ROSSINI IN WILDBAD 2016 BIANCA E GERNANDO / SIGISMONDO / DEMETRIO E POLIBIO / LE COMTE ORY 15.-17.7.2016
Seit 25 Jahren leitet Jochen Schönleber Pesaros deutsches Schwestern-Festival in Sachen Rossini. Ein bemerkenswertes Jubiläum in unserer eher nicht von dauerhafter Kontinuität geprägten Zeit. Für die künstlerische Entwicklung und eine damit einher gegangene Erfolgssteigerung ist so etwas von wesentlicher Bedeutung. Ohne den unermüdlichen wissenschaftlichen Geist des Rossini-Spezialisten Reto Müller, dem wir viele neueste Erkenntnisse über Rossini sowie Ausgrabungen aus dem Oeuvre von Belcanto-Zeitgenossen zu verdanken haben, hätte das jedes Jahr im Juli stattfindende Festival im nördlichen Schwarzwald keine solche Reputation erworben.
Bianca e Gernando – auf den Spuren Rubinis: der Tenor Maxim Mironov . Copyright: Askonas Holt
In diesem Jahr ist mit der deutschen Erstaufführung und der überhaupt ersten Aufführung in der Neuzeit von Vincenzo Bellinis erster offizieller Oper „BIANCA E GERNANDO“ (15.7.) (15.7.) eine besonders symbolische Geste gegenüber Rossini gelungen, hatte doch dieser Bellini einst bei der Herausgabe seiner letzten Oper „I Puritani“ in Paris nachdrücklich unterstützt. Der besondere Ehrgeiz galt der Urfassung des Werkes aus Neapel von 1826 und nicht der 1991 in Catania präsentierten wesentlich veränderten Zweitfassung aus Genua von 1828, bei der aus Gernando zensurbedingt Fernando geworden war. Erst nach gründlicher Nachforschung und viel Arbeitseinsatz war es möglich gewesen, eine klare Partitur für die Praxis zu erhalten.
Die Handlung erinnert in der Konstellation eines vom Freier (Filippo) seiner Tochter (Bianca) für die Verweigerung dieses Bundes eingesperrten, aber für tot gehaltenen Vaters (Herzog von Agrigent) und der Befreiung durch den aus der Fremde unter falschem Namen zurückgekehrten Sohnes (Gernando) sehr an Schillers „Räuber“. Das Libretto von Domenico Gilardoni entbehrt wie so viele Belcanto-Opern nicht gewisser haarsträubender Redewendungen, erhält aber durch Bellinis auch hier schon deutlich werdende atmosphärische Klangsprache mit unverkennbarer Streicher-Behandlung und farbenreichem Bläsersatz sowie berückend schönen Soli (Cello, Harfe) einen mildernden Ausgleich. Antonino Fogliani, seit Jahren musikalischer Leiter des Festivals, trägt den instrumentalen Ansprüchen mit spürbarem Herzenseinsatz und schwelgerischer Animation der an diesem Abend glänzend aufgelegten Virtuosi Brunensis Rechnung. Die konzertante Aufführung ermöglichte eine ungestörte Konzentration auf diese würdevolle Wiedergabe, für die in den vier Hauptpartien technisch und stilistisch exzellente Solisten gefunden wurden.
In den Titelpartien bescherten Silvia Dalla Benetta und Maxim Mironov ein Vokalfest in lyrisch-dramatischer Verschmelzung mit dem Wiedererkennungs-Duett der Geschwister als Höhepunkt ihrer Gesangskunst – die Italienerin mit einem üppigen, Innigkeit und Attacke emotional bewegend verdichtenden Sopran; der in Bad Wildbad bereits bestens bekannte Russe mit einem schlank geführten, tragfähigen, hell-timbrierten Tenor, sicher gestützt bis in die glanzvoll beherrschte Extrem-Höhe. Dem Repertoire des berühmten Uraufführungs-Interpreten Giovanni Battista Rubini widmete Mironov einen ganzen Arien-Abend, der jedoch leider nicht besucht werden konnte.
