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BADEN-BADEN/Festspielhaus/ „Hausfestspiele“: DIANA DAMRAU -HELMUT DEUTSCH. Auf den Flügeln des Gesangs 

04.04.2021 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „DIANA DAMRAU-HELMUT DEUTSCH“

  Auf den Flügeln des Gesangs  –  03.04.2021

Liederabend Diana Damrau und Helmut Deutsch – Festspielhaus Baden-Baden –  foyer
Helmut Deutsch, DianaDamrau. Foto: Festspielhaus  Baden-Baden

Fabergé-Preziosen-Anleihen  gleich präsentierte das Festspielhaus während seiner „Hausfestspiel-Oster-Edition“ eine der kostbarsten Sopranstimmen unserer Zeit Diana Damrau. Was für ein Glücksfall die wunderbare Künstlerin erneut an der Oos begrüßen und erleben zu dürfen. In Begleitung des genialen Pianisten Helmut Deutsch gestaltete Diana Damrau ein interessantes Programm des deutschem und spanischem Lied-Repertoires.

Hymnisch euphorisch eröffnete Diana Damrau mit „Widmung“ von Robert Schumann den ersten Programmteil. Drei Lieder aus der Feder seiner Gattin Clara folgten, in deren Interpretation die Sopranistin mit inniger Schlichtheit, großem Atem, vorbildlicher Legato-Kultur und emphatischen Aufschwüngen überzeugte. Wunderbar erklangen Liebst du um Schönheit – Sie liebten sich beide – Er ist gekommen in Schnee und Regen voll Wärme und Gefühl.

„Frauenliebe und Leben“ des Komponisten Gatten Robert beleuchtet Episoden nach Gedichten von Adelbert von Chamisso, in deren Verlauf werden in idealisiertem Stil die Begegnung einer jungen Frau mit dem Geliebten, die Hochzeit, die Geburt des Kindes und schließlich der Tod des Ehemanns geschildert.

Deklamatorisch wie musikalisch verstand es Diana Damrau auf vortreffliche Weise die Retrospektive dieses Frauenlebens zu profilieren. Zu Beginn des spannungsreichen erzählerischen Bogens färbte die Sopranistin in idealer Ausdrucksform den schwärmerischen Überschwang der Verliebten Seit ich ihn gesehen – Er, der Herrlichste von allen in helle freudig erregte Töne. Dem nachdenklichen Duktus, den Konstitutionen der Liebenden verhalf die kluge Gestalterin mit dunkleren Couleurs zur Strophe Ich kann´s nicht fassen, nicht glauben zu leidenschaftlichem Ausdruck. Innig verhalten erklang Du Ring an meinem Finger, in lebhaft schwungvollem Impetus folgte Helft mir, ihr Schwestern, nonchalante Töne schenkte sie Süßer Freund, schwelgend voll Liebe im Mutterglück An meinem Herzen, an meiner Brust. Vorzüglich verstand es Damrau vokal und gleichsam mimisch unaufhaltsame Schicksalsläufe im Hochgefühl bis zum niederschmetternden Ausdruck des leidvollen Finales Nun hast du mir den ersten Schmerz getan zu vermitteln.

Sodann erfolgte ein Spaziergang in die Lichtentaler Allee zur Clara Schumann-Büste, im frühlingshaften Baden-Baden beantwortete die charmante Sängerin Fragen der Moderatoren Jasmin Bachmann und Intendant Benedikt Stampa und sprach in dieser depressiven Covid-Zeit hoffnungsvolle Worte über Natur, Liebe, Musik, das Ehepaar Schumann sowie über  spanischen Komponisten.

Eine Kostprobe verhalten spanischen Temperaments lieferte Damrau mit viel Esprit zu No lloreis von Enrique Granados und Tu Pupila von Joaquin Turina. In Folge erklangen fünf „Canciones clásicas espanolas“ Melodien zu Texten aus der spanischen Folklore von Fernando Obradors vertont. Feurig und rhythmisch zu Beginn mit Conciones, in verhaltener Glut Al Amor und wiederum sehr temperamentvoll vokal alle Register ihrer großen Sopranstimme auskostend das finale Chinquitta mit dem Olé-Abgang.

Den großartigen Pianisten Helmut Deutsch zu rühmen, hieße Eulen nach Athen tragen. Für mich bedeutet es immer wieder ein besonderes Ereignis der Virtuosität, den feinen Nuancen, der musikalischen Sensibilität seiner famosen Klaviersprache zu lauschen. Schwerelos folgte der Tastenkünstler seiner Solistin, setzte in Akkuratesse Capricen, effektvoll prägnante Fundamente und besticht immer wieder mit zurückhaltend sympathischer Kollegialität.

Im letzte Abschnitt ihres Vortrags widmete sich Diana Damrau einem ihrer Lieblings-Komponisten Richard Strauss und brachte fünf ausgewählte Lieder aus dessen Feder zu Gehör. Dank der außerordentlichen Farbpalette ihres inzwischen sehr umfangreich gewachsenen Soprans erhielten Einerlei – Das Rosenband – Ständchen – Wiegenlied – Zueignung besonders individuelle Noten, höchst differenzierte Akzente, Poesie, harmonische Raffinessen, besonders reizvollen genussreichen Rausch.

Danach begaben sich Künstler und Moderatoren an den Mal-Tisch zum frohen Ostereier färben, beantworteten in munterer Folge die Fragen des zugeschalteten Internet-Publikums in gelöster zwangloser Atmosphäre.

Gerhard Hoffmann

 

 

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