„Die lustige Witwe“ Sommerarena der Bühne Baden – Premiere am 23. Juni 2018

Diese Witwe ist wahrlich lustig

Franz Lehárs Meisterwerk „Die lustige Witwe“ gehört zum Kernrepertoire der Operette, daher ist es ein kluger Schachzug des Intendanten der Bühne Baden Michael Lakner dieses Stück als Eröffnung der diesjährigen Sommerfestspiele in der Sommerarena in Baden anzusetzen.

Michael Schilhan konzentriert sich in seiner modernen Herangehensweise auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten des Stücks. Besonders die unterdrückten Gefühle zwischen Hanna Glawari und Graf Danilo sind berührend dargestellt. Die Dialoge sind um einige tagespolitische Anspielungen erweitert worden. Ausstatterin Alexia Redl kreierte eine bunte Bühne samt Wohnwagen á la Castorf Götterdämmerung und Imbiss-Stand „Danilo Grill“. Die Kostüme sind ansprechend. Die Grisetten sehen aus wie Bienen und werden per Flugzeug eingeflogen. Natalie Holtom gestaltete eine fast musicalhaft spritzige Choreografie. Für die präzise Einstudierung des Chores der Bühne Baden zeichnet Michael Zehetner verantwortlich.

Franz Josef Breznik führte das Orchester der Bühne Baden mit viel Esprit und Tempo. Das Vilja Lied wurde betörend schön gespielt.

Maya Boog war als Hanna Glawari unumstrittener Star des Abends. Glasklare Höhen und überzeugendes Spiel brachten ihr den größten Applaus des Publikums ein. Die Partie des Danilo liegt Reinhard Alessandri perfekt in der Kehle. Ein fulminantes Paar geben die entzückende Martha Hirschmann als Valencienne und Gustavo Quaresma als Camille de Rossillon ab. Wolfgang Gerold als Baron Mirko Zeta und János Mischuretz als Njegus rissen das Publikum zu Lachsalven hin. Auch Thomas Zisterer, Beppo Binder, Paul Schmitzberger und Michaela Mock gehören zur Habenseite dieser Aufführung. Ein Pauschallob dem restlichen, sehr guten Ensemble.

Fazit: Eine heutige Witwe, die frischer nicht sein könnte.

Sebastian Kranner