Olympia – Städtisches Musiktheater „Maria Callas“: Viva Verdi!
Besuchtes Konzert am 12. Dezember 2025
Ein Strauss junger Stimmen
Das Athener Olympia-Theater arbeitet regelmässig mit ausländischen Kulturinstituten und Botschaften zusammen. Das Istituto Italiano di Cultura and die Botschaft Italiens tun viel, um den Griechen ihre Kunst und Kultur nahe zu bringen. Nun haben sie es möglich gemacht, dass junge Sänger der Akademie der Mailänder Scala nach Athen kommen konnten und deren Gesangslehrerin Luciana D’Intino eine Masterclass im Olympia-Theater abhalten konnte. D’Intino war vor zwanzig/dreissig Jahren eine gefeierte Mezzosopranistin, der Verfasser erinnert sich an Auftritte am Opernhaus Zürich. Ein Konzert schloss die Masterclass ab und brachte zehn Sängerinnen und Sänger, Schüler der Akademie und Teilnehmer der Masterclass, auf die Bühne.
Im Graben spielte das Sinfonische Orchester der Stadt Athen unter der Leitung von Pietro Mianiti. Der Italiener hatte das musikalische Geschehen gut im Griff und holte das Beste aus dem Klangkörper heraus. Man musste gleichwohl in Kauf nehmen, dass die Streicher bisweilen etwas wenig Klangvolumen boten und ein paar Soli unter Intonationstrübungen litten. Das Zusammenspiel zwischen Bühne und Graben klappte aber ganz gut. Zum Gesangsensemble auf der Bühne ist etwas pauschal zu sagen, dass die Stimmen der Gäste aus Mailand gefestigter und im Resultat besser waren. Das Programm bot neben den Ouvertüren zu „Nabucco“ und „La forza del destino“ Arien und Szenen aus „Il trovatore“, „Macbeth“, „La traviata“, „Simon Boccanegra“, „Il corsaro“, „Otello“ „Luisa Miller“ und „Rigoletto“. Ein vielfältiges und anspruchsvolles Programm.
Auf der Bühne sangen die Mailänder Gäste Mariapaola Di Carlo, Maria Martin Campos, Haiyang Guo und Xhieldo Hyseni sowie die Masterclass-Teilnehmer Annita Sousi, Anastasia Evdaimon, Manos Kokkonis, Antonis Kordopatis, Anna Eleonora Rierra und Dimos Vlachos. Der Star des Abends war der Tenor Haiyang Guo, der Arien aus „Macbeth“ und „Il trovatore“ darbot. Gestalterisch war da fraglos noch Luft nach oben. Wie Guo aber die Stretta des Manrico sang, mit fokussiertem Ton und strahlender Höhe, das riss das Publikum zu lautstarker Begeisterung hin. Xhieldo Hyseni liess sich als indisponiert ankündigen und sang darum nur eine Arie. Die Arie “ Il lacerato spirito“ aus „Simon Boccanegra“ zeigte eine klangvolle, gut fokussierte Bassstimme. Eine sehr schöne Leistung. Von den Damen war es Maria Martin Campos, welche die gestalterisch beste Leistung zeigte. Ihr dunkeltimbrierter Sopran war erst mit Violettas „Addio del passato“ und dann im zweiten Teil mit Desdemonas „Ave Maria“ zu hören. In Ausdruck und Piano überzeugte letztere ganz besonders. Mariapaola Di Carlo überraschte mit einem üppigen, farbenreichen Sopran, dem es aber noch etwas an Feinschliff ermangelt. Auf der Seite der Masterclass-Teilnehmer wusste Manos Kokkonis als Alfredo am besten zu gefallen. Eine leichte, gut geführte Tenorstimme, die noch an Volumen gewinnen sollte.
Es war ein ein gelungener Verdi-Abend im Olympia-Theater. Und es war verdienstvoll, junge Sängerinnen und Sänger unterrichten zu lassen und ihnen anschliessend die Bühne zu geben. Das dankbare Publikum spendete reichlich Applaus und als Zugabe erklang beinahe erwartungsgemäss das Trinklied aus „La Traviata“.
Ingo Starz (Athen)