In der Bösewicht-Rolle des Filippo, der nicht nur Bianca begehrt, vielmehr damit auch die Macht an sich reißen möchte, am Ende aber in die Knie gezwungen wird, steuerte Vittorio Prato sicheres geschmeidiges Bariton-Material bei, das mit technischem Können den spannenden Zwiespalt zwischen Betörung und Widerwärtigkeit ausdrucksvoll erlebbar machte. Luca Dall’Amico sicherte dem geretteten Herzog mit resonanzreichem, akkurat geführtem und prononciert eingesetztem Bass die Würde eines Regenten. Zong Shi machte als Familienvertrauter Clemente mit seriösem Bass ebenso auf sich aufmerksam wie es Marina Viotti nach anfänglichen Schärfen mit ihrem farbenreichen Mezzosopran als Filippos Vertrauter Viscardo vermochte. In den Kleinstrollen weiterer der Familie nahestehender Figuren ergänzten Gheorge Vlad und Mar Campo. Der Bachchor Poznan (Einstudierung: Ania Michalak) , mittlerweile zum Fixpunkt des Festivals geworden, erzielte auch in relativ kleiner Besetzung eine klangreiche Aufschlüsselung des nicht zu unterschätzenden Parts zwischen klagender und freudenvoller Funktion.
Sigismondo – ein Glücksfall als Koloratur-Mezzo: Margarita Gritskova (Sigismondo) mit Maria Aleida (Aldimira)
Copyright: Patrick Pfeiffer
Familienfehden verschiedenster Art könnten als Motto über dem diesjährigen Programm stehen, denn auch Rossinis vierzehnte Oper „SIGISMONDO“(16.7.) behandelt eine Art von Familienzwist, allerdings auf so undurchschaubare und vor allem unglaubwürdige Weise, dass der diesbezüglich viel zitierte Verdi’sche „Trovatore“ geradezu vor Logik strotzt. Der erfahrene Giuseppe Foppa hatte ein schwaches Libretto geliefert, das den Misserfolg an der berühmten Auftragsbühne des Teatro La Fenice im Dezember 1814 mit bewirkt haben soll. Dies erscheint nachvollziehbar, auch wenn der Komponist reichlich Trost durch eine musikalisch fortschrittliche Struktur bietet, die die Fokussierung der Handlung auf das Psychologische in neuen Errungenschaften spiegelt. Nebenbei darf über so manch bekanntes Motiv geschmunzelt werden, das Rossini in späteren Werken (Barbiere, Turco, Cenerentola) in veränderter Form wieder verwendet hat. Nur der Information halber sei die Handlung dahin gehend zusammengefasst, dass es um Sigismondos für angeblichen Ehebruch von ihm verstoßene und zum Tode verurteilte, aber im Ausland unter falschem Namen in Sicherheit gebracht gewordene Gattin Aldimira und seine darob aus Zweifeln und Rechtfertigung geborene Wahrnehmungsverzerrung, also eine Art von Wahnsinn geht. Erst nach mehrfachen Wiederkennungs-Varianten durch Geständnis des verleumderischen Ministers Ladislao kommt es zur glücklichen Wiedervereinigung.
Jochen Schönleber hatte wie so oft in der Vergangenheit Regie geführt und sich bei seiner zweiten Beschäftigung mit diesem Werk (die erste bei den Rossini-Tagen 1995 war zugleich die Erstaufführung außerhalb Italiens) auf das für damalige Verhältnisse moderne Element eines extremen, zerrissenen Charakters wie den polnischen König Sigismondo konzentriert. Mehrere bewegliche und verschiedene Zu- und Abgänge ermöglichende Spiegelwände sind neben einer schwarzen Ledergarnitur das einzige Requisit auf der Bühne der Trinkhalle und ermöglichen einige dramaturgisch schwierige Darstellungen leichter zu veranschaulichen. Ob die Auseinandersetzungen in der Jetztzeit wie hier oder in einem fernen Polen bzw. Ungarn stattfinden, ist nebensächlich , die Logik des wahnbedingten Nichterkennens der Ehefrau 15 Jahre nach ihrer Verstoßung und ihrer Verstellung unter anderem Namen erhöht sich so oder so nicht, auch nicht durch die konzentrierte Personenregie.
