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BADEN bei Wien: DER ZIGEUNERBARON. Premiere

16.12.2018 | Operette/Musical


Regina Riel, Sebastian Reinthaller. Foto: Christian Husar

PREMIERE BADEN/WIEN : „DER ZIGEUNERBARON“ am 15.12.2018

Eine gut studierte und sehr stimmige Umsetzung dieser Operette, oder ist es doch eine Opera comique?

Das Thema der Handlung ist letztendlich alles andere als komisch. Kriegswirren bringen Familien auseinander, spätere Kriege führen sie einander wieder zu. Das spielt das Leben, so erfunden sind diese Libretti sicher nicht.

Das Regie und Ausstattungsteam Volker Wahl, Michaela Ronzoni und Stefanie Stuhldreier gestalteten eine sehr gute Umsetzung mit traditionellen und auch heutigen Momenten. Die Personenführung von Volker Wahl und Michaela Ronzoni ist wirklich gut und genau gearbeitet, die Figuren bekamen tatsächlich Profil. Die Kostüme von Stefanie Stuhldreier sind geschmackvoll traditionell und stilistisch richtig.

An intensiver Darstellung gab Regina Schörg als Mirabella ein Lehrbeispiel. Mit Witz und nötiger Dramatik, nie outrierend schilderte sie ihr schweres Schicksal im Krieg und wie sie aus dem Harem des Pascha entkommen konnte. Nun fand sie wieder ihren Gatten Conte Carnero, inzwischen sehr sittenstrenger königlicher Kommissär, von Thomas Zisterer mit netter Stimme gut dargestellt. Ihrer beider Sohn Ottokar, ein richtiges Muttersöhnchen, wird von Mahdi Niakan sehr liebenwert gespielt, musikalisch konnte die Rolle dem Tenore di grazia nicht viel bieten, keine Arie und kein Duett wo er sein sängerisches Können zeigen kann. Seine angebetete Arsena ist Alice Waginger, sehr soubrettig und kokett unterwegs. Als Czipra konnte Bea Roben darstellerisch voll punkten, sie ist eine Mischung aus Hexe und guter Fee. Ihre Kostüme sind besonders schön und gut gelungen.

Saffi, ein Zigeunermädchen, sollte man meinen, wird von Regine Riel etwas langweilig umgesetzt. Sie singt bemüht, aber die Stimme wird in hohen Lagen doch schrill und die richtige Intonation ist manchmal dem Glück überlassen. Ihr „Zigeunerbaron“, Sándor Barinkay ist Sebastian Reinthaller. Vor zwei Jahren noch Chef in Baden, kehrte er als Hauptrollenträger erfolgreich zurück. Die Stimme ist ausgeruht und klingt frisch und sehr höhensicher. Als Schauspieler wie immer äußerst präsent. Graf Homonay ist eine Paraderolle von Thomas Weinhappel. Tanzend für den Krieg zu werben hat wirklich etwas gespenstisch morbides an sich, das er sehr gut über die Rampe bringen kann. Dies alles spielt sich am Hof des Schweinefürsten Kálmán Szupan ab. Sébastian Soules spielt dieses wenig sympathische Schlitzohr mit der passenden etwas rauen Stimme. Dass da etwas zuviel Outrage dabei war, mag wohl an der Personenführung liegen. Das kleine Stoffschweinchen liebkosen und dann Würste servieren, ist schon etwas geschmacklos.

In weiteren Rollen dabei waren Branimir Agovi als Eugen und sehr eindrucksvoll als Zigeuner Pali im „Pirates of Karibik Look“  und eine Leihgabe aus dem Bettelstudent Sascia Ronzoni als von Richthofen.              

Dass die Ouverture und Zwischenspiel bebildert wurde ist nicht wirklich überzeugend. Das Ballett ist choreographisch von Michael Kropf wohl interessant, aber doch etwas zu viel.

Ordentlich der kleine feine Chor unter Michael  Zehetner.   

Franz Josef Breznik, der Chefkapellmeister der Bühne Baden musizierte ausgezeichnet mit Orchester und Bühne.

Ein besonderes Lob an die Maskenbildner des Hauses, ebenso an die Perückenmacher! Diese Sachen werden an größeren Häusern oft sehr vernachlässigt!

Elena Habermann

Mahdi Niakan kann man am 26. 2. in der Oper „Betly“ von G. Donizetti erleben.

1190 Gatterburggasse 14   Beginn 19.30 Uhr           

 

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