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BADEN-BADEN: „JANINE JANSEN – ORCHESTRA DELL´ACCADEMIA NAZIONALE DI SANTA CECILIA / PAPPANO

02.03.2015 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „JANINE JANSEN – ORCHESTRA. DELL´ACCADEMIA NAZIONALE. DI SANTA CECILIA – A. PAPPANO Konzert 01.03.2015

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Copyright: Manolo-Press

 Dem Orchestra dell´Accademia di Santa Cecilia eilt der Ruf voraus als bestes Symphonie-Orchester Italiens zu gelten. Zum diesjährigen Konzert des „Freundeskreis Festspielhaus Baden-Baden e.V.“ gastierte das italienische Ausnahme-Orchester im Festspielhaus unter der Leitung des international renommierten Operndirigenten Antonio Pappano. Als Solistin gewann man die weltweit gefragte Geigerin Janine Jansen. Bundesfinanzminister Herr Dr. Wolfgang Schäuble Schirmherr des Freundeskreises hielt vor dem Konzert sein einführendes, kurzweiliges, humoristisches Laudatio.

Nun sehen viele Violine-Solisten das „Violinkonzert“ von Peter Iljitsch Tschaikowsky als Schauplatz extrovertierter Virtuosität. Nicht so Janine Jansen, ihr Tschaikowsky wirkt gezügelt und domestiziert, breit entwickelt, sehr bewusst ausgeführt, besonders die Kadenz des Allegro moderato. Jansen schien mir, veredelt die Musik, ihr Spiel lebt zunächst entscheidend in der Kunst des Schattierens. Zum Finale dieses Satzes wurde jedoch auch die perfekte Technik der Künstlerin offenbar und bot Einsichten in ihr meisterhaftes Können. Mit einer Portion gesunder Resonanz folgte die Canzonetta und Jansen vermochte in prägnantem, dennoch weichem, fraulichem Zugriff zu betören.

Faszinieren gestaltet folgte das finale Allegro vivacissimo im rhythmischen Detail, atemberaubender Tonbildung und souveräner Gestaltungskunst.

In Antonio Pappano hatte die famose Solistin mit dem konzentriert musizierenden, italienischen Orchester einen sensiblen Partner, innig verhalten im seelenvollen Spiel, entfesselt während der temperamentvollen Sequenzen.

Für den überschwänglichen, lautstarken Beifall bedankte sich Jansen mit „Sarabande“ (Bach).

Zur Einleitung des Konzerts erklang das symphonische Gedicht „Der Zauberlehrling“ (Paul Dukas). Antonio Pappano formt kundig dieses Orchesterscherzo in impressionistischer Farbgebung, lässt den Lehrling zum Klang des Fagotts mit dem Besen hüpfen, beschwört orchestral mit allen Formeln die magischen Kräfte in meisterhaft, ironische Striche und verbindet das Spektakel in dynamischen Abstufungen, zur klugen Klangökonomie.

 Zum offiziellen Abschluss servierten  die italienischen Gäste „Bilder einer Ausstellung“ (Modest Mussorgsky). Soweit wir wissen, handelt es sich hier um einen Zyklus von Klavierstücken, an deren Instrumentation der Komponist nicht dachte. Doch reizte die Fülle der beschriebenen Stimmungen andere Komponisten sehr eine Orchesterfassung zu arrangieren. Heute erlebte man die orchestrierte Version von Maurice Ravel zu den Illustrationen des Malers Viktor Hartmann und Freund Mussorgskys, verbunden stets mit einem kurzen Musikstück  betitelt „Promenade“.

 Antonio Pappano versteht es vorzüglich den Affekt-Reichtum der Partitur auszubreiten, ich beschränke mich auf nur einige Gemälde, bleibt dem Witz des Gnom, den Disharmonien der Tuilerien nichts schuldig. Süffisant verbindet der Dirigent die Orchestergruppen des prächtig aufspielenden Klangapparats und kostet so auch jenes Scherzo Die Küken in den Eierschalen, mit schwebender Leichtigkeit aus.

Piepsig erklingt die äußerst bissige, parodistische Karikatur Samuel Goldberg und Schmuyle.

Erbarmungslos orchestriert Pappano das vulgäre Geschnatter der Weiber des Bildes Der Markt von Limoges, jenem Perpetuum mobile. In schauerlichen Akkorden der Grabesatmosphäre vernimmt man das gewaltige Instrumentarium zu Katakomben und illustrativ in orchestraler Kraftentfaltung erschließt sich in gebündelter Homogenität Das große Tor von Kiew. Mit einem Bravosturm dankte das begeisterte Publikum. Soviel Enthusiasmus quittierten Pappano und das spielfreudige Orchester großzügig mit „Nimrod“ (Elgar) sowie dem Galopp der Ouvertüre zu „Guglielmo Tell“ (Rossini).

 Gerhard Hoffmann

 

 

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