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BADEN-BADEN: BUNDESJUGENDORCHESTER unter SIR SIMON RATTLE + KARL-HEINZ STEFFENS

05.04.2015 | Konzert/Liederabende
Baden-Baden: „BUNDESJUGENDORCHESTER unter SIR SIMON RATTLE + KARL-HEINZ STEFFENS“ 05.04.
 
Ein ungewöhnliches Osterpräsent gab es zur Matinee am Ostersonntag wiederum im Festspielhaus. Unter der Leitung von Sir Simon Rattle spielte das Bundesjugend-Orchester verstärkt von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker auf.
 
Quasi als Ouvertüre erklang Franz Schuberts „Achte H-moll-Symphonie“, der „Unvollendeten“ aus dem Jahre 1822, also sechs Jahre vor der „Siebenten C-dur“ im Todesjahr Schuberts 1828 komponiert. Irrtümlich wurde im Jahres- und Tages-Programm angekündigt: Franz Schubert Sinfonie Nr. 7 h-moll „Unvollendete“.
 
Die Celli und Bässe leiten das Allegro moderato mit ihrer leisen, dunklen Melodie ein, Violinen, Klarinette und Oboe bekunden jenes wunderbare Hauptthema voll naiver Innigkeit, wohligem Behagen und beglückendem Wohllaut. Sir Simon hebt mit den aufmerksam aufspielenden „Jugendlichen“ das Blockhafte der musikalischen Ereignisse, fesselnd hervor.
Zum Andante con moto lässt der Dirigent das zweiaktige Motiv der Hörner und Fagotte in ruhiger, wundersamer Modulation erklingen. Herrlich erklang der Wechselgesang der Holzbläser und wie verklärt ließ Sir Simon mit dem wunderbar musizierenden Klangkörper, diesen Satz ausklingen.
 
In schillernden Farben, exotisch flirrend zündete Sir Simon den „Tanz der sieben Schleier“ (Richard Strauss), breitete mit dem sensibel musizierenden Orchester einen nuancierten Klangteppich aus und zündete ein orientalisch-rhythmisches Feuerwerk.
 
Nach der Pause Dirigentenstab-Übergabe an Karl-Heinz Steffens mit der orchestralen Herausforderung: Peter Tschaikowskys „Vierter Symphonie“. Das gewaltige, einleitende Fanfarenthema enthält bereits den Kern der ganzen Symphonie. Sie ist das Fatum, jene verhängnisvolle Schicksalsgewalt, welche unser Streben nach Glück verhindert. Brennend gräbt sich die Hoffnungslosigkeit ein, die Orchestergewalten unterstreichen die trostlosen Gewalten. Steffens fordert die jungen Musiker, manche Sequenz wirkt laut, fast überlaut und dennoch spielt man in bewundernswerter Akkuratesse. Bedenkt man, dass dieses Orchester nur aus jungen, ja Hobby-Musikern zwischen 14-19 Jahren besteht, kann man vor dieser großartigen Leistung bewundernswert nur den Hut ziehen!
 
Gefühlvoll, traurig voll Wehmut erklang das Andantino in seiner süßherben Formation. Launige Arabesken, unfassbare Figuren, flüchtige Erscheinungen kennzeichnen das Scherzo. In kontrollierten Tempi leitet Karl-Heinz Steffens, einem Dirigenten klarer, prägnanter Zeichengebung schließlich das finale Allegro con fuoco ein, lässt die gesamte Blechkontextur nochmals gewaltig aufspielen, verlieh dem Geschehen eine bemerkenswerte Tiefenschärfe im spannungsreichen Ausklang des Werkes. Gewiss waren leichte Wackler, verwaschene Konturen nicht zu überhören – doch allein was tut´s, bar so viel Enthusiasmus, jugendlicher Spielfreude – Bravo! Dank an alle welche diese Institution fördern und projektieren.
 
Die Begeisterung schlug hohe Wellen.
 
Gerhard Hoffmann

 

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