Halten wir uns deshalb an die musikalische Seite, die gekrönt von zwei herausragenden Solisten die Wiederaufführung allemal lohnte. Margarita Gritskova von der Wiener Staatsoper machte bereits vor zwei Jahren in „Adelaide di Borgogna“ Furore und blieb jetzt dem wahrnehmungsgestörten Sigismondo mit seiner von vielen gegensätzlichen Akzenten bestimmten Tessitura nichts an bravourösen Schattierungen schuldig. Die völlig bruchlos geführte Stimme fasziniert durch ihr explosiv ausgefahrenes, aber nie abrupt oder forciert eingesetztes Spitzenregister sowie eine leuchtende Klangfarbe, die sich harmonisch mit dem Sopran von Maria Aleida mischte. Die Kubanerin schwankte als Aldimira zwischen leicht schwebendem Stimmansatz und phasenweise etwas getrübter Beweglichkeit. Bei Kenneth Tarvers schlackenlosem, präzisem und über alle Kunstfertigkeiten hinweg strahlend kultiviertem und fein timbriertem Tenor fällt es schwer an die Gestaltung eines negativen Charakters zu denken, und doch ist es genau die Ambivalenz zwischen akustischer Verlockung und verräterischer Gesinnung, die seine Umsetzung des Ministers Ladislao in glänzend weißer Ganzkörper-Montur so spannend wirken lässt – ein Edelschurke sozusagen. Marcell Bakonyi gab der Doppelrolle des rettenden Zenovito und des mit Krieg drohenden Ungarn Ulderico hinreichend Baß-Gewicht, bei dem noch einige Grobheiten abzuschleifen wären. Paula Sanchez-Valverde überragte als Thronanwärterin Anagilda ihre Konkurrentin Aldimira an luftig glockigem Sopran-Klang. César Arrieta ließ in der sololosen Partie des Ladislao nahestehenden Radoski einen ausgeglichenen Tenor vernehmen. Die Chorherren wirkten solide mit, genauso wie das Festspiel-Orchester, wieder unter Antonino Foglianis souverän animierender Führung, diesmal mehr mit feinen solistischen Beiträgen als durch einen nicht ganz so homogenen Zusammenklang auffiel. Doch ist dies allemal Tagesform und hinsichtlich des parallelen Dauereinsatzes in vier Opern absolut nachvollziehbar.
Demetrio e Polibio – elektrisierend temperamentvoll: Sofia Mchedlishvili (Lisinga) umrahmt von Victoria Yarovaya (Siveno) und Luca Dall’Amico (Polibio). Copyright: Patrick Pfeiffer
Auch bei dem im Kurtheater präsentierten ersten Bühnenwerk Rossinis „DEMETRIO E POLIBIO“ (17.7.vm) handelt es sich um eine Familienoper. Wie in „Sigismondo“ geht es dabei um ein in andere Hände gegebenes Kind, doch ist der Handlungsverlauf nicht nur spannender, sondern auch dramaturgisch transparenter und nachvollziehbarer. Der syrische König Demetrio möchte seinen in gegnerische Hände gelangten Sohn Siveno zurück gewinnen – in der Rolle eines Gesandten namens Eumene, um die elterlichen Gefühle des Sohnes besser prüfen zu können und zunächst mit der Angabe, es handle sich um den Sohn des Ministers. Siveno soll inzwischen mit Lisinga, der Tochter seines königlichen Ziehvaters Polibio vermählt werden. Als dieser die Herausgabe ablehnt, entführt Eumene Siveno, erwischt aber im Dunkeln Lisinga und nimmt diese als Geisel. Dasselbe droht Polibio mit Siveno. Ein Medaillon, das Siveno bei sich trägt, lüftet die Identität. Doch erst als Lisinga versucht Eumene zu töten und sich Siveno schützend vor ihn stellt, erweicht das Herz Eumenes und unter dem rührenden Beweis der Liebe seines Sohnes, gibt er sich als Demetrio selbst zu erkennen.
