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BAD ISCHL/ Lehárfestival: DER STERNGUCKER – Operette von Fanz Lehár. Premiere

11.08.2024 | Operette/Musical

BAD ISCHL/ LEHARFESTIVAL: DER STERNGUCKER von Franz Lehár

am 9.8. 2024 (Premiere)

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Christoph Gerhardus, Corina Koller. Copyright: fotohofer

Für den erfolgsverwöhnten Franz Lehár war die Uraufführung seiner Operette DER STERNGUCKER (Theater in der Josefstadt, 1916) eine Schmach. N u r 79 Aufführungen. Flops sehen bekanntlich anders aus (das Musical Carrie wurde nach nur 5 Aufführungen abgesetzt !) – und auch der Barbier von Sevilla, Fidelio und Madama Butterfly waren bei der Premiere bekanntlich kein Hit.

Aber der Lehár Ferenc war nun einmal gekränkt, und dieser (verhältnismäßige) Misserfolg wurmte ihn so sehr, dass er das Werk kurz darauf noch in einer zweiten Version herausbrachte, und später dann noch in zwei kompletten Neufassungen mit den schönen Titeln Gigolette bzw. Libellentanz.

Was aber nichts daran änderte, dass der Sterngucker in welcher Form auch immer je zu einer zweiten Lustigen Witwe wurde. Interessanterweise wuchs sich aber die vom Impressario Carlo Lombardo erstellte Version „La Danza delle Libellule“ in Italien zu einem Riesenerfolg aus und ist daselbst immer noch extrem populär. Was ja eigentlich für die grundsätzliche Qualität dieser Musik spricht.

Insofern ist es Intendant Thomas Enzinger hoch anzurechnen, dass er dieses Stiefkind auf das Programm des diesjährigen Leharfestivals gesetzt hat – wenn auch, wie hier gerade bei den raren Werken üblich, leider nur in „halbszenischer“ Form.

Der junge Regisseur Sebastian Kranner macht aber wirklich das Beste daraus:  Ein wunderbares, nicht nur singendes, sondern auch schauspielendes Ensemble, schöne, witzige Kostüme, eine ausnahmsweise nicht übertreibende, sondern genaue Choreographie, ein paar nette Bühnenbildelemente, ein durchdachtes Licht, eine wie immer energiegeladene musikalische Leitung des verlässlichen Marius Burkert – und schon hat man einen packenden Operettenabend, der bei den anfangs skeptischen Zuschauern, die naturgemäss anfangs nicht wussten, was sie erwartete, für anhaltende Begeisterung sorgte.

Das ursprüngliche Libretto stammt vom jungen Fritz Löhner-Beda (seine erste Zusammenarbeit mit Meister Lehar) und trug anfänglich den Titel „Der reine Thor“. Was die Handlung schon ganz gut zusammenfasst: denn die Hauptfigur, der junge Franz Höfer, Vollwaise nach dem Schiffsunglück seiner Eltern wie seine Schwester Kitty, die er großziehen muss, interessiert sich einfach mehr für Sterne denn für Menschen oder gar Mädchen. Was dazu führt, dass der reine Thor, der er ist und der aus Höflichkeit nicht Nein sagen kann, plötzlich mit drei Girlies (alles Freundinnen seines Schwesterherzs) verlobt ist, die sich ihn ihn gerade wegen seiner Weltfremdheit (und vielleicht auch wegen seiner schwarzen Wuckerln) voll verschaut haben.

Verwicklungen garantiert. Ich kenne kein Libretto mit einem auch nur annähernd ähnlichen Plot.

Ungewöhnlich. Ungewöhnlich interessant.

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Loes Cools. Copyright: fotohofer

Und dann ist da natürlich auch noch die Musik von Franz Lehár, der hier – gefühlter Misserfolg hin oder her – meiner Meinung nach durchaus in Höchstform ist: drei ins Blut gehende Walzer (Neujahrskonzert, bitte melden!), exquisite Orchesterzwischenspiele, raffinierte Instrumentationen,

Arien, Duette (Sterngucker, Sterngucker!), Ensembles. Alles da, alles vorhanden in höchster Qualität. Es ist ein Vergnügen, es ist eine Lust, diesen Sternguckern zuzuhören und zuzusehen.

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Copyright: fotohofer

Darum seien die Protagonisten vor den Vorhang geholt: Christoph Gerhardus (Franz Höfer), Corina Koller (seine Schwester Kitty), Loes Cools (Lilly), Sophie Schneider (Isolde), Claire Winkelhöfer (Mizzi), Matthias Koziorowski (Paul), Jenny Thost (Kostüme), Astrid Nowak (Choreographie). Tutti bravi !

 

Das nächste Mal dann aber bitte vollszenisch…

Robert Quitta, Bad Ischl

 

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