Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ATHEN/Saal der Literarischen Gesellschaft Parnassos: Barock Musik Festival in Zusammenarbeit mit der Alternativen Bühne der Griechischen Nationaloper 

20.11.2023 | Konzert/Liederabende

Barock Musik Festival / In Zusammenarbeit mit der Alternativen Bühne der Griechischen Nationaloper 

Im Saal der Literarischen Gesellschaft Parnassos 

Besuchte Konzerte am 13. und 18. November 2023

Das weite Land barocker Musik

Das Barock Musik Festival erblickte vor ein paar Jahren in Thessaloniki das Licht der Welt. Dank der Zusammenarbeit mit der Alternativen Bühne der Griechischen Nationaloper konnte das Festival wiederum auch in Athen stattfinden. Mit Freude sah man, dass das Publikum zunahm. Der rührige Leiter des Ganzen, der Musiker Dimos Goudaroulis hatte ein interessantes Programm zusammengestellt, das dieses Jahren um Geschehnisse des Jahres 1723 kreiste. Aufgeboten waren griechische und französische Musiker, die in kleineren Formationen zu erleben waren. Von zwei der vier Konzerte soll hier die Rede sein. Beide fanden im wunderbaren historischen Saal der Literarischen Gesellschaft Parnassos statt. 

Das Konzert vom 13. November brachte Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Carl Friedrich Abel zusammen. Abel wurde 1723 in Köthen geboren – just in dem Jahr, als der andere diese Stadt verliess. Abel war berühmt für sein Spiel auf der Viola da gamba. Dieses Instrument stand darum auch im Zentrum dieses Konzerts. Lucile Boulanger an der Viola da gamba und Pierre Gallon am Cembalo brachten Werke der beiden Komponisten zur Aufführung. Die zweite und die dritte Sonate für Viola da gamba und Cembalo von Bach sind häufiger zu hören. Die ohne Zierwerk daherkommenden Stücke wurden mit grossem Strukturbewusstsein und intensivem Ton von Boulanger und ihrem Begleiter dargeboten. Virtuoser sind die Werke von Abel gehalten, wie seine Gambensonate in G-Dur oder ein paar Solostücke. Die Gambistin entlockte ihrem Instrument einen farbenreichen, charaktervollen Klang. Auch Gallon hatte mit der dritten Französischen Suite von Bach ein Solo, in dem er mit ausdrucksvollem Spiel überzeugen durfte. Das Zusammenspiel der beiden Künstler war von äusserster Präzision, Hingabe und intimer Klangentfaltung geprägt. Viel Begeisterung beim Publikum. 

Fünf Tage später fand eine Zusammenkunft der besonderen Art statt. Es waren zwei kleine Musikergruppen auf dem Podium, dargeboten wurden Werke des französischen Barocks und osmanische Musik derselben Epoche. Unter dem Titel „Orientexpress: Paris – Konstantinopel“ vollzog sich vor dem staunenden Publikum ein 100-minütiges, pausenloses Konzert. Kompositionen von Jean-Philippe Rameau, Antoine Forqueray und Jean-Baptiste Lully gingen dank hinzukomponierter Übergänge nahtlos in klassisch-osmanische Musik über. Es war das Jahr 1723, als Dimitrie Cantemir, der eine bedeutende Sammlung osmanischer Musik herausgegeben hatte, starb. Nun war Musik von ihm, von Tanburi Angeli und Derviş Mehmed zu erleben. Die Musiker an Oud, Ney, Violine und Santur brachten unterstützt von Schlagwerk ein Feuerwerk an Klang zur Aufführung. Die fremdartig anmutende Harmonik und die mal sehnsuchtsvolle, mal feierlich daherkommende Melodik wurden hinreissend dargeboten. Nicht minder eindrücklich war das Spiel an Barockflöte, Viola da gamba, Cello und Cembalo. Die neun Musiker auf dem Podium überzeugten in jeder Hinsicht. Zwei musikalische Welten trafen aufeinander, machten Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich.

Ein Ereignis, das zu Recht bejubelt wurde.

 

Ingo Starz (Athen)

 

 

Diese Seite drucken