Nicola Berloffa hat das knapp zweistündige Vier-Personenstück mit der vielseitigen Verwendung von Stühlen und einem altmodischen Wählscheiben-Telefon weitgehend stringent und verständlich auf die Bühne gebracht. Claudia Möbius hat kleidsame Uniformen für die Männer und ein zwei gut stehende Gewänder für Lisinga geschaffen.
Auch wenn nachweislich die Ouvertüre und wahrscheinlich auch vier oder fünf der 16 Nummern von dem Tenor Domenico Mombelli (dessen Frau das Libretto verfasst hatte) komponiert wurden, verblüfft Rossini bereits im jugendlichen Alter von knapp zwanzig Jahren (Entstehung 1810, Uraufführung 1812) mit einer schon sehr bestimmten Vorgehensweise, die nichts mit den noch tastenden Versuchen eines Anfängers zu tun hat. Vor allem die gar nicht konventionelle Gliederung der Soli und Ensemblestücke weist auf eine schon sehr sichere Notensetzung hin.
Vom letzten Jahr ist sie als Falliero noch in guter Erinnerung, jetzt erwies sich Victoria Yarovaya mit makelloser Registerverblendung und in allen Belangen agiler Stimmführung als idealer bronzen getönter Mezzosopran für Rossinis Virtuosität. Ihre aufrichtig natürliche Darstellung des Siveno erweckte viel Sympathie und Anteilnahme. Außerdem verschmolz ihre Stimme perfekt mit dem hellen, hoch gelagerten Koloratur-Sopran von Sofia Mchedlishvili, die vor zwei Jahren den Belcanto-Preis gewonnen hatte. Doch dürfte sie als Lisinga in der künftigen Verbindung mit Siveno eindeutig das Sagen haben, vermag sie doch rasend schnell sanft schwebende Töne explosiv und mit elektrisierender Wirkung anschwellen zu lassen. Die temperamentvolle junge Dame komplettierte ihre runde Leistung mit Präsenz und auffallender Persönlichkeit.
César Arrieta hatte als Eumene hier wesentlich mehr Gelegenheit, sein attraktives Timbre und eine gut fundierte Technik mit einem gewissen Schmelz, aber auch Durchsetzungskraft zur Geltung kommen zu lassen. Luca Dall’Amicos Bass wiederum nahm nach dem Bellini-Einsatz im kleiner bemessenen Kurtheater machtvolles Format an. Einigen Kanten im Forte zum Trotz gab seine sonore und expressive Artikulation Polibio entsprechende Autorität und Würde,
Wieder waren die Herren des Chores gefragt und auch hier als Uniformträger der beiden in Konflikt geratenen Reiche bestens vorbereitet. Die Virtuosi Brunensis standen jetzt unter der Leitung von Luciano Acocella, der mit feiner Hand Stimmungen und rhythmische Energien herauskitzelte, nicht ganz so schlagkräftig wie sein Kollege, aber gesamtheitlich gesehen die Meriten der Partitur klar herausarbeitete.
Die jährlich unter der Leitung von Raul Gimenez stattfindende Akademie Belcanto hatte mit den diesjährigen Teilnehmern eine halb-szenische Aufführung von Rossinis vorletzter Oper „LE COMTE ORY“ (17.7.ab) vorbereitet, deren bemerkenswertester Erfolg darin liegt, trotz seines heiteren und überaus pikanten Sujets über alle Zensurhürden hinweg Anerkennung an der Akademie Royal de Music, anstatt der sonst für dieses Genre zuständigen Opéra Comique gefunden zu haben. Der Komponist hatte Recht getan, als er einen großen Teil seiner bald hinfällig gewordenen Krönungsoper „Il Viaggio à Reims“ ins französische Idiom der Rittergeschichte übertrug und durch die Ergänzung um neue Nummern zu einer veritablen abendfüllenden Komödie erweiterte. Die vielfach gegebene Situationskomik gelang es ohne Bühnenbild, lediglich mit einfachen Darstellungsmitteln, zum Zuge kommen zu lassen. Nur der jetzt wieder komplett vertretene Chor sang aus den Noten und zeigte dennoch auch etwas spielerische Anteilnahme, wenn es darum ging, den falschen Pilgerinnen, die sich unter der Führung von Graf Ory schützende Zuflucht bei der von ihm begehrten Comtesse de Formoutiers erflehen, ein Gesicht zu geben. Zuvor hatte der Frauenverführer bereits als Eremit verkleidet die Wünsche der durch Kriegseinsatz der Männer allein gebliebenen Frauen ausgekundschaftet. Der Plan glückt soweit, wäre da nicht Orys Page Isolier, der ebenfalls die Comtesse liebt und den Übergriff des Grafen durch ein geschicktes Täuschmanöver vereitelt.
