Frühphase des Werkes von Franz Lehar. Vier Jahre nach der „Lustigen Witwe“ dirigierte er im Wiener Carl-Theater die Uraufführung seiner Operette, deren Text von Robert Bodanzky und A.M. Willner stammt. Und die Lehar-Experten sind sich einig – die nur selten gespielte „Zigeunerliebe“ vermittelt eine besonders dichte musikalische Struktur, es fehlen auch nicht die Ohrwürmer („Ich bin ein Zigeunerkind“ oder „Hör ich Cymbalklänge“).

An der Musik kann es also kaum liegen, dass die „Zigeunerliebe“ relativ selten aufgeführt wird. Und das Libretto? Es ist klischeehaft und typisch für die Entstehungszeit – und wird in Baden von Isabella Fritdum (Ausstattung Susanne Thomasberger) mit Augenzwinkern serviert : die Tochter des Großgrundbesitzers Peter Dragotin (köstlich gespielt von Christoph Wagner-Trenkwitz) – Zorika (Cornelia Horak) steht vor der Verlobung mit ihrem Jugendfreund Jonel (Iurie Ciubanu). Ein seriöser aber introvertierter Kandidat. Zorika fühlt sich aber mehr von Joszi – dem Zigeuner-Geiger angezogen. Und der wird vom Star des Abends – von Vincent Schirrmacher – hinreißend dargestellt. Währen sein Widersacher – ein gebürtiger Rumäne – Eleganz, Melancholie und Empathie (auch stimmlich) verkörpert, ist der Joszi von Schirrmacher eine Idealbesetzung: er vermittelt Sinnlichkeit, Abenteuerlust und Draufgängertum. Seine dunkle Mittellage kontrastiert zu den strahlenden Höhen, immer ein wenig riskant, mitunter gefährdet. Aber immer aufregend. Cornelia Horak steht zwischen diesen beiden Männern – sie liefert auch vokal eine Studie an Zerrissenheit und Ambivalenz und entscheidet sich zuletzt für die materielle Geborgenheit. Ausgezeichnet das übrige Ensemble: Elisabeth Schwarz als Jolan, der Nichte von Dragotan. Der wird übrigens von Christoph Wagner-Trenkwitz mit Witz und Selbstironie dargestellt: er spielt und tanzt – und singt, was von den vielen Begabungen am wenigsten einnimmt. Aber sein Mentor Marcel Prawy hatte wohl noch weniger Stimme…Was soll’s am Schluss wird er bejubelt wie Miriam Portmann als Ilona oder der Dirigent Michael Zehetner.

Peter Dusek

 

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