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BADEN bei Wien: DIE KAISERIN (FÜRSTENLIEBE) von Leo Fall

03.02.2018 | Operette/Musical

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Miriam Portmann, Reinhard Alessandri. Copyright: Bühne Baden/Christian Husar

STADTHEATER BADEN: DIE KAISERIN/FÜRSTENLIEBE von Leo Fall

 am 1.2.2018

 Es ist schon erstaunlich, dass einer so bedeutenden historischen Persönlichkeit wie Maria Theresia nicht mehr musikalische Werke gewidmet wurden. Leo Fall ist eine der wenigen Ausnahmen. Seine die Kaiserin im Titel (der dann von der österreichischen Zensur in FÜRSTENLIEBE geändert wurde) führende Operette erlebte mitten im Ersten Weltkrieg 1915 am Berliner Metropoltheater ihre Premiere.

Michael Lakner, der neue Intendant der Bühne Baden, nahm den 300. Geburtstag der legendären Langzeitherrscherin zum Anlass, um diese Rarität (die er bereits 2014 an seiner alten Wirkungsstätte Bad Ischl in einer semikonzertanten Version präsentiert hatte), nunmehr auch in szenischer Form aufzuführen – größtenteils wieder mit der Ischler Besetzung (es gibt auch eine CD-Aufnahme dieser Produktion).

Um es gleich vorwegzunehmen: das Resultat war nicht gerade berauschend.

Das Buch stammt zwar von den genialsten Librettisten aller Zeiten, Julius Brammer und Alfred Grünwald, ist aber erstaunlich unwitzig. Wollten sie etwa ein „ernstes Singspiel“ verfassen?

Auch die Musik Falls, obwohl sehr gekonnt, geht nicht wirklich ins Blut. Abgesehen davon, dass sie – was vielfach moniert wurde – nicht viel mehr als ein Drittel der gesamten Spieldauer füllt.

Miriam Portmann als Maria Theresia singt sehr schön, ist aber (im Gegensatz zu Fritzi Massary, die die Rolle kreiert hat), nicht sehr wortdeutlich. Außerdem kann sie sich in den langen Sprechpassagen nicht wirklich zwischen näselndem Aristokratisch und waschechtem Weanerisch entscheiden.

Reinhard Alessandri als ihr schöner Gemahl (der liebe Franzl) wiederum, war ja noch nie ein großer Menschendarsteller, hat hier aber noch zusätzlich beachtliche Schwierigkeiten in der Höhe.

DIe Kostüme scheinen alle einem Fundus zu entstammen, und Regisseur Leonard Prinsloo scheint generell keinen großen Wert auf Figurengestaltung zu legen, sondern lässt sein Ensemble die meiste Zeit ziemlich ungeniert frontal ins Publikum agieren.

Am überzeugendsten noch das (leider erst im zweiten Akt auftretende) Buffo-Paar, Thomas Zisterer als anlassiger Pepi Cobenzl und Verena Barth-Jurca als kokette „Bichette“ aus Frankreich

Eva Maria Marold hingegen gibt eine groteske Karikatur der phösen Gräfin Fuchs, und Opernballkommentator Christoph Wagner-Trenkwitz reißt sich als „guter“ Graf Kaunitz auch keinen Haxn, ja nicht einmal einen Zechn aus. Bühnendienst nach Vorschrift…

Das etwas uninspirierte Orchester unter Franz Josef Breznik konnte die ganze Sache auch nicht retten.

Keine Sternstunde also in der Kurstadt, aber immerhin eine interessante Begegung mit einer nahezu unbekannten Operette, die ursprünglich den Untertitel „ein fröhliches Spiel aus dem Rokoko“ trug…

 Robert Quitta, Baden

 

 

 

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