Baden-Baden: „DIANA DAMRAU-XAVIER DE MAISTRE“
Liederabend am 10.05.2019
Nach 10 Jahren Pause gaben sich Diana Damrau und Xavier de Maistre (Harfe) wiederum die Ehre und absolvierten einen exzellenten Liederabend im Festspielhaus.
Fünf Lieder aus der Feder von Felix Mendelssohn Bartholdy eröffneten den interessanten Liederabend und Diana Damrau schenkte diesen kompositorisch phantasievollen Miniaturen die vortreffliche harmonische Akkuratesse. So erschien Auf den Flügeln des Gesangs quasi als Leitfaden des gesamten Programms und in lichtvoller Sprache grundierte Damrau mit ihrem immer noch mädchenhaft schwerelosen Sopran die strukturellen Details der melodischen Tonsprache auch während der Folge-Lieder u.a. Suleika oder zum wunderbar differenziert vorgetragenen Des Mädchens Klage.
Das „Fach-Publikum“ klatschte nach jedem Lied und Diana Damrau wies auf charmante Art darauf hin bitte nur nach jedem Block zu applaudieren. Opernszenen en miniature glichen die Preziosen Sergej Rachmaninows welche die Sängerin dank ihres hellsilbrigen Edeltimbres in vokaler Raffinesse darbot. Den Hauch von Flieder glaubte man bei Siren regelrecht zu spüren, in intelligenter deutlicher Wortgestaltung (wie mir in der Pause eine russisch sprechende Dame versicherte) schenkte Damrau Notsch´ petschal´na oder Sumerki nicht nur bedeutungsvolle Glaubwürdigkeit sondern ebenso die herrlich phrasierenden musikalischen Impulse.
Virtuosität, Rhythmik, instrumentale Perfektion eilen dem Ruf Xavier de Maistre voraus dem Solisten des königlichen Instruments der Harfe. In technischer Meisterschaft begleitete der ungewöhnliche Künstler die Sopranistin durch die musikalischen Formationen der Kompositionen und brillierte solistisch mit „Le Rossignol“ (Franz Liszt) von Henriette Renié für Harfe instrumentiert. Großartig, harmonisch innig, in bravourösen Läufen seines wundervollen Instruments interpretierte der famose Harfenist „Légende“ von der schier vergessenen Komponistin.
Empfindsame Gefühlsregungen prägnant und effektvoll servierte Diana Damrau zu Fétes galantes – Mai – Nocturne sowie dem bedeutsamen L´Enamourée und durchleuchtete völlig uneitel Wort und Ton, ganz im Dienste der Musik des französisch-brasilianischen Tonsetzers Reynaldo Hahn.
Frech, frivol, in charmantem Plauderton, mitreißend in atemberaubender Artikulation, aber dennoch geprägt von hoher Musikalität erklangen fünf Chansons von Francis Poulenc sowie in sphärischer Zeichnung dessen zwei Miniaturen Les anges musiciens und elegisch versonnen Lune d´Avril. Beschwingt, facettenreich und anmutig beschloss das sympathische Duo das offizielle Programm mit dem hinreißend interpretierten Les Chemins de l´amour.
Das begeisterte Publikum tobte und ließ die beiden Künstler nicht ohne Zugaben von dannen ziehen.
Gerhard Hoffmann