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BADEN bei Wien/ Stadttheater: TOSCA . Sonntag-Nachmittagsvorstellung

25.02.2025 | Oper in Österreich

Baden bei Wien /  Bühne Baden: „TOSCA“ – Premiere

Der Premiere am Samstag, 22.2. Februar (Rezension von Ursula Szynkariuk folgt im Märzheft) folgte diese von mir besuchte Sonntagnachmittagsvorstellung am 23. Februar 2025

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Eric Reddet (Cavaradossi), Thomas Weinhappel (Scarpia). Foto: Christian Husar

Auch wenn ich von mitwirkenden Künstlern hörte, dass da gewiss mit Ermüdungserscheinungen zu rechnen sein würde, war dies nicht der Fall. Trotz der Ansage, dass sowohl die Sängerin der Titelrolle wie auch der Sänger des Cavaradossi noch an ihrer schon am Vorabend angesagten  Erkältung litten, war davon kaum etwas zu merken. Sie gaben offenbar ihr Bestes – laut Aussage des Scarpia-Interpreten, Thomas Weinhappel, sang die Sopranistin sogar mit noch kräftigerer Stimme ihre nicht ganz anspruchslose Rolle. Die Annahme, dass „unser“ österreichischer Prachtbariton und stets meisterhafter Rollengestalter auf jeden Fall zum Star der Neuproduktion avancieren würde (und Hauptgrund für unseren Besuch in Baden war), bewahrheitete sich einmal mehr.

Als große Freude kam hinzu: eine wunderschöne, gescheite Inszenierung, die der Puccini-Oper auch bei Erstbesuchern die ganze Tragödie sowie die ungemein aussagekräftige Musik verständlich machte bzw. emotional nahebringen konnte.

Die wunderschöne Innenansicht der Chiesa di Sant’Andrea della Valle in Rom, die für den 2. Akt sinnvoll eingerichtete „camera di Scarpia al piano Superiore del Palazzo Farnese“ und der ohne Pause  folgende 3. Akt „La piattaforma di Castel Sant‘ Angelo“ mit dem Ausblick „nel fondo, il Vaticano e San Pietro“ waren allein schon umso beeindruckender, als sie ja für eine nicht untragische Handlung herhalten mussten, es aber auch den Solisten und Chorsängern jeglichen Alters ermöglichten, sich sehr  wohllautend in dieser Kirche vernehmen zu lassen (Choreinstudierung: Victor Petrov).
Das Finale der Oper mit dem nun in bedrohlichem Abendrot neben der Heiligenstatue des Erzengels Michael zu sehenden Himmel, vor dem sich Tosca in die Tiefe stürzen wird, könnte schöner und eindringlicher nicht sein. Inszenierung: Michael Lakner, Bühne: Manfred Waba, Kostüme: Anna Vita.

In einem solchen Rahmen müssen  Sänger und Musiker sich inspiriert fühlen. Mag der aus Oberösterreich gebürtige Dirigent Michael Zehetner, nach und neben unzähligen Auftritten im In- und Ausland seit 2022 Chefdirigent der Bühne Baden, nach Meinung mancher Besucher die Musiker oftmals zu laut haben spielen lassen – die Eindringlichkeit der genialen Puccini-Musik hat meines Erachtens nicht darunter gelitten. Und dass nicht alle mit Solopartien eingesetzten Ensemblemitglieder Weltstimmen mitbrachten, dürfte verzeihlich sein  – gute Typen haben sie alle auf die Bühne gebracht, wie etwa Beppo Binder den Spoletta und Mesner oder Russi Nikoff den Cesare Angelotti und Kerkermeister.

Die in St. Petersburg ausgebildete Sopranistin Natalia Ushakova als Titelheldin („eine berühmte Sängerin“) war optisch glaubwürdig und beeindruckte mit intensivem Spiel. Vielleicht wäre weniger Krafteinsatz der Stimme einer belcanteskeren Wiedergabe ihres Parts entgegengekommen, aber ihr Volleinsatz – wie auch die erfreuliche Optik waren in jeder Hinsicht beeindruckend. Mehr Probleme hatte der aus Marseille gebürtige Tenor Eric Reddet, der u.a. rund um den Erdball bereits in über 300 Konzerten zu hören war, mit dem Cavaradossi. Traute man ihm doch als Maler die fantasievolle „Recondita armonia“ nicht ganz zu, ebenso wenig wie  il mio solo pensier, Tosca…“, denn er schien beständig gegen seine vokalen Probleme ankämpfen zu müssen. Glaubwürdig war seine Negierung, dem Angelotti zur Flucht verholfen zu haben, und die Qual, die er aufgrund der  Erpressung seiner Mithilfe bei dessen Rettung zu erdulden hat. Reinstes Belcantoglück erlebte man jedoch nicht.

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Thomas Weinhappel als Scarpia). Foto: Bühne Baden

Der Star des Abends blieb demnach Thomas Weinhappel. Da stimmte nicht nur alles, sondern er vermochte uns ganz neue Wege zum Rollenverständnis zu öffnen. Zum Erwecken von Sympathien für Scarpia trug bereits sein gutes, sympathisches Aussehen bei. Ein relativ junger „Il Barone Scarpia, Capo della Polizia“ mit viel Temperament und einem Charme, mit dem er die Floria Tosca besitzen zu können vermeinte. Dass da ein Spiel im Spiel mitspielte, ließ sich kaum leugnen. Es machte ihm sichtlich Spaß. Dazu verhalf ihm seine immer kräftiger werdende, aber auch sehr schöne, ebenmäßig geführte Baritonstimme, die sich im Italienischen ebenso selbstverständlich aussagekräftig erweist wie in seiner Muttersprache (in der er natürlich weiterhin auf das große Wagner-Fach hinarbeitet). Wann und wo immer er gerade auf der Bühne war, wurde er zum Mittelpunkt. Nicht zuletzt muss ein Erzittern des gesamten Zuschauerraums die Folge sein, wenn ihn Tosca ersticht und er mit aller Gewalt vermeint, am Leben bleiben zu müssen… Weinhappel ist ein singender Vollblutschauspieler.

Der entsprechende Schlussapplaus des ganzen Hauses für ihn hat es bestätigt.      
                                                                                                         

Sieglinde Pfabigan

  1. Weitere Aufführungen: 1.3. (15,00. nachmittag), 6.3., 8.3.. 14.3. (alle 19,30), 20.3. (18,30), 22.3.. 23.3., 28.3. (alle 19,30 Uhr)

 

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