Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BAD ISCHL/ Lehár-Festival: DIE ROSE VON STAMBUL von Leo Fall

29.07.2016 | Operette/Musical

LEHAR-FESTIVAL BAD ISCHL – „DIE ROSE VON STAMBUL“ – 28. Juli 2016

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Die Rose von Stambul2 ©fotohofer.at
Copyright: Fotohofer

Nach der Operette der Operetten, der „Fledermaus“ – der Online-Merker berichtete darüber – spielte man heuer in Bad Ischl als zweites Werk Leo Falls vor 100 Jahren in Wien uraufgeführte „Rose von Stambul“. Dieses Werk gehört zu jenen zahllosen Opern bzw. Operetten, welche in der Türkei oder im Orient spielen und angesichts der Schreckensmeldungen, die man tagtäglich aus und im Zusammenhang mit dieser Region zu hören bekommt, ist eine Aufführung natürlich nicht unproblematisch. Der größte Fehler ist es dann, wenn man solche Werke als Hebel zur Aufarbeitung dieser Situation benutzt. Mit Mozarts „Entführung“ hat man das bereits mehrfach erfolglos versucht, weil die Regisseure nicht kapiert haben, dass es sich hier um ein Werk der Humanität und Aufklärung handelt. Der Regisseur dieser Produktion, Leonard Prinsloo, ist gottlob nicht in diese Falle getappt. Er siedelt das Werk in den 1960er-Jahren an, in welchen die Türkei begann, sich dem Westen zuzuwenden. Das ist vollkommen richtig, denn das Werk ist letztendes immer noch ein Stück Unterhaltungstheater. So konnte man eine durchaus fröhliche und schwungvolle Inszenierung erleben, die nur leider im dritten Akt ziemlich absackt, weil dieser, wie so viele dritte Akte von Operetten, musikalisch nicht mehr viel hergibt und man die nicht unbedingt originellen Dialoge hätte etwas zuusammenstreichen müssen. Ausserdem sind hier dem Regisseur auch manchhmal die Pferde etwas durchgegangen. Die Bühnenbilder von Su Pitzek waren praktikabel und die Kostüme von Barbara Häusel hübsch und bunt.

Auch musikalisch konnte man mit der Aufführung zufrieden sein. Der Dirigent Marius Burkert leitete das Lehar-Orchester schwungvoll, wenn auch manchmal etwas zu handfest. Die zentrale Frauenrolle der Kondja wurde an diesem Abend von Sieglinde Feldhofer gesungen. Die junge Steirerin, die offenbar ihren Fanklub mithatte, ließ eine gut geführte Sopranstimme hören, die durchaus zu größeren Hoffnungen Anlass gibt. Besonders hervorzuheben ist ihre Textverständlichkeit nicht nur in den Dialogen sondern auch in den Musiknummern. Darstellerisch konnte sie ebenfalls gefallen. Nicht wirklich glücklich wurde ich mit Alexandru Badea, der vor Jahren auch an der Volksoper gesungen hat, als Achmed Bey. Er verfügt zwar über eine intakte Höhe, die aber trotzdem etwas eng wirkt. Die übrigen Passagen sang er oft unsauber und war völlig textunverständlich. Darstellerisch liess er durchaus anmerken, dass er der international bekannteste Mitwirkende ist. Sehr erfeulich hingegen das „heitere“ Paar. Thomas Zisterer als Fridolin liess einen aparten Spieltenor hören und war auch darstellerisch sehr lebendig. Letzteres gilt auch für Ilia Vierlinger als Midill Harum, wenn auch etwas weniger Gequietsche mehr gewesen wäre. Stimmlich war sie ebenfalls ordentlich. Von den übrigen Mitwirkenden seien stellvertretend noch Tomaz Kovacic als präsenter Kamek Pascha und Gerhard Balluch als eher blasser und nicht sehr humorvoller Müller-Senior zu erwähnen. Der Chor des Lehar-Festivals entledigte sich ordentlich seiner nicht allzu grossen Aufgabe.

In jedem Fall konnte Bad Ischl mit den letzten Operettenproduktionen der Wr. Volksoper durchaus mithalten.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

Diese Seite drucken