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BADEN bei Wien: FRASQUITA von Franz Lehár – eine Operettenrarität

24.07.2016 | Operette/Musical

Operetten-Rarität in Baden: „Frasquita“ von Franz Lehár (Vorstellung: 23. 7. 2016)

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Sebastian Reinthaller als Armand mit Bibiana Nwobilo als Frasquita (Foto: Christian Husar)

Seit Jahren bringt die Operettenmetropole Baden selten gespielte Werke oder echte Raritäten zur Aufführung. In diesem Jahr wird in der Sommerarena die Operette „Frasquita“ von Franz Lehár gespielt, die 1922 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde. 1933 kam sie in einer Neufassung als  Opéra comique in französischer Sprache in Paris auf die Bühne. Das Libretto verfassten A. M. Willner und Heinz Reichert.

Die zwischen Zigeuner- und Lebeweltmilieu pendelnde Handlung, die in Barcelona und Paris in den 1920er-Jahren spielt, in Kurzfassung: Der reiche und lebenslustige Aristide Girot hat für seine Tochter Dolly seinen Neffen Armand aus Paris als passenden Ehemann erkoren. Als Armand mit seinem schrulligen Freund Hippolyte zur geplanten Hochzeit nach Barcelona kommt, fesselt ihn das fröhliche Treiben einer Gruppe Zigeuner, besonders aber die attraktive Frasquita, die mit einem einheimischen Mädchen in Streit gerät. Armand tritt dazwischen und beendet den Kampf, stellt aber danach fest, dass ihm seine wertvolle Bonbonniere abhanden gekommen ist.  Frasquita, die des Diebstahls bezichtigt wird, weist alle Vorwürfe zurück. Als Armand merkt, dass sie zu Unrecht beschuldigt wurde, entschuldigt er sich und hegt an ihr Interesse, das sie zum Schein erwidert. – Im Nachtlokal „Alhambra“, wohin Aristide seinen Neffen und Freund eingeladen hat, treffen sie wieder auf Frasquita, die dort als Tänzerin angestellt ist. Während Hippolyte mit Dolly flirtet, ärgert sich Armand über Frasquita, die im Lokal allen Männern den Kopf verdreht. Wütend verlässt er das „Alhambra“ und reist aus Barcelona ab. – In Armands Wohnung in Paris erzählt Hippolyte, dass er Dolly geheiratet hat.  Als Frasquita überraschend auftaucht, wirft er sie schweren Herzens hinaus. Aristide entschließt sich, seinen Neffen mit Frasquita zu versöhnen, was ihm mit einem Trick gelingt. Dem Happyend steht nichts mehr im Wege…

Anette Leistenschneider schuf eine humorvoll-operettenhafte Inszenierung mit guter Personenführung und sehenswerten Tanzszenen, die von Marcus Tesch einfallsreich choreografiert wurden. Für die opulente Bühnenausstattung und die farbenprächtigen Kostüme sorgte Roswitha Wilding-Meisel.   

Star des Abends war der Wiener Tenor Sebastian Reinthaller – seit 2014 auch Künstlerischer Leiter der Bühne Baden – als Armand, der sowohl schauspielerisch wie stimmlich voll überzeugte. Blendend sang er das Lied vom blauen Himmelbett „Schatz, ich bitt’ dich, komm heut’ Nacht“, das einst in der Interpretation von Richard Tauber weltbekannt wurde. Für die Titelrolle wurde die in Nigeria geborene und in Kärnten aufgewachsene Sopranistin Bibiana Nwobilo engagiert, die das attraktive Zigeunermädchen Frasquita eindrucksvoll spielte. Stimmlich meisterte sie mühelos alle Höhen, war aber leider in der Mittellage zu kraftlos.  

Als Aristide Girot war der Bassbariton Rupert Bergmann eine Idealbesetzung. Er stattete seine Rolle als Lebemann mit viel Humor und tänzerischem Können aus und begeisterte dadurch das Publikum besonders im 2. Akt im Nachtlokal „Alhambra“.  Seine Tochter Dolly wurde von der steirischen Sopranistin Sieglinde Feldhofer sowohl stimmlich wie auch darstellerisch durch ihr großes Talent für Komik eindrucksvoll gespielt. Ein ebenbürtiger Partner war ihr der Wiener Buffotenor Thomas Malik in der Rolle des tollpatschigen Hippolyt. Ihre Szenen als Paar waren für die Lachmuskeln des Publikums stets ein gelungener  Reiz.  

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Sieglinde Feldhofer als Dolly und Thomas Malik als schrulliger Hippolyt (Foto: Christian Husar)

Aus dem großen Ensemble sind noch zu nennen die Sopranistin Lilla Galambos und die Tenöre Beppo Binder, Franz Födinger und Lorin Wey, die in mehreren kleinen Rollen zu sehen waren.  Stimmkräftig erwies sich der Chor der Bühne Baden (Leitung: Michael Zehetner), ausdrucksstark wie immer das Ballett der Bühne Baden (Leitung: Michael Kropf), das auch die exotischen Tänze – wie Bolero Cubano, Tango, Habanera und Valse Espagnole – auf begeisternde Art aufs Parkett legte.

Das Orchester der Bühne Baden lief im Laufe der Vorstellung unter der profunden Leitung von Franz Josef Breznik zu gewohnter Form auf und brachte die spanischen Klänge der Partitur von Franz Lehár dem Publikum nuancenreich zur Kenntnis.

Am Schluss der Vorstellung lang anhaltender Applaus des sichtlich gut gelaunten Publikums, das sich auch im 1. Akt an den meines Erachtens nicht gerade sehr witzigen Texten des Librettos ergötzte. Beifallsrufe gab es für die Hauptdarsteller Sebastian Reinthaller, Bibiana Nwobilo, Rupert Bergmann, Sieglinde Feldhofer und Thomas Malik.

Udo Pacolt

 PS: Weitere Vorstellungen von „Frasquita“ von Lehár finden in der Sommerarena Baden noch am 31. Juli sowie am 5., 10., 19. und am 27. August statt.

 

 

 

 

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