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BADEN-BADEN/ Festspielhaus: „ARTHUR UND LUCAS JUSSEN“

02.04.2021 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „ARTHUR UND LUCAS JUSSEN“ – 01.04.2021

Erneut belebte das Festspielhaus die „Streaming-Scene“ mit seiner <Oster-Edition-HAUSFESTSPIEL> und legte seinen Freunden besonders illustre Präsente ins bunte Nest.

Zum Auftakt des fünftägigen Internet-Festivals gastierte das holländische  Brüderpaar Arthur und Lucas Jussen im bewährten Programm-Ablauf zu Interviews mit der charmanten Moderatorin Jasmin Bachmann sowie dem Intendanten Benedict Stampa.

Das renommierte Klavier-Duo eröffnete sein Gastspiel mit der „D-Dur-Sonate KV 284“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Werk gilt schlechthin als Tor zur Musik für vier Hände und in der wunderbaren Mixtur wirken die drei Sätze in ihrer Bandbreite schon schier sinfonisch. Der Aufbau des ersten Satzes entspricht dem eines Sinfonie-Allegros: Tutti-Thema als Eröffnung, Verflüchtigung des kantablen Seitenschemas welches Wiederholung in Oktaven findet, großes Crescendo, dann rauschendes Mollfinale. Das folgende Andanti cantabili im Dreivierteltakt ist eines der schönsten aus Mozarts Feder, die wiegenden Akkorde der zweiten Klavierstimme schienen Streicher zu suggerieren. In spieltechnischer Brillanz , traumwandlerisch aufeinander abgestimmt, stilistisch fein nuanciert erlebte man die beiden Künstler in perlenden Tonkaskaden.

Kontrastreich formierten Arthur und Lucas Jussen das temperamentvolle Rondo mit dem ersten Couplet mit seinen zarten Moll-Nuancen um sodann in pianistischem Schlag-Austausch dem Finale die Atmosphäre eines Doppelkonzerts zu imitieren.

Es folgte die „F-Moll-Fantasie“  einem sehr berührenden und immer wieder bewegenden Musikstück von Franz Schubert. Vier Sätze Allegro molto moderato – Largo – Allegro vivace – Tempo fügen sich in dieser Klavier-Fantasie wie in einer Sinfonie zusammen, gehen nahtlos ineinander über. Die Musik bäumt sich zum Ende in einer Fuge auf, sie mündet in eine Generalpause die beweist, dass das Piano letztlich kraftvoller erklingen kann als das lauteste Fortissimo, wirkt geradezu fragil, sehnsuchtsvoller selbst im ländlerseligen Scherzo.

Spannend versehen mit einem enormen Reichtum an Klangfarben interpretierte das Solisten-Duo die gestalterischen Grundrichtungen der Sätze. Zuweilen entstand der Eindruck des Spontanen, dann wiederum verloren sich vier Hände in improvisatorischen freien agogischen Gestaltungen, teils kontrapunktisch einzeln geprägt um sich erneut in wunderbarer Korrespondenz vereint zu finden.

Als finales Werk erklang das „Concertino A-Moll“ von Dmitrij Schostakowitsch, einer Miniatur von avantgardistischer Prägung jedoch von deklarierter Klangschönheit. In reich ornamentiertem Tastenspiel verstanden es die beiden Herren dem burlesken Stück, prächtige Couleurs in herrlicher Leuchtkraft kontrastreich in bestem Einvernehmen und elektrisierender Musizierfreude an zwei Flügeln zu übermitteln.

Obligatorisch stellten sich die Künstler den Fragen der Moderatoren sowie dem „Heissen Draht“, gaben kurze private Einblicke und verabschiedeten sich mit der brillant gespielten Zugabe „Gottes Zeit, ist die allerbeste Zeit“ von J. S. Bach in der Bearbeitung durch Kurtag.

Gerhard Hoffmann

 

 

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