Alle beteiligten Künstler hatten sicht- und hörbaren Spaß an dieser von Rossini melodisch zündend vertonten Komödie, sie waren den z.T. exorbitanten technischen Anforderungen mit kleinen Abstrichen vol l gewachsen. Allen voran Gheorge Vlad mit seiner verschmitzten Mimik und einem für das Koloraturfach außergewöhnlich breit fundierten Tenor, dessen Übergangsprobleme im letzten Jahr sich inzwischen abgeschliffen haben und flüssige Deklamation mit Sicherheit in der vielfach verlangten Extrem-Lage verbindet. Sara Blanch unterlegte die für ihre ablehnende Haltung Keuschheit vorschiebende Comtesse mit geradezu körperlich prickelnder vokaler Eloquenz, lud ihre Koloratur-Rouladen in der großen Auftrittsarie (der einstige Hut-Zinober der Comtesse de Folleville in „Il Viaggio à Reims“) mit formidabler Attacke auf und schöpfte die ganze Partie mit ihrem sinnlich timbrierten Sopran und spielerischem Drang hinreißend köstlich aus.
Noch ein klar strömender Koloratur-Mezzo mit jugendlicher Frische ließ diesen Sommer aufhorchen: Karina Repova als Isolier. Roberto Maietta gelang es die in der französischen Sprache schwierigere Parlando-Arie (einst dem Antiquitäten sammelnden Don Profondo zugeschrieben) von Orys Gefährten Raimbaud als trinkfreudiges Rondo mit vielerlei Finesse wirksam zu servieren. Shi Zong hatte als Erzieher des Grafen leider keinen so guten Tag erwischt wie bei Bellini, mischte aber vergnüglich im Geschehen mit. Mae Hayashis noch etwas flacher, aber angenehm gefärbter Mezzosopran stand als Pförtnerin Ragonde in diesem vergnüglichen Ensemble etwas zurück. Wiederum leitete Luciano Acocella die Musiker aus Brünn mit feiner Agogik und ließ sich offensichtlich auch vom Ensemble auf der Bühne zu temperamentvollen Steigerungen hinreißen, so dass das unvergleichlich schlagfertig konzipierte Concertato (einst für 14, hier für 7 Stimmen) am Ende des ersten Aktes zum unschlagbaren Rossini-Taumel geriet.
Komplett betrachtet reagierte das Publikum sehr unterschiedlich auf die einzelnen Stücke. Enthusiasmus bei Bellini mit der Folge einer teilweisen Wiederholung des Finales, Begeisterung auch für Rossinis Operndebut und das zuletzt erwähnte halbszenische Vergnügen, aber spürbare Zurückhaltung bei „Sigismondo“, wodurch vor allem Margarita Gritskova nicht den vermuteten und berechtigten Jubel einstecken konnte. Hatte da doch die fragwürdige Handlung Schatten auf die Gesamtwirkung geworfen?
Im Nachhinein betrachtet bleibt wieder das Erstaunen, wie mit so schmaler Finanzierung ein solches Programm auf die Beine gestellt werden kann, das auch ohne die ganz großen Namen Rossini und Zeitgenossen auf hohem, teilweise höchstem Niveau würdigt.
Udo Klebes