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Auf der Suche nach dem Stern von Bethlehem zu Weihnachten 2020 am Himmel über Köln

29.12.2020 | Feuilleton

Auf der Suche nach dem Stern von Bethlehem zu Weihnachten 2020 am Himmel über Köln

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Der Weihnachtsstern. Foto: Thinkstock

Lange genug vorher wurde das Jahrhundertereignis angekündigt. Es fand vielleicht nicht allzu viel Interesse, da unterschiedliche Artikel darüber verfasst worden waren, wodurch eine Verwechslung entstand. Denn diesmal handelte bzw. handelt es sich nicht um die relativ oft stattfindende „Annäherung“ der beiden größten Planeten unseres Sonnensystems, Jupiter und Saturn, die ungefähr alle 20 Jahre stattfindet, sondern um eine viel seltenere Begebenheit: Die sogenannte dreifache große Konjunktion. Da sie in dieser Art nur ca. alle 400 Jahre stattfindet, ist das derzeitige Ereignis also für die Erdenbevölkerung dieser Generation nie mehr zu Lebzeiten zu sehen. Jupiter braucht zwölf Jahre, um die Sonne einmal zu umkreisen, wohingegen Saturn 30 Jahre dazu benötigt. Also überholt Jupiter ca. alle 20 Jahre den Saturn.

Das letzte besonders spektakuläre Rendezvous der beiden fand zum Jahreswechsel 1682/83 statt. Auch zu den Jahreswechseln 1940/41 und 1980/81 war das Phänomen zu beobachten, aber nicht so extrem wie heute. Am 31. Oktober 2040 wird die nächste große Konjunktion stattfinden, aber bei weitem nicht so eng ausfallen wie diesmal. Erst am 15. Mai 2080 wird eine ähnlich nahe Begegnung von Jupiter und Saturn wie in diesem Jahr erfolgen. Die bekanntesten und engsten Begegnungen fanden im Jahre 4024 vor Christus statt und werden erst wieder am 25. Dezember 2874 zu sehen sein. Mit einer extremen Annäherung beider Gasriesen ist in ferner Zukunft, am 9. März 4523, zu rechnen. Die nächste dreifache Begegnung findet zum Jahreswechsel 2238/39 statt.

Aber es ging nicht allein darum. Denn seit vielen Jahrhunderten rätseln die Wissenschaftler, welches Himmelsereignis zu Christi Geburt den Heiligen Drei Königen den Weg wies. Nun sind namhafte Kenner ihres Faches recht überzeugt davon, dass es sich genau um diese Erscheinung handeln könnte, da es, ebenso zu Weihnachten und Neujahr, im Jahr 7 vor Christus stattfand. Im Gegensatz zu der Meinung von Origenes (185-254 nach Christus) war es wahrscheinlich kein Komet. Johannes Kepler hingegen (1571-1630) glaubte bereits, dass es sich auf der Basis des scheinbaren Zusammentreffens von Jupiter und Saturn um die Geburt eines neuen Sternes hätte gehandelt haben können. Auf jeden Fall basierte seine Hypothese auf der Planetenkonjunktion von Jupiter und Saturn und deren scheinbarem Zusammentreffen. Die dreifache große Konjunktion ist demnach ein mögliches Erklärungsmodell für den Stern von Bethlehem, zudem Jupiter – als damals oberstem Gott Babylons mit Namen Marduk – und Saturn – als damaligem König der Juden namens Kewan – besondere Bedeutungen zugemessen wurden, woraus verschiedenste Interpretationen mit großer Tragweite für die damalige Bevölkerung erfolgten. Die Sterndeuter sahen damals darin die Ankündigung der Geburt eines mächtigen Königs der Juden.

Die zwei Autoren aus Köln begaben sich demzufolge, lediglich ausgestattet mit einer einfachen Kamera und ohne Stativ, seit Mitte Dezember täglich auf eine Position, von der man aus den Horizont im Südwesten über Köln im Zeitraum von 16:00 bis 19:00 Uhr beobachten konnte und kann. Doch leider gaben die dichte Wolkendecke und das dicke Dunstband am Rande des Horizonts den Blick auf das Phänomen bisher nur zweimal frei, und dies jeweils nur für wenige Minuten. Denn die Schwierigkeit besteht darin, dass die Sonne mit kleinen Varianten ca. um 16:30 Uhr untergeht, dann aber der Himmel noch viel zu hell ist, um selbst auffallend leuchtende Sterne zu erblicken, und dass man genau die wenigen Momente, in denen Jupiter und Saturn noch leuchten und durch die Wolken lugen, erwischt, denn sie verschwinden immer früher im Abenddunst, zur Zeit um ca. 18:00 Uhr, d. h., das Zeitfenster ist sehr klein.

In all dieser Zeit, bis vorläufig zum 29. Dezember, bot die Wolkendecke allein zweimal eine kurze Gelegenheit mit dem Blick auf Jupiter und Saturn. Am 17. Dezember, ca. 18:00 Uhr, war das Bild besonders schön, da sich die aufgehende Mondsichel relativ nah dazu gesellte.

Köln 17. Dezember 2020 Jupiter Und Saturn Mit Dem Mond Copyright Andrea Matzker P4890402 (2) Ad
Köln, 17. Dezember 2020. Jupiter und Saturn mit dem Mond. Copyright: Andrea Matzker

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Köln am 17.12.2020. Nahaufnahme: Saturn oben und Jupiter mit Monden unten über Köln. Copyright: Andrea Matzker

Am Abend davor wäre es noch perfekter, da näher beieinander, gewesen, jedoch war der Himmel am 16. Dezember völlig verhangen, sodass man gar nichts sehen konnte. Am 17. Dezember waren Jupiter und Saturn selbst mit bloßem Auge neben dem Mond als erste Gestirne am frühen Abendhimmel zu sehen. Durch eine normale Kamera konnte man sogar die Monde von Jupiter erspähen. Er ist auf diesem Bild der untere und hellere Planet. Saturn steht darüber. Beide leuchten in fast gleicher Höhe des Mondes über dem Kölner Dom. Auf der entsprechenden Nahaufnahme lassen sich sogar einige der Galileischen Monde des Planeten Jupiter erkennen, die wie auf einer Perlenkette aufgereiht erscheinen. Es handelt sich um Io, Europa, Ganymed, Kallisto und HIP 99314.

Köln 20. Dezember 2020 Jupiter Und Saturn Erscheinen Als Ein Einziger Stern Copyright Andrea Matzker P4890600 (3)
Köln am 20. Dezember 2020. Jupiter und Saturn erscheinen als ein einziger Stern. Copyright:Andrea Matzker

Das nächste Mal bot sich ein völlig anderes Bild am 20. Dezember, wieder um ca. 18:00 Uhr, als der Mond eine völlig andere Bahn zog, und Jupiter und Saturn mit bloßem Auge kaum voneinander zu trennen waren und als „ein einziger Planet“ am Himmel leuchteten. Inzwischen waren sie weiter über dem Stadtpanorama in Richtung Fernsehturm gewandert. Sie sind als einziger, einsamer Stern ungefähr oberhalb der Weltkugel von HA Schult und dem grün leuchtenden Tannenbaum auf dem ehemaligen Gerling-Hochhaus am Abendhimmel zu sehen. Auf der Nahaufnahme erkennt man, dass es sich um zwei Gestirne handelt.

Köln 20.12.2020 Panorama Und Nachthimmel Nach Dem Untergang Von Jupiter Und Saturn Copyright Andrea Matzker P4890667 (2)
Panorama und Nachthimmel nach dem Untergang von Jupiter und Saturn. Copyright: Andrea Matzker

Der Moment, an dem sie sich von der Erde aus am nächsten waren, war jedenfalls am 21. Dezember. Die Autoren bleiben dran, und hoffen, dass es vielleicht noch einen kleinen Abschiedsauftritt am angeblich halbwegs unbewölkten Silvester-Himmel über Köln, oder gar vorher, geben wird.

 

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