31.07.2016 Bad Ischl „Die Rose von Stambul“
Die Auswahl an Sommerevents im Kulturbereich ist groß, die Chance, hohe Qualität zu erleben, ist etwas kleiner – vor allem, wenn man bedenkt, dass die guten DarstellerInnen und SängerInnen viel mehr Möglichkeiten haben, ihr Können zu zeigen, als in den anderen Monaten. Bad Ischl ist seit Jahren Fixpunkt der Operettenliebhaber. Mit viel Gespür wählt man auch Stücke, die nicht von Franz Lehar stammen. Heuer hat man neben der „Fledermaus“ Leo Falls „Rose von Stambul“ auf dem Programm.
Sehr oft hat man das „Aha-Erlebnis“, man erkennt viele Melodien, von denen man nicht wusste, dass sie von Fall sind. Das Bühnenbild (Su Pitzek) ist bunt und passend, die Regie (Leonard Prinsloo) frei von Peinlichkeiten, dank guter Singschauspieler ist auch die Personenführung gut und der Ablauf der turbulenten Handlung reibungslos, einen kleinen Durchhänger im 3.Akt verschmerzt man beim Zuhören des öfters wiederholten Titelliedes.
Chor und Orchester des Lehar-Festivals unter der Leitung von Wolfgang Gerold begleiten das Ensemble aufmerksam und fehlerarm. An der Spitze der Besetzungsliste muss man Alexandru Badea in der Rolle des Achmed Bey nennen. Der Tenor, den man auch aus der Wiener Volksoper (Zigeunerbaron, La Perichole) kennt, besitzt alles, was man von einem Operettenhelden erwartet, Charme, Witz, Spielfreude und eine gut sitzende Stimme, die auch in den höchsten Regionen fast immer funktioniert. Seine Partnerin war Maya Boog als Kondya Gül, mit ihrer Gesangsleistung konnte man nur bedingt zufrieden sein, da fehlte es vor allem an Kraft und Sicherheit in der Höhe. Ilia Vierlinger sang die Midili Hanum mit Bravour, so quirlig und temperamentvoll stellt man sich eine Soubrette vor. Als deren Bräutigam Fridolin konnte Thomas Zisterer gefallen. Auch die Nebenrollen waren gut besetzt, da blieb kaum ein Wunsch offen.
Operettenherz, was willst du mehr?
Johannes Marksteiner