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ATHEN/ Onassis Stegi-Theater: MOBY DICK – Musical von Dimitris Papadimitriou. Uraufführung

09.03.2020 | Operette/Musical


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Onassis Stegi im Pallas Theater: MOBY DICK – Musical von Dimitris Papadimitriou. Uraufführung

Besuchte Vorstellung am 8. Maerz 2020

Hermann Melvilles Roman „Moby Dick“ ist ein Meisterwerk der Weltliteratur. Das Buch wurde mehrfach verfilmt, insbesondere John Hustons Film von 1956 mit Gregory Peck als Kapitaen Ahab erlangte Beruehmtheit. Es bringt einige Herausforderungen mit sich, das Werk auf die Buehne zu bringen. Onassis Stegi praesentiert nun als Welturauffuehrung das Musical „Moby Dick“ von Dimitris Papadimitriou im grossen und traditionsreichen Pallas Theater. Es ist, dies sei vorweg gesagt, ein eindrucksvolles Spektakel.

Der Librettist und Komponist Dimitris Papadimitriou bleibt mit seinem Musical nahe am Original. Er laesst Ismael, den Erzaehler in Melvilles Romans, als Rahmenfigur der Handlung in Erscheinung treten. Das Geschehen wird detail- und personenreich vor dem Zuschauer ausgebreitet. Papadimitriou versteht es gekonnt, die unterschiedlichen Interessen der Maennergemeinschaft auf dem Schiff fassbar zu machen. Der Fanatismus Ahabs im Kampf gegen den weissen Wal Moby Dick erfaehrt eine praegnante Zeichnung. Papadimitrious Musik weist einige starke Melodien auf und ueberzeugt insbesondere in der Einarbeitung unterschiedlicher traditioneller Musikstile. Die Partitur, welche das Geschehen durchgaengig begleitet, weist bei alledem etwas Opernhaftes auf. Szenisch wartet die Athener Erstproduktion mit dem Einsatz grosser technischer Mittel auf. Der Buehnenbildner Manolis Pantelidakis und die Kostuembildnerin Ilenia Douladiri belassen das Geschehen im 19. Jahrhundert und bringen eine praechtige Schiffsarchitektur und opulente Kostueme auf die Buehne. Was unter der technischen Leitung von Vasilis Leonidopoulos an grossformatigen 3D-Effekten resp. Hologrammen vor den Augen des Publikums praesentiert wird, ist bemerkenswert und eindrucksvoll. Tatsaechlich erweitert in diesem Fall die Technik die kuenstlerischen Ausdrucksmittel. Die Gewalten der Natur wie das unheimliche Auftreten Moby Dicks werden so in starke Bilder uebertragen. Dabei finden Handlung, Szene und Musik zu einer bemerkenswert geschlossenen Einheit. Bemaengeln laesst sich allenfalls die Laenge der Auffuehrung von etwas mehr als dreieinhalb Stunden. Ein paar Kuerzungen wuerden dem Fluss des Geschehens mehr Dynamik verleihen. Dimitris Papadimitrious ambitionierte Bearbeitung und Vertonung von Melvilles Roman ist gleichwohl eine gelungene Sache.


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Fuer die aufwendige Produktion stehen erste Kraefte zur Verfuegung. Das zehnkoepfige Orchester sorgt fuer einen ebenso praezisen wie akzentuierten Klang. Die Saenger auf der Buehne werden von einem grossartigen Babis Velissarios als Kapitaen Ahab angefuehrt. Seine eindrueckliche Rollengestaltung macht den Wahn und die Rachsucht der Figur koerperlich und vokal greifbar. Daneben ueberzeugen in den weiteren solistischen Rollen: Thodoris Voutsikakis, Nikolas Karagkiaouris, Vasilis Kourtis, Ivan Svitailo und Emilianos Stamatakis. Ferner bieten die Saenger der Mannschaft eine sehr gute Gesamtleistung. Das Maenner-Musical „Moby Dick“ zeigt wie zeitgenoessisches, populaeres Musiktheater klingen und ausschauen kann.


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Das Publikum spendet am Ende viel Beifall fuer alle Beteiligten.

Ingo Starz (Athen)

 

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