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ATHEN/ Onassis Stegi: Euripides Laskaridis: LAPIS LAZULI

07.04.2024 | Ballett/Performance

Onassis Stegi, Athen : Euripides Laskaridis: LAPIS LAZULI

Besuchte Vorstellung am 6. April 2024

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Es gibt einen Trend hin zur sprachlosen Performance in Griechenland. Dimitris Papaioannou, Mario Banushi und Euripides Laskaridis sind Künstler, in deren Arbeiten kaum gesprochene Sprache vorkommt. Laskaridis führt uns seit 2015 choreographierte Welten vor, die sich durch ihr Anderssein, ihre skurile Erscheinung und durch einen spezifischen Humor auszeichnen. Euripides Laskaridis ist dabei immer mit auf der Bühne. Er ist der Macher und der Hauptprotagonist. Angefangen hat es mit einem Solo für einen kleinen Raum, heute bespielt der Künstler grosse Bühnen und gastiert in der ganzen Welt. Nun präsentiert Onassis Stegi Laskaridis‘ neue Arbeit „Lapis Lazuli“.

Schaut man auf die Bedeutung der Worte, dann lässt sich „Lapis Lazuli“ mit der Wendung ‚Stein, der vom Himmel stammt‘ übersetzen. Der Begriff birgt etwas Überraschendes, etwas sich plötzlich Ereignendes in sich. Und dies passt fraglos gut zu dem, was sich bei Laskaridis auf der Bühne ereignet. Da passieren überraschende Dinge, kommen Sachen unerwartet zusammen, da entfaltet sich so etwas wie ein Handlungsfaden, der aber im nächsten Moment ganz plötzlich gekippt oder neu formuliert wird. Bewundernswert ist, wie Laskaridis Körper ‚verpackt‘, wie er mit Materialen und Sound umgeht. Er erscheint als Performer in „Lapis Lazuli“ einem Biest gleich auf der Bühne und man erinnert sich, nämlich in Szenen mit einer Frau, mehr als einmal an die Geschichte von der Schönen und dem Biest. Interessant und witzig wird es etwa, wenn die junge Frau dem tiergleichen Ungetüm einen Schrecken nach dem anderen einjagt. Eine Umkehrung des erwartbaren Erschreckens sozusagen. Es geht am diesem Abend permanent um Ängste, um das Erschrecken über (scheinbar) Bedrohliches, darum wie Angst, einen terrorisieren kann. Eine andere schöne, aberwitzige Szene zeigt, wie Menschen die Natur in Schrecken versetzen. Da sieht man das klagende Aufbegehren eines durch einen Gewehrschuss tödlich angeschossenen Baums. Ein Moment, der den Umgang des Menschen mit der Natur kritisch beleuchtet. Im detailreichen Bühnenbild von Sotiris Melanos entfaltet sich ein gewohnt wundersames Geschehen, das Höhepunkte aufweist, aber sich auch bisweilen etwas im Beliebigen verliert. 

Mit Euripides Laskaridis stehen vier weitere Performer auf der Bühne:  Angelos Alafogiannis, Maria Bregianni, Dimitris Matsoukas und Spyros Ntogas. Musik und Sound von Giorgos Poulios unterstützen vortrefflich die szenische Aktion. Laskaridis‘ Arbeit präsentiert uns ein choreographiertes Geschehen als Gesamtkunstwerk. Für einmal sind an diesem Abend mehr Worte zu hören oder besser zu verstehen. Das eigentliche Verstehen beginnt aber, wenn man sich auf die Bewegungen, Widersprüche und kleinen ‚Wunder‘ einlässt, die sich zwischen den verschiedenen Medien, zwischen den Akteuren, und zwischen Performern und Raum ereignen. Da kann uns der Künstler immer wieder überraschen, zum Lachen und zum Staunen bringen. 

Das Publikum applaudiert am Ende heftig. Bravorufe.

Ingo Starz (Athen)

 

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