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BADEN bei Wien/ Sommerarena: DIE LUSTIGE WITWE. Premiere

24.06.2018 | Operette/Musical

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Maya Boog. Copyright: Bühne Baden/ Lukas Beck

SOMMERARENA BADEN, 23. Juni 2018
Franz Lehar: Die lustige Witwe – Die Operette lebt in Baden

Mit der ersten Premiere in der Badener Sommerarena bewies Michael Lakner in seiner beginnenden zweiten Intendanten-Saison in der Kurstadt im Süden Wiens, dass die Operette hier bestens aufgehoben ist. Mit viel Esprit und einem überragenden Hauptdarsteller-Paar gelang eine umjubelte Premiere. Die lustige Witwe ist schließlich nicht umsonst das bekannteste und erfolgreichste Werk von Franz Lehar. Da hat es heute auch nur wenig Bedeutung, dass sie einst Adolf Hitlers Lieblingsoperette gewesen sein soll.
Michael Schilhan konzentrierte sich in seiner Inszenierung erfreulicherweise auf das pikante und nicht unproblematische Verhältnis zwischen Hanna und Danilo. In der nicht gerade luxuriösen Ausstattung von Alexia Redl präsentiert sich der erste Akt noch konventionell mit dem Ball der Pontevedriner in Paris. Nach der Pause wurde aus dem Schloss Hannas ein Campingplatz mit Wohnwagen und Grillhütte (die sich später in den berühmten Pavillon verwandelte), in Akt 3 kommt noch ein Flugzeug der Glawari ins Spiel. Na gut, diese Mätzchen hätte sich das Leading Team sparen können, ebenso wie die speziell vor der Pause (zu) zahlreichen Gags und Anspielungen auf Österreichs Innenpolitik. Aber Schwamm drüber, Operette soll ja auch Witz, Vaudeville und Cabaret bieten und das bekamen die Gäste der Sommerarena diesmal sehr wohl geboten. Die Choreographie von Natalie Holtom hätte sogar etwas spritziger sein können, das ausgezeichnete Badener Ballett ist da durchaus zu mehr imstande.

Aber wer so ein Paar wie Maya Boog als Hanna Glawari und Reinhard Alessandri als Graf Danilo Danilowitsch zur Hand hat darf sich glücklich schätzen und berechtigten Lorbeer einheimsen. Noch dazu wenn sich auch der Regisseur um die beiden so bemüht wie an diesem Abend. Immer wieder ist man hin und hergerissen zwischen dem koketten äußeren Spiel und den wahren Gefühlen zweier Liebender. Der gebürtige Tiroler Alessandri bot sicherlich die bisher beste Leistung in Baden und bestach durch seinen einschmeichelnden Tenor mit genügend Schmelz, durch Freude am Spiel mit seiner Jugendliebe Hanna und nicht zuletzt durch sein blendendes Aussehen. Doch die Schweizerin bot ihm auch gekonnt Paroli und kokettierte sich durch die Duette, dass es eine Freude war. Auch mit ihrem schlanken Sopran gewann sie am Ende nicht nur das Herz ihres Danilo wieder. Mit Gustavo Quaresma hörte man eine interessante Stimme als Rossillon, der mit imponierender Höhe und tollen Spitzentönen aufhorchen ließ.

Von den Verbleibenden sei Martha Hirschmann in der undankbaren Rolle der Valencienne positiv erwähnt, Janos Mischuretz machte als routinierter Njegus nichts falsch. Während sich Paul Schmitzberger (Kromov), Michaela Mock (Olga), Thomas Zisterer (Cascada) und Beppo Binder (St. Brioche) durchaus achtbar aus der Affäre zogen (die übrigen Chargen wurden offenbar mit Choristen besetzt, die im Programm nicht aufgezählt wurden), hatte Wolfgang Gerold als Baron Mirko Zeta die Fäden leider nicht immer wirklich in der Hand.

Dennoch kann sich diese „Lustige Witwe“ sehen und hören lassen, denn Franz Josef Breznik kennt seinen Lehar und motivierte das Orchester zu einer Höchstleistung. Bei den Duett-Szenen zeigte sich auch, dass Operetten-Kitsch nicht nur negativ zu sehen ist – als „Lippen schweigen“ erklang umgab einen Gänsehautatmosphäre. Empfehlenswert!

Ernst Kopica
MERKEROnline 

 

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