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BADEN-BADEN/ Weinbrennersaal: Philharmonie Baden-Baden mit Pavel Baleff

06.06.2020 | Konzert/Liederabende

Philharmonie Baden-Baden mit Pavel Baleff am 5. Juni im Weinbrennersaal/BADEN-BADEN

MIT VIEL GLANZ UND ESPRIT

 Leider kann die Carl-Flesch-Akademie wegen Corona in diesem Jahr im Kurhaus nicht stattfinden. Doch die „Soirees musicales“ der Philharmonie Baden-Baden werden glücklicherweise wieder ins Leben gerufen. Gleich beim ersten Konzert brillierten die beiden Solisten Heather Moseley (Cello) und Pol Centelles (Fagott) bei Wolfgang Amadeus Mozarts Sonata in B-Dur für Fagott und Violoncello KV 292 mit chromatischem Feinschliff und harmonischer Raffinesse. Die zeitlich benachbarten Flötenquartette lassen grüßen. Vor allem die kunstvolle thematische Verarbeitung trat hier in reizvoller Weise hervor. Holger Bronner (Trompete) brillierte dann beim temperamentvoll interpretierten Konzert für Trompete und Streichquartett in Es-Dur von Vincenzo Bellini, wo er von Yasushi Ideue, Leonidas Karampoulat (Violine), Anna Pelczer (Viola), Thomas Lukovich (Violoncello) und Jozef Novotny (Kontrabass) sehr facettenreich begleitet wurde. Lyrische und virtuose Momente wurden dabei sehr emotional und gewinnend ausgekostet. Vor allem die kantablen Finessen blitzten leuchtkräftig hervor. Süditalienischer Esprit ließ nicht lange auf sich warten. Die Nähe zu verminderten Intervallen und chromatischen Durchgängen belebten nuancenreich den harmonischen Ablauf. Auch die Besonderheiten des Belcanto zeigten ihren ganzen Ausdruckszauber. Bei den Fünf Konzertstücken von Wilhelm Friedemann Bach wurden wahre Improvisationskunststücke hervorgezaubert. Die Nähe zu Engführungen und figurativen Imitationen waren nicht zu überhören. Auch die dramatischen Fortschreitungen wurden so lebendig interpretiert, dass die harmonische Vielschichtigkeit im Weinbrennersaal triumphierte.  Wilhelm Friedemann Bach galt nicht umsonst als der beste Organist seiner Zeit, der aber aufgrund seines ausufernden Lebensstils kein leichtes Leben hatte. Melanie Huber und Annette Konrad (Klarinette), Susanne Schmid-Ferrara und Pol Centelles (Fagott) sowie Stefanie Wellnitz und Hubert Stoll (Horn) brillierten mit stilistischem Glanz und intelligentem Spielwitz. Man spürte, wie sehr die Musik von Wilhelm Friedemann Bach bereits in die Moderne weist. Zum Abschluss gefielen die Solisten der Philharmonie Baden-Baden noch mit der reizvollen Serenade des ungarischen Komponisten Matyas Seiber, der ein Schüler von Zoltan Kodaly war. Staccato-Akzente, Triller, Quart-Entwicklungen und Unisono-Passagen traten in geheimnisvoller Weise hervor. So entstand hier ein überaus reizvolles musikalisches Mosaik der Sonderklasse. Auch in der Saison 2020/2021 hat die Philharmonie Baden-Baden viel zu bieten. „Artist in Residenz“ wird der Geiger Kolja Blacher sein.

Am 25.9.20 erklingt neben dem Violinkonzert von Fabian Joosten als Uraufführung die „Träumerei am Kamin“ aus dem „Intermezzo“ von Richard Strauss sowie Anton Bruckners Symphonie Nr. 0. Der Solist ist Yasushi Ideue und der Dirigent Pavel Baleff. Am 20.11.20 folgt dann ein weiteres Konzert mit den „Dance Scenes“ (Suite Nr. 1) von Boris Blacher, dem zweiten Violinkonzert von Dimitri Schostakowitsch und der Sinfonie Nr. 4 von Alexander Glasunow. Solist ist Kolja Blacher, Dirigent Pavel Baleff. Am 26.3.21 erklingen 5 Stücke von Anton Webern, Beethovens Violinkonzert und Joseph Haydns Sinfonie Nr. 95. Solist und Leitung: Kolja Blacher. Den Abschluss bilden am 16.4.21 „Eine Ballettsuite“ von Max Reger, Sergej Prokofjews Violinkonzert Nr. 2 und Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 7. Solist ist wieder Kolja Blacher, Dirigent Pavel Baleff.

Alexander Walther

 

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