Hat Macacco (Emmanuel Franco) bereits resigniert, fragt sich wohl Madama (Eleonora Bellocci) Foto: Fabio Salmeri
Belcanto Opera Festival in Bad Wildbad: „I tre gobbi“ („Die drei Buckligen“) von Manuel Garcia (Vorstellung: 27. 7. 2019)
Mit der Oper „I tre gobbi“ („Die drei Buckligen“) von Manuel Garcia brachte das Belcanto-Festival „Rossini in Wildbad“ einen weiteren Zeitgenossen von Rossini zur Aufführung. Das als „Oper am Klavier“ konzipierte Werk wurde im Königlichen Kurtheater im Kurpark von Bad Wildbad gezeigt, das vor einigen Jahren renoviert wurde.
Der spanische Komponist Manuel Garcia (1775-1832) hieß mit vollem Namen Manuel del Pópulo Vicente Rodriguez und wurde als Tenor in Spanien berühmt. Er begann sehr früh, Operetten zu schreiben. In Zusammenhang mit Rossini ist erwähnenswert, dass er im Jahr 1815 in der Uraufführung von Rossinis Elisabetta, regina d’Inghilterra mitwirkte und später auch noch in zahlreichen Erstaufführungen seiner Opern in Paris, wo er als Erster Tenor am Théâtre Italien tätig war. 1825 unternahm er mit seinen Kindern eine Reise nach New York und führte dort mit der ersten italienischen Truppe, die Amerika besuchte, erstmals Rossinis Barbiere di Siviglia auf und dazu noch Mozarts Don Giovanni. Nach seiner Rückkehr nach Paris wurde er einer der bedeutendsten Gesangslehrer seiner Zeit. Zu seinen Schülern zählten auch seine Kinder, wobei die berühmteste wohl seine Tochter Maria Malibran war. Das neben La Fenice zweite Opernhaus in Venedig wurde nach ihr Teatro Malibran benannt.
Parpagnacco (Javier Povedano) schreckt Madama (Eleonora Bellocci), im Hintergrund der Pianist Andrés Jesús Gallucci (Foto: Fabio Salmeri)
Die Salonoper in zwei Akten „I tre gobbi“, deren Libretto nach Carlo Goldoni entstand, wurde 1831 in Paris uraufgeführt. In Bad Wildbad war sie eine Produktion des Vereins Passionart, der die Oper in Krakau erarbeitete. In dieser Komödie nimmt die reizvolle Madama Vezzosa ihre reichen Verehrer aus und verhöhnt diese blind verliebten Gecken als Bucklige. Aber wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selbst. Nach einigen turbulenten Szenen der eitlen Männer, die auch nicht vor einem Duell zurückschrecken, gibt sich Madama Vezzosa als eigene Dienerin „Betta“ aus und verkündet im Namen der Herrin, dass die Eifersucht von der Erde verbannt wurde. Sie wirbt für die freie Liebe und weist die Verehrer an, auf Madama Vezzosa zu warten. Wie verzaubert geben sich die Buckligen plötzlich friedlich und hilfsbereit. Als Madama einem nach dem anderen ihre Liebe offenbart, umarmen sich die drei Männer vor ihr und stürzen sich fröhlich tanzend ins gemeinsame Abenteuer.
Jochen Schönleber, seit 1992 künstlerischer Leiter des Opernfestivals Rossini in Wildbad, inszenierte die Oper sehr komödiantisch, wobei seine gute Personenführung große Wirkung zeigte. Mit nur wenigen Mitteln schuf er auch ein passendes Bühnenbild. Die zum Teil spaßig wirkenden Kostüme entwarf Martin Warth, für die Lichteffekte sorgte Oliver Porst, für die gut lesbaren deutschen und italienischen Übertitel Antonio Staude.
Bellavita (Patrick Kabongo) versucht das Herz von Madama (Eleonora Bellocci) mit Blumen zu gewinnen (Foto: Fabio Salmeri)
Mit einer Glanzleistung wartete die italienische Sopranistin Eleonora Bellocci auf, die ihre Rolle als Madama Vezzosa sowohl stimmlich wie schauspielerisch exzellent meisterte. Auch verkleidet als ihre eigene Dienerin Betta überzeugte sie. Ihr ebenbürtig war der aus dem Kongo gebürtige französische Tenor Patrick Kabongo in der Rolle des Il conte Bellavita. Er faszinierte nicht nur durch seine schöne helle Stimme, die alle Höhen spielend schaffte, sondern begeisterte das Publikum auch darstellerisch. Mit welcher Grandezza er um Madama Vezzosa warb, war sehenswert!
Doch ebenso publikumswirksam agierten die Darsteller der beiden anderen „Buckligen“: der aus Mexiko gebürtige Bariton Emmanuel Franco als Il barone Macacco, der mit seiner warmen Stimme und durch seine schauspielerische Leistung auftrumpfte, sowie der junge spanische Bassbariton Javier Povedano in der Rolle des Il marchese Papagnacco. Er wiederum spielte in einigen Szenen perfekt einen Clown, um auf diese Art bei Madama Vezzosa Eindruck zu schinden.
Hervorragend auch die Leistung des Pianisten Andrés Jesús Gallucci, der nicht nur die musikalische Leitung vom Klavier aus innehatte, sondern vor Beginn der beiden Akte auf köstliche Art die Bühne von „Unrat“ säuberte. Seine Komik brachte ihm nach der Pause einen Sonderapplaus des Publikums ein. Dass er so „nebenbei“ die flotte Partitur des Komponisten exzellent wiedergab, sei positiv vermerkt!
Das von der zweiaktigen Oper voll begeisterte Publikum im ausverkauften Königlichen Kurtheater spendete am Schluss allen Mitwirkenden und dem Regisseur neben vielen Bravorufen nicht enden wollenden Beifall.
Udo Pacolt