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AUGSBURG/Schaezler-Palais: „Champagner Musicale“: BENEFIZKONZERT ZUGUNSTEN DER KUNSTSAMMLUNGEN UND MUSEEN AUGSBURG

21.07.2018 | Konzert/Liederabende

Augsburg: „Champagner Musicale“ – Benefizkonzert zugunsten der Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Am 20.07.2018 im Rokokofestsaal des Schaezlerpalais

In diesem Jahr unterstützen wir aktiv die Kunstsammlungen und Museen Augsburg bei der Restaurierung der  Supraporte „Der Geschlechtertanz in Augsburg im Jahre 1480“ um 1770 von Joseph Christ (1731-1788) – heißt es im Jahresprogramm des sehr aktiven Augsburger Vereins. Erstmals konnte das Benefizkonzert in dem wunderschönen Rokokofestsaal des Augsburger Schaezler-Palais stattfinden, erneut konnten zwei Künstlerpersönlichkeiten gewonnen werden, die dem Augsburger Musikleben seit Jahren verbunden sind: Sally du Randt und Rudolf Piehlmayer.

Die Programm-Gestaltung dieses Abends war vielseitig und neu: Sally du Randt ließ ihre Opern-Erfolge (in den letzten beiden Jahren so nachhaltige Rollenporträts wie Katerina Ismailowa, Tosca, Desdemona, Agathe, Prima Donna und Leonora in „Forza del destino“ – alle hier im online-MERKER besprochen!) außen vor und besann sich auf ihre Wurzeln: ihre erste Muttersprache, Afrikaans – und  die zweite, quasi die „Vater“-Sprache, das Englisch bildeten die Klammer des Programms mit südafrikanischen Kunstliedern am Anfang und Songs aus bekannten Musicals am Ende des Programms, in diese Klammer eingebettet zunächst die bereits im vergangenen Monat hier besprochenen Morgenstern-Lieder von Josef Zilch in der Bearbeitung von Benjamin Köthe (diesmal als Uraufführung der Klavierfassung) und Schlager aus Ufa-Filmen der 20er und 30er Jahre – eine wahrlich sehr breite Palette. Und sie bewies sogleich, dass die Sängerin in allen Stilen „zu Hause“ ist, dass sie vom lyrischen Schöngesang in den schlichten afrikanischen Liedern, über den Ulk der Morgensternschen Poesie, das Augenzwinkern, mit denen sie sich den Ufa-Schlagern zuwandte bis zu den enormen Steigerungen bei den Musical-Songs, die der Stimme eine völlig andere Farbe entlocken, die quasi den spezifischen Sound der Werke einfangen und kraftvoll verströmen – eine Bandbreite der stimmlichen Vielfalt, der gesanglichen Kultur und der diffizilen inhaltlichen Gestaltung, die ihresgleichen sucht. Und ein Humor, der einfach entwaffnend ist und das Auditorium in seinen Bann schlägt. (Sie versteht es, selbst aus einem zufällig entstandenem „Texthänger“ ein Kabinettstück gestalterischer  Qualität zu machen, die das Publikum in Raserei versetzt!)   Und über all dem steht die großartige stimmliche Gestaltung, eine Stimme, die nie scharf und schrill wird, die in der Schönheit des Klanges und der Natürlichkeit der Atmung alle Ausdrucksformen mit Kultur und Stil zu bedienen weiß – großes Kompliment!

Interessant war allemal, originale südafrikanische Kunstlieder überhaupt erst einmal kennenzulernen, poesievolle Beschreibungen von Natur, Liebe, Schönheit und Ruhe – von der Sängerin eindrucksvoll moderiert. Auch hierbei blieb der Humor nicht aus, z. B. in einer von Dirkie de Villiers nachgestalteten Volkswysie „Mamma, ´k will ´n man he“, quasi einem Strophenlied mit lustig-naiven Vorstellungen einer Tochter über die Gestalt ihres erträumten Mannes. Bei den Morgenstern-Liedern von Zilch wäre anzumerken, dass die Klavierfassung der Aufmerksamkeit für den Text breiteren Raum gewährt, als die Orchesterfassung – es wäre wünschenswert, von beiden Fassungen – wie auch von den bei uns völlig unbekannten elf südafrikanischen Kunstliedern – möglichst bald die Möglichkeit einer Tonaufzeichnung zu erhalten. Und die grandiose Gestaltung einiger Musical-Songs bewies einmal mehr, dass es sich hierbei um große Musik handelt, die mit großer Stimme eine völlig eigenständige Wirkung erreicht – wir sind hierzulande ja leider daran gewöhnt, dass diese Dinge immer nur auf Tonhöhe „gerufen“ werden, was den Kompositionen abträglich ist. Erst in professioneller gesanglicher Bewältigung wie eben durch Sally du Randt begreift man, was beispielsweise „The sound of music“ von Richard Rogers, „Somewhere“ aus Bernsteins „West Side Story“ oder „Over the rainbow“ von Harold Arlen für großartige Kompositionen sind. Kein Geringerer als Herbert von Karajan sah das offensichtlich vor vielen Jahren schon genau so – an seine „Gäste“ beim Prinzen Orlofsky der damaligen Wiener „Fledermaus“ fühlte ich mich spontan erinnert – und als Zugabe kam dann u. a. prompt „I Could Have Danced All Night“ (MY FAIR LADY), einem großartigen Gesangs-Titel, seit damals von der Nilsson habe ich ihn nie wieder so grandios gehört, wie eben hier von der du Randt!

Der Abend wurde zum Ereignis auch durch den Mitstreiter am Klavier: Rudolf Piehlmayer begleitete nicht nur souverän, er war auch ein Mitgestalter, ja im besten Sinne des Wortes ein „Mitspieler“ am Flügel. Dass er die unterschiedlichsten Stile pianistisch beherrscht, mag zu seinem „Rüstzeug“ gehören; dass er auf jede noch so kleine gestalterische Nuance der Sängerin kongenial einging, bewies seine besondere Klasse.  Ein wahres Team-Work. Auch hier bleibt nur zu sagen: Großartig!

Und schließlich: Musik muss Freude bereiten, muss Spass machen und zu genießen sein – hier wurde es wieder einmal nachdrücklich bewiesen.

 

Werner P. Seiferth

 

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