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BAD HOMBURG / Erlöserkirche: „TANNHÄUSER“ – 14.09.2025  Konzertante Aufführung

15.09.2025 | Oper international

Bad Homburg / Erlöserkirche: „TANNHÄUSER“ – 14.09.2025

RICHARD WAGNER: TANNHÄUSER | Erlöserkirche Bad Homburg | ztix

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Copyright: Erlöserkirche

 Die agil-versierte Kantorin und international renommierte Organistin der Erlöserkirche Frau Prof. Susanne Rohn brachte bereits im Jahre 2013 erfolgreich „Parsifal“ von Richard Wagner konzertant zur Aufführung und widmete sich nun dem „Tannhäuser“ in diesem wunderschönen Rahmen.  „Eine Stadt – ein Projekt“ unter diesem Slogan erfolgte nun der „Sängerkrieg auf Wartburg“ zur Auseinandersetzung der Schwerpunkte:  Schuld und Sühne, Pilgerschaft, Toleranz zu den ethischen Merkmalen wie Liebe, Moral und Treue alle vortrefflich  in diesem Werk thematisiert.

Nach dutzendfachen Besuchen dieser wunderbaren romantischen Oper auch am Originalschauplatz auf der Wartburg zog es den Wagner-Enthusiasten  zu dieser konzertanten und hochinteressanten Vorstellung in die hessische Kurstadt, aber auch ich verschweige es nicht,  ganz besonders wegen der Besetzung mit dem Protagonisten-Traumpaar „Tristan und Isolde“ in Meiningen letzten Sommer. Was für eine wunderbare optisch eindrucksvolle „Inszenierung“ ging hier über die Altar-Bühne und ließ die Besuchergemeinde vor Wonne erschauern, in dieser Formation dargeboten fernab jeglicher Regie-Banausen so liebe ich Oper und ganz besonders meinen absoluten Favoriten „Wagner“. Man  kann Frau Prof. Rohn nicht genug würdigen und es ihr danken, dass sie eine so grandiose und vortreffliche Aufführung organisierte und zur erfolgreichen Darbietung brachte. Nun jedoch der Reihe nach ehe ich mich in weiteren Lobeshymnen verliere.

Bereits die  höchst differenziert musizierte Ouvertüre ließ das folgende großartige Ereignis erahnen. Umsichtig, höchst emotional waltete Frau Prof. Susanne Rohn am Pult des Orchestre L´arpa festante und verlieh der Partitur Wagners eine ganz besondere aparte Lesart. Dazu sei bemerkt handelt es sich bei diesem Klangkörper um ein Traditions-Orchester barocken Zuschnitts mit Originalklang-Instrumenten. Zart getönt erhoben sich die Pilgermotive  in den Holzbläser und Hörnern schwollen an von Posaunen umhüllt, formierten sich im flirrenden Geflecht schimmernder  Geigenfiguren, trugen den Ruf der Gläubigen glanzvoll hervor, bis das Thema allmählich verebbte und verklang. Schwirrende Violinen, lockende Bratschen, betörende Holzbläser zauberten die schwüle Sinnlichkeit des Venusbergs herbei, Klarinetten kündeten die Göttin an, Geigen säuselten Tannhäusers Liebeshymnus, das Instrumentarium erscholl  in Ekstase, verhallte erneut im frommen Gesang. Auf wunderbare Weise brachte Rohn Wagners Prosa und Poesie dank des vortrefflich disponierten und klangschön musizierenden Orchesters in Hörgenüsse der lukullisch-akustischen Art. In bester Koordination vereinte die sensible Dirigentin mystische Lyrismen mit dynamischen Aspekten zum prächtigen Gesamtklang und erwies sich zudem als kongeniale Partnerin und Sängerbegleiterin. Bravo!

