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ATHEN/ Onassis Cultural Centre: KLANGFORUM WIEN – Vom Lufthauch zum Getöse

14.01.2017 | Konzert/Liederabende

Onassis Cultural Centre, Athen: KLANGFORUM WIEN

Besuchtes Konzert am 12. Januar 2017

 Vom Lufthauch zum Getöse

Das Klangforum Wien ist eines der besten und avanciertesten Ensembles für zeitgenössische Musik. Das stellte es nun auch im Onassis Cultural Centre eindrücklich unter Beweis. In wechselnden, kleineren Formationen brachte es Werke von vier Komponisten zur Aufführung, die zu einem abwechslungsreichen Abenteuer des Hörens einluden. Mehr noch als eine grosse Orchesterbesetzung bietet ein kleines Ensemble die Möglichkeit, Ausdrucksspektrum und Farben einzelner Instrumente als Hörer zu erfahren. Dem Konzert folgte ein Künstlergespräch, welches von Christos Karras, dem Leiter des Hauses und einem Experten im Feld der Musik, geleitet wurde.

Das Konzert beginnt mit dem Stück „Tratado de Io inasible“ (2013) von Alberto Posada (*1967). Mit Klarinette, Saxophon, Akkordeon, Violoncello und Kontrabass schafft der Komponist einen musikalischen Raum, der mit dem Lufthauch des Akkordeons einsetzt und sich im folgenden auf die Gestaltung mit Klangfarben konzentriert. Zu seinem Werk „Linea dell‘ orizzonte“ (2012) bemerkt der Komponist Beat Furrer (*1954): „Das Phänomen des Verdoppelns, aber auch des Verzerrens in einem Schattenbild hat mich interessiert, und resultierend aus einem Ineinanderschneiden von Stimmen das Entstehen von Prozesshaftem.“ Das Klavier setzt anfangs die klangliche und rhythmische Basis, mit welcher zunächst das Spiel von Klarinette und Trompete kontrastiert und interagiert. Schlagwerk, E-Gitarre und Violine erweitern dann die Struktur. Michalis Lapidakis (*1960), der dem Konzert beiwohnt, reagiert in seiner Komposition „Howl“ (2011) auf das berühmteste Gedicht der Beat-Generation: Allen Ginsbergs gleichnamiges Poem, das der Dichter 1955 erstmals öffentlich vortrug. Die Themen der Literatur – Drogen, Wahnvorstellungen, Jazz – weiss Lapidakis mit Akkordeon, E-Gitarre und Saxophon hörbar zu machen. Das Werk „Ebe und anders“ (2014) von Pierluigi Billone (*1960) ist mit Trompete, Posaune, zwei Schlagzeugern, E-Gitarre, Klavier und Violoncello besetzt. Trompete und Posaune vereinen sich klanglich zum Hauptsolisten. Die Musik erkundet die Möglichkeiten der beiden Instrumente bis hin zum wohltemperierten ‚Getöse‘, dabei mit experimentellen Techniken und Spuren von Jazz arbeitend.

 Unter der musikalischen Leitung von Bas Wiegers spielen die zwölf Musiker des Klangforums auf höchstem Niveau: Olivier Vivarés, Gerald Preinfalk, Anders Nyqvist, Kevin Fairbairn, Krassimir Sterev, Yaron Deutsch, Joonas Ahonen, Björn Wilker, Lukas Schiske, Gunde Jäch-Micko, Andreas Lindenbaum und Michael Seifried. Zu erleben ist so eine eindrückliche Begegnung mit zeitgenössischer Musik. Das Publikum dankt mit anhaltendem Beifall.

 Ingo Starz

 

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