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BADEN-BADEN: DIANA DAMRAU – Grand Opera im Festspielhaus

03.06.2017 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „DIANA DAMRAU“. Grand Opéra im Festspielhaus 02.06.2017

Diana Damrau-Emmanuel Villaume-Copyright  Michael Gregonowits
Diana Damrau, Emmanuel Villaume. Copyright: Michael Gregonowits

Mit einem „Belcanto Drammatico-Programm“ gastierte Diana Damrau an der Oos und brachte hauptsächlich Preziosen ihrer neuen CD eines ihrer Lieblingskomponisten Giacomo Meyerbeer zu Gehör. Statt der ursprünglichen gemeinsamen Gestaltung des Recitals mit ihrem Ehemann entpuppte sich der Konzertabend durch die krankheitsbedingte Absage von Nicolas Testé als One-Woman-Show.

Bedingt durch die Umbesetzung absolvierte Diana Damrau ihre Arien allein, setzte lediglich noch einen Programmpunkt hinzu und das Orchester erweiterte seine Soli von drei auf sechs. Der interessante und vielseitige Konzertabend wurde mit der Ouvertüre zu „Les Huguenots“ eröffnet gefolgt von der Arie des Urbain. Diana Damrau präsentierte das Arioso des Pagen Nobles seigneurs, salut! punkto Stimmführung, Geläufigkeit, Koloratur und Farbgebung kurzum einfach hinreißend. Technisch bestens versiert, intensiv und virtuoser Sopranleichtigkeit vermittelte Damrau mit der Dinorah-Arie Ombre Légére aus der Oper „Le pardon de Ploermel“ einen weiteren Ohrenschmaus.

Nun sei keineswegs verschwiegen entwickelte sich die Stimme der Sopranistin im Laufe der letzten Jahre in dramatische Gefilde, die Mittellage gewann an Farbe, die Koloraturen perlen nicht mehr so geläufig wie einst, der Silberstrahl der Höhen wich nun einem weich schimmernden Goldglanz. Möchte ich diese Einschränkungen keinesfalls als negativ bewerten, sondern lediglich als normale vokale Entwicklung eines jeden Sanges-Künstlers verstanden wissen. Zum quirligen Temperament der sympathischen Sängerin gesellte sich nach wie vor ihr herrliches unverwechselbar betörendes Timbre. Befremdlich wirkten auf mich lediglich die unnatürlichen albernen Showeinlagen vor der Pause.

Um bei Meyerbeer zu bleiben präsentierte Diana Damrau in sphärischen Höhenflügen Sulla rupe, triste, sola der „Emma di Resburgo“ und demonstrierte auf wunderbare Weise hochkarätige Brillanz . In struktureller vokaler Schönheit erklang in leuchtenden Schattierungen die Arie der Vielka aus „Ein Feldlager in Schlesien“, einer traurigen Klage zu orchestralen Dreivierteltakten.

Auf hohen Qualitätsniveau bezauberte die Sopranistin sodann intonationsrein in Delikatesse mit der großen Szene der Manon Suis-je gentille ainsi? Je marche sur tous les chemins…

(Jules Massenet) und schenkte dem Bolero der Elena Mercé, dilette amiche aus „ Les vépres siciliennes“ die rhythmische Vokalität. Quasi als zwei Kostproben außerhalb des Meyerbeer-Repertoires.

Bestens vertraut mit den Meyerbeer-Partituren schien Emmanuel Villaume, verband genüsslich Subtilität und Kraft dieser ausdruckstarken Musik geradezu ideal und geleitete die Sängerin mit der bestens disponierten PKF-Prague Philharmonia über alle musikalischen Klippen. Solistisch glänzte der ausgezeichnete Klangkörper mit der bereits erwähnten Eröffnungs-Ouvertüre, dem vor Esprit sprühenden Vorspiel zu „Romeo et Juliette“ (Charles Gounod) sowie in mitreißender Verve und melodischen Klangfarben dem Tanz der Stunden aus „La Gioconda“ (Amilcare Ponchielli). Atmosphärisch, elegisch erklang zum virtuosen Solo der Violine (Jan Fiser) Méditation aus „Thais“ (Massenet). Plaktiv, publikumswirksam die Intermezzi aus „Manon Lescaut“ (Puccini) und „Cavalleria rusticana“ (Mascagni) sowie die Ouvertüre zu „La Forza del destino“ (Verdi).

Ausdrucksstark in subtiler Vokalise erklang das unprogrammgemäß hinzu gefügte vortrefflich interpretierte Bekenntnis der Isabelle Robert, toi que j´aime aus „Robert le Diable“.

Die überschäumenden Jubelstürme des Publikums bedankte Diana Damrau mit einem weiteren Highlight ihres Komponisten-Favoriten charmant angekündigt die Arie Anna, qu´entends – je? Adieu mon doux rivage aus „L´Africaine“. Gefolgt von einem Aufschrei der Begeisterung wurde zudem der Bolero der Elena wiederholt und die Künstlerin sodann endgültig in die Autogramm-Stunde entlassen.

Gerhard Hoffmann

 

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