Blicke ich zurück auf meine bisherigen zahlreichen Tannhäuser-Interpreten waren jene meist geprägt von heldentenoralen Zuschnitts  auch meist baritonal gefärbt, wirkten männlich herb also mehr wie Helden reiferen Alters. Nicht so Marco Jentzsch, das Ännchen im Freischütz verkündet es so: kommt ein schlanker Bursch´ gegangen! Sehr groß, schlank kommt dieser Sänger daher, wirkt wie ein junger Heisssporn dem es gilt die Welt zu erobern. Wie bereits während seinen phänomenalen Tristan-Interpretationen vermittelte Jentzsch nicht nur optisch,  auch ganz besonders vokal den jugendlichen Helden. In bester Manier wusste es der intelligente Tenor sein schönes Timbre maskulin-viril einzusetzen und verstand es Venus, Elisabeth sowie Hörerinnen und Hörer gleichwohl zu betören. In kraftvoller Präzision, stets beständiger hochqualifizierter Vokalise überzeugte Marco Jentzsch in jeder Hinsicht. In bester Artikulation sowie zu dezenter, dennoch bewegender Darstellung offenbarte er  reichhaltig die Vorzüge seines herrlichen Materials ob in wundervollen Piani oder in kraftvollen, höhensicheren, edelmetallischen Obertönen. Die mehrfachen Rufe Erbarm dich mein und ganz besonders die ergreifende Rom-Erzählung gingen unter die Haut.

Mit Aplomb, höhensicherem metallischem Mezzosopran versuchte Katrin Wundsam den Helden zum Bleiben zu bewegen jedoch schlug alles Bemühen der Liebesgöttin fehl, denn ihrer Venus war jegliche vokale Sinnlichkeit, die Wärme der dunklen lockenden, verführerischen Farben  nicht zu eigen.

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Copyight: Erlöserkirche

In jugendlichem Überschwang, frisch, freudig erregt kam Elisabeth einher, brillierte vokal mit mädchenhaft lyrischer und berührender Interpretation. Prächtig aufschwingend in glühender Liebe erhob sich Lena Kutzners herrlicher Sopran in silbern-leuchtende Höhen, berührte entrückt verhalten im Gebet, ließ zuweilen ihren jugendlich-dramatischen Sopran in allen Facetten und betörenden Couleurs erstrahlen. Bewundernswert wie diese großartige Künstlerin nach ihrer grandiosen Isolde der Elisabeth soviel vokalen wie darstellerischen Liebreiz einzuhauchen vermochte und somit in allen Momenten glaubwürdig überzeugte.

Bewundernswert ebenso das hohe Niveau der weiteren Interpreten., es erging mir wie dem Lerchenauer im Rosenkavalier komm´ aus dem staunen nicht heraus.  Allen voran präsentierte Johannes Kammler den Wolfram mit Noblesse, in herrlichem Legato floss sein wunderschönes Bariton-Timbre dahin, das edel getönte Material erblühte in vokaler Schönheit zur Ansprache Blick´ ich umher, in fein ziselierten Phrasierungen erklang Du mein holder Abendstern.

 Zu sonorer wohlklingender Basstiefe gepaart mit voluminösen Höhenaufschwüngen verkörperte nobel und majestätisch Magnus Piontek mit väterlicher Wärme den Landgrafen Hermann. Strahlend hell mit schön timbriertem Tenor gab Michael Porter als Walther dem ungestümen Tannhäuser Paroli. Ebenso ermahnte Biterolf und Pete Thanapat ließ seinen schönen Bass-Bariton kräftig erschallen. Stimmschön ergänzte tenoral Alexander Efanov als Heinrich, baritonal wohlklingend Jan Schümmer als Reinmar die Sängerrunde. Der junge Hirt wurde mit Stimmbruch angekündigt und somit übernahm den Part wunderschön hellstrahlend gesungen eine Chor-Sopranistin.

Ein Sonderlob gebührt den vortrefflichen Leistungen der Damen und Herren der drei Chöre: Bach-Chor der Erlöserkirche, Kammerchor Bad Homburg sowie den schönen Stimmen des Jugendchores Hochtaunus! In formativen Abstufungen von gewaltigen Fortissimo zu schier gehauchten Pianissimo glänzten die Chöre in vortrefflicher Einstudierung von Tristan Meister in vokaler Präzision.

Die denkwürdige Aufführung wurde vom Publikum lautstark, langanhaltend und enthusiastisch bejubelt. Der Rezensent bedauert es zutiefst nicht auch die erste Vorstellung am Freitag besucht zu haben wie auch unsere Chefredakteurin Frau Dr. Sieglinde Pfabigan.

Gerhard Hoffmann

 

 

 

 

 

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