Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ATHEN/Onassis Cultural Centre: DIE VÖGEL von Aristophanes

Eine Welt fuer alle

31.12.2019 | Theater

Foto: Stavros Habakis

Onassis Cultural Centre, Athen

Die Voegel
Besuchte Vorstellung am 30. Dezember
 
Eine Welt fuer alle
 
Es war der grosse Erfolg im antiken Theater von Epidauros und auf der Buehne des Athener Onassis Cultural Centre im Jahr 2016: Nikos Karathanos‘ Inszenierung von Aristophanes‘ Komoedie „Die Voegel“. Die Kritiker lobten die Spielfreude der Auffuehrung und die in grossartige Bilder uebersetzte Humanitaet, welche eine wesentliche Botschaft des Stuecks darstellt. Die Produktion fand auch den Weg in die Vereinigten Staaten, wo sie 2018 das New Yorker Publikum zu Begeisterungsstuermen hