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BADEN-BADEN: „ELINA GARANCA-JONATHAN TETELMAN-  MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER“- Karel Mark Chichon

08.01.2024 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „ELINA GARANCA-JONATHAN TETELMAN-  MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER-  KAREL MARK CHICHON“  –  07.01.2024

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Jonathan Tetelman, Elina Garanca, Karel Mark ChichonFoto: Andrea Kremper

Zum Jahresauftakt und der Saisoneröffnung 2024 präsentierte das Festspielhaus eine „Festliche Gala“ mit zwei hochkarätigen Stars der internationalen Opernszene Elina Garanca sowie Jonathan Tetelman begleitet vom Münchner Rundfunkorchester unter der Stabführung von Karel Mark Chichon.

Nun hätte ich mir zwar von meiner seit knapp zwei Jahrzehnten verehrten Mezzosopran-Favoritin Elina Garanca ein neues Programm mit der Sapho oder Jeanne d`Arc etc. gewünscht doch die Hoffnung trog mich, die Dame bediente sich erneut hier am Hause der Reprise. Nun wie denn auch sei, nach der grandiosen Dalila und phänomenalen Amneris in Berlin verzeihe ich dieser unvergleichlichen Künstlerin einfach alles, lehnte mich zurück und genoss jeden der kostbaren Töne. Zum Auftakt bot die großartige Sängerrin wahrlich der Kunst und Schönheit geweiht Ecco, respiro appena die Arie der „Adriana Lecouvreur“ (Cilea) weich strömend, emotional einfach traumhaft gesungen. Zu intensiver Präsenz, verzweifelt bittend, dunkel timbriert folgte Voi, lo sapete aus „Cavalleria Rusticana“ (Mascagni), das ohnmächtige Debakel nach dem verhängnisvollen Fluch neben dem Pult war ganz großes Kopfkino. Zum Duett Tu Qui Santuzza gesellte sich Jonathan Tetelman und beide Künstler boten eine Opernszene die unter die Haut ging. Mamma, quel vino é generoso ohne Larmoyanz vortrefflich im Ausdruck, exquisiter Stimmführung sang Tetelman diesen veristischen Tenorpart.

 Karel Mark Chichon am Pult des Münchner Rundfunkorchesters begleitete die Vokalisten mit zarten melancholischen Tönen und eruptiven dramatischen Steigerungen, bot vortreffliche orchestrale Soli mit der Ouvertüre zu „Luisa Miller“ (Verdi), Minuten-Episoden aus dem Tanz der Stunden (Ponchielli), Intermezzo Sinfonico (Mascagni). Nach der Pause folgten mit Esprit die Ouvertüre sowie Entr´acte zu „Carmen“ (Bizet) mit drei Szenen.

Es ist schon faszinierend zwei hervorragende Künstler bewegt, voneinander lösend, stets in Aktion szenisch zu erleben, man vergaß während diesen grandios-intensiv gestalteten Dramaturgien regelrecht das Konzertpodium. Zum Amüsement von Garanca und Publikum mühten sich Tenor und Dirigent mit einem viel zu kurzen Notenpult ab, bis Herr Boss flink mit einem höheren Exemplar herbei eilte. Tetelman befand sich zuweilen noch auf unvertrautem Rollen-Terrain und warf öfters einen Blick in die Partitur. Glutvoll, erotisch, im Farbenreichtum des herrlichen Timbres erklang die Habanera. Zu evidenter Linienführung, emotionell, tenoral wunderbar timbriert gestand José mit La fleur que tu m´avais jetée seine Liebe. Um jene verzweifelt flehend bis zum tödlichen Finale servierten die Ausnahmekünstler höchst dramatisch die Szene C´est toi! – C´est moi! Spanisches temperamentvolles Kolorit auf sehr hohem Niveau folgte: Mit dem famos musizierenden MRO unter der Chichon erklangen Preludes und Intermezzi aus Zarzuelas der Komponisten Reveriano Soutullo, Federico Moreno Torroba.

Glanzvoll mit prächtigen Höhenaufschwüngen servierte Tetelman leidenschaftlich Leandros No puede ser aus „La Taberna del Puerto“ (Sorozábel). Ansonsten als Zugabe heute im offiziellen Programm brillierte Garanca schwungvoll mit Carceleras  (Chapi) mit den wundervollen maurischen Untertönen und schwindelnden Oktaven. Zum Duett Subir, subiry y luego caer aus „Luisa Fernanda“ (Torroba) fanden sich die edlen Stimmen erneut, den Abschluss krönten die euphorisch mit Standing Ovation Gefeierten mit Granada (Lara)  bei welchem Tetelman zum Entzücken Aller statt dem Titel mal Garanca anstimmte.

Mit drei Zugaben wurde das begeisterte Publikum bedankt, dem orchestralen Tico Tico (Abreu), dem Duett El dia que me quieras (Gardel) sowie dem köstlich parodierten und unverwüstlichen O Sole mio (Di Capua). Trotz überschwänglicher Begeisterung wurde nun das Publikum in die kalte Winternacht entlassen. Was für ein musikalisch, künstlerisch wundervoller Jahresauftakt, die Sehnsucht weckend den beiden exquisiten Sympathieträgern bald wieder am Hause an der Oos zu begegnen.

Gerhard Hoffmann

 

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