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BADEN bei Wien/Stadttheater: DER ZIGEUNERBARON

28.12.2018 | Operette/Musical


Schweinezüchter Zsupán (Sébastian Soulès) und Graf Homonay (Thomas Weinhappel) Copyright: Christian Husar

Wieder Operetten-Erfolg in Baden: „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß (Vorstellung: 27. 12. 2018)

Wieder wurde die Stadt Baden ihrem Ruf als Operetten-Metropole gerecht. Die Neuproduktion der Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß im Stadttheater Baden erfüllte alle Erwartungen des Publikums und feierte einen großen Erfolg.

Die Handlung des Werks, dessen Libretto Ignaz Schnitzer verfasste und dessen Uraufführung im Jahr 1885 in Wien stattfand, in Kurzfassung: Sándor Barinkay kehrt nach langjährigen Kriegswirren in seine ungarische Heimat zurück. Die Güter seines Vaters hält der Schweinezüchter Zsupán besetzt, der sich davon auch nicht trennen möchte und erfreut ist, dass Barinkay um die Hand seiner Tochter Arsena bittet. Doch sie weist Barinkay zurück,  liebt sie doch Ottokar, den Sohn ihrer Erzieherin Mirabella. – Die Zigeunerin Czipra erkennt in Barinkay den Sohn des ehemaligen Gutsbesitzers und macht ihn mit den Zigeunern bekannt, die ihn freudig zu ihrem „Zigeunerbaron“ ausrufen. Barinkay verliebt sich in Czipras Pflegetochter Saffi, von deren blaublütiger Herkunft er bald erfährt. Barinkay, der sich ihrer nun nicht mehr für würdig hält, lässt sich für den Krieg anwerben. Nach siegreicher Beendigung des Krieges kehrt Barinkay an der Spitze der Husaren zurück. Schließlich kommt die Liebe doch noch zu ihrem Recht …

Die flotte, aber auch kritisch ausgefallene Inszenierung von Michaela Ronzoni und Volker Wahl zeigt als „Schattentheater“ in pantomimisch gehaltenen Bildern, dass die Kinder meist durch den Verlust der Familie die großen Verlierer eines Kriegs sind und eine Werbung für den Krieg gleichsam ein Werben für den Tod ist. Dennoch kommt das K. u. K.-Märchenhafte der Operette nicht zu kurz. Im Programmheft machte sich das Regieteam seine Gedanken zum Libretto, das mit historischen Fakten sehr freizügig umgeht, und schließt mit den Worten: „Aber das zeitlos Schöne am ZIGEUNERBARON ist und bleibt die Hoffnung auf Anerkennung ausgegrenzter Minderheiten.“

 Für die großteils üppige Bühnenausstattung und für die prachtvollen Kostüme zeichnete Stefanie Stuhldreier verantwortlich, für die kreative Ballett-Choreographie Michael Kropf.


Szenenbild mit Sándor Barinkay (Sebastian Reinthaller) und Kálmán Zsupán (Sébastian Soulès) Copyright: Christian Husar

Sehr ausgewogen zeigte sich das erstklassige Sängerensemble. Der Wiener Tenor Sebastian Reinthaller, der vom Mai 2014 bis April 2017 Künstlerischer Leiter der Bühne Baden war, gab der Rolle des Sándor Barinkay das nötige Profil und war sowohl stimmlich wie darstellerisch hervorragend. Exzellent sein Auftrittslied mit dem Walzerrefrain „Ja, das alles auf Ehr‘“ und das mit dem nötigen Schmelz gesungene Duett mit dem Zigeunermädchen Saffi „Wer uns getraut?“. Sehr kokett in dieser Rolle war die hübsche niederösterreichische  Sopranistin Regina Riel, deren Stimme auch die Höhen zu meistern verstand. 

Der französische Bass-Bariton Sébastien Soulès spielte den Schweinezüchter Zsupán mit dem nötigen Humor, auch wenn er hin und wieder stark outrierte. Köstlich gesungen seine Arie „Borstenvieh und Schweinespeck“. Darstellerisch eindrucksvoll auch die Kärntner Mezzosopranistin Bea Robein als Zigeunerin Czipra. Mit großer Bühnenpräsenz wartete der niederösterreichische Bariton Thomas Weinhappel als Graf Homonay auf. Schon sein Auftritt aus dem Zuschauerbereich war von ausdrucksstarker Wirkung, seine Stimme klar und deutlich. Man kann von einer Idealbesetzung sprechen.

Zu nennen wären noch der Tiroler Bariton Thomas Zisterer als königlicher Kommissär Conte Carnero, die Wiener Sopranistin Alice Waginger als Zsupáns Tochter Arsena, die Sopranistin Regina Schörg als deren Erzieherin Mirabella und der persische Tenor Mahdi Niakan als Mirabellas Sohn Ottokar. Sie alle hatten am Erfolg der Neuproduktion großen  Anteil. 

Die romantische, oft auch sentimental klingende Partitur des Komponisten brachte das Orchester der Bühne Baden unter der routinierten Leitung von Franz Josef Breznik eindrucksvoll zur Geltung. Das begeisterte Publikum belohnte alle Mitwirkenden immer wieder mit Szenenapplaus und am Schluss mit lang anhaltendem Beifall.

Udo Pacolt

 

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