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ATHENS & EPIDAUROS-FESTIVAL: STTATSORCHESTER ATHEN/ Vladimir Ashkenazy

02.08.2016 | Konzert/Liederabende

Athens & Epidauros Festival: Staatsorchester Athen, Dirigent: Vladimir Ashkenazy

Konzert am 1. August – Innerlichkeit und Pathos

 Das Athener Staatsorchester ist traditonell eine der Stützen des Athens & Epidauros Festivals. Der Klangkörper bestritt die diesjährige Schlussveranstaltung im Odeion des Herodes Attikus. Das grosse Halbrund des römischen Theaters war nicht voll, das Konzert aber doch sehr gut besucht (zumal wenn man die Ferienzeit in Rechnung stellt). Am Pult des Orchesters stand ein namhafter Gast: Vladimir Ashkenazy.

 Der erste Teil des Programms begann mit Ludwig van Beethovens kurzer Prometheus-Ouvertüre. Bereits hier war zu vernehmen, worauf der Dirigent zielte: auf einen schlanken Klang, Struktur und Transparenz. Das Orchester war denn auch hier wie im nachfolgenden Konzertstück klein besetzt. Für Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert hatte man Dimitri Ashkenazy als Solisten gewonnen. Dieser kehrte weniger den Virtuosen hervor, sondern betonte die Innerlichkeit des ’singenden‘ Instrumentenklangs. Das wurde im berühmten Adagio sehr deutlich, welches vom Dirigenten vielleicht eine Spur zu langsam genommen wurde. Im Ganzen war das Zusammenspiel von Orchester und Soloinstrument vom überzeugenden Bemühen gekennzeichnet, subtile Dialoge herzustellen und die ’singende‘ Klarinette herauszustreichen – das entspricht ja auch Mozarts musikalischem, stark an der Oper orientiertem Denken. Diesen Aspekt machen die Ashkenazys gerade im ersten Satz anschaulich und hörbar. Der Solist erntete viel Beifall für sein Spiel und gab als Zugabe eine Volksweise.

 Auf die Innerlichkeit Mozarts folgte im zweiten Teil des Konzerts russisches Pathos. Auf dem Programm stand Peter Tschaikowskys 4. Symphonie, die bekanntermassen autobiographische Züge aufweist und Nadeschda von Meck, der Gönnerin des Komponisten gewidmet ist. Die Fanfare der Hörner und Fagotte zu Beginn des ersten Satzes weist bereits den pathetischen Charakter des Werks aus: Wie ein Fatum steht der Klang im Raum. Ashkenazy hat hier etwas zu sehr forciert und dem Ganzen mehr Pathos als nötig beigegeben. Sehr gelungen war das Solo der Oboe im zweiten Satz. Ab dem Scherzo, welches massgeblich durch ein Pizzicato der Streicher charakterisiert ist, gelang der Umgang mit dem pathetischen Grundton des Werks besser. Und im abschliessenden Allegro con fuoco fand der Dirigent mit dem gut aufspielenden Orchester zu einer schönen Balance zwischen struktureller Klarheit und stürmischen Pathosgebärden. Die Volksfeststimmung des letzten Satzes übertrug sich denn auch auf das Publikum, das lange und heftig applaudierte.

 Ingo Starz

 

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