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BADEN-BADEN/ Festspielhaus: „DIANA DAMRAU-JONAS KAUFMANN-HELMUT DEUTSCH“  Elitärer Liederabend

30.03.2022 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „DIANA DAMRAU-JONAS KAUFMANN-HELMUT DEUTSCH“  Elitärer Liederabend im Festspielhaus – 27.03.2022

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Foto: Andrea Kremper

Nach Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ fanden sich nun vier Jahre später erneut Diana Damrau, Jonas Kaufmann sowie der Pianist Helmut Deutsch zum exemplarischen   „Liebeslieder“-Reigen, in munterem Wechsel von sechs Komplexen erklangen Vertonungen  von Robert Schumann und Johannes Brahms. Zweifellos ohne zu übertreiben gab sich die unerreichte Elite des gegenwärtigen Liedgesangs im Sopran- und Tenorfach die Ehre, verschenkte genussvolle akustische wie optische Wonnen in überreichem Maße. In höchst dialektischer Manier widmete sich das geniale Duo dem unermesslichen Kosmos der Liebe in 40 Soli- und Duett-Preziosen.

Sieben Schumann-Lieder eröffneten den Reigen mit der tenoral wundervollen Liebeserklärung Widmung, gefolgt von Jemand in betörend schöner Sopranstimme gehüllt. Unmissverständlich wurde dem Hörer bewusst, eine Sternstunde des Liedgesangs stand bevor. Gleich einem bunten Kaleidoskop erklangen die Miniaturen zogen flugs in beredetem Plauderton vorüber, kündeten von Liebe, Eifersucht, Neckereien also durchaus menschlichen Regungen. Ohne überpointierten Pathos, charmant, keck, zuweilen geprägt und erfüllt von nonchalanter Tristesse Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht verstand es Diana Damrau in unübertrefflicher Meisterschaft ausdrucksstarke Maßstäbe zu setzen. Bruchlos führte die Sopranistin ihr herrlich-strahlendes Timbre in silberhelle obere Regionen, offenbarte gleichsam wandelbare atmosphärische Regungen wo gestalterisch nötig, zu vokal zarter Lyrik sich in dynamische Schattierungen steigernd.

Überwältigend wie seine Partnerin durchleuchtete Jonas Kaufmann die personifizierten Soli,  bot den weiblichen Parts während der hinreißenden Duette auf vortreffliche Weise Paroli,  brachte seinen kernigen, zuweilen dunkel getönten Tenor ins abenteuerliche Spiel mit ein. Galant, nachsichtig, teils ironisch parierte der Sänger in tenoralem Ausdruck- und Farbwechsel der Tongebungen zu ebenfalls ausgezeichneter Diktion dem holden weiblichen Sentiment. Bewundernswert nach wie vor Kaufmanns hervorragende Legato-Kultur, seine regelrecht betörenden Piani, die Belcanto-Nuancierungen welche der exzellente Künstler in vorbildlicher Musikalität stilsicher verband. Melancholische Tupfer flossen zu Auf ihrem Grab, da steht eine Linde mit ein, um nur ein Beispiel zu nennen. Vokale Raffinessen im Überfluss, stets den Schalk im Nacken servierte das großartige Sängerpaar u.a. während der Brahms-Duette Vergebliches Ständchen –  Serenade. Wunderbar verinnerlicht, voll tiefgründiger Bedeutung mit umschmeichelnder Wärme interpretierten Damrau und Kaufmann ihre präzise vorgetragenen Parts, verschenkten musikalische Wonnen von unvergleichlich besonderer Art.

Natürlich hatte wie  unzählige Male zuvor am faszinierenden Gelingen der Klavierpart sehr großen Anteil und Helmut Deutsch verstand es wiederum, dass sich pianistische Begleitung und Stimmen zur exemplarischen Verbindung auf hohem Niveau vereinten. Wie aufgereihte Perlen ließ Deutsch die brillanten Tasten-Kaskaden glitzern, verband variierte Ornamentik, feinnervige Anschläge in instrumentaler Perfektion zum überwältigenden pianistischen Bogen, um so den Vertonungen die überströmenden Gefühlswelten höchst differenziert zu schenken.

Ein Abend der Superlative ging wie im Fluge vorüber, hätte gewiss noch andauern dürfen, wurde vom andächtig lauschenden, sehr disziplinierten Publikum mit lautstarker Begeisterung honoriert und von den überragenden Künstlern noch mit zwei wundervollen Duett-Zugaben belohnt.

Gerhard Hoffmann

 

 

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