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Auftakt der Wiener Festwochen 2019 im 22. Gemeindebezirk am 11. und 12.5.2019

Wie klingt Musik in der Eishockeyhalle der Donaustadt?

13.05.2019 | Themen Kultur

Auftakt der Wiener Festwochen im 22. Gemeindebezirk am 11. und 12.5.: Wie klingt Musik in der Eishockeyhalle der Donaustadt?

Die Wiener Festwochen haben es nach heiklen vergangenen Jahren mit starkem Besucherrückgang sowie nach dem Versagen des frühzeitig abgeschobenen Intendanten Tomas Zirnhofer–Kin nicht leicht. Im sozialen Kontext der Stadt mit einer sich ändernden Gesellschaft muss nach einem neuen Profil gesucht werden. Ist nun beim alljährlichen Festwochen-Auftakt am Rathausplatz mit einem musikalischen Ladys-Bouquet ein erfreulicher Einstand geglückt? Zeitgleiche TV-Übertragungen: Einschaltquote für ‚Dancing Stars‘ 29 Prozent, die für das Eröffnungsfest 3 Prozent ….

Der kurzfristig bestellte derzeitige Intendant der Wiener Festwochen, Christophe Slagmuylder ist ein sehr sympathischer, ruhiger, einnehmender Herr aus Brüssel, Jahrgang 1967. Sein Akzent klingt so gar nicht wienerisch, doch sein Deutsch ist o.k., geht ganz gut. Englisch scheint er jedoch vorzuziehen. Und die Augen der Wiener Festwochen sind nach wir vor auf Einkäufe von Kunst-Events aus dem Ausland   gerichtet. Der freundliche Belgier muss nun überlegen, wie er die Wiener, den kleinen Teil der an künstlerischen Veranstaltung teilnehmend jedenfalls, kulturell bereichern kann.

Auch ein neu eingeführter Programmpunkt ist von Slagmuylder zu betreuen: „Die Festwochen in der Donaustadt“ in der Erste Bank Arena im 22. Bezirk – drei nüchterne Hallen, bekannt als Kampfstätte der Eishockey „Capitals“. Das zur Einstimmung gedachte Festwochen-Wochenende – Pardon: besser wohl nun Weekend? – hat in einer der zur Bühne umgewandelten Eishockeyhalle locker begonnen. Mit überwiegend jüngerem Publikum, einem durchaus aufgeschlossenen für die diversen Performances mit hier unbekannten Ensemble-, Künstlernamen wie Bouchra Quizguen, Alice Ripoli, Mette Edvardsen oder Ula Sickle. Ist dies alles schon wieder vergessen? Die groß aufgebaute Hüttenstadt „Diamante“ in Südamerikas Urwald des Argentiniers Mariano Perotti, übernommen von der Duisburger Ruhrtriennale 2018 und mit präzise agierenden deutschen Schauspielern besetzt, dürfte sich mit ihrer depressiven Weltsicht allerdings schon eingeprägt haben. 

Und wie hat die Musik in dieser legeren Begegnungszone geklungen? Aufputschende war keine dabei. Schreie waren zu hören, Gekreisch, Computersound, Vogelrufe, pochende Herztöne. Eine der meist so kurzen Performances ist gar laut- und kraftlos verlaufen. In der Kapitalismus-Düsternis von „Diamante“ haben aber allerdings alle hier von ihren Schicksalen Betroffenen in den Quartieren Musikinstrumente herumstehen, herumliegen gehabt. Gitarre, Violine, E-Piano, Musicbox, Ballettstunde für Kinder …. Ein kaum hörbar tönendes Fragezeichen steht nun wohl am Beginn der heurigen Festwochen nach deren Angeboten von „undercurrents“, „Courbeaux“, „aCORdo“, „Relay“: Wie kann es glücken, dem eigenen Kreativpotential der Stadt, des Landes wieder mehr Gewicht gegenüber all den sich schnell verflüchtigenden Kunstimporten zu geben? 

Meinhard Rüdenauer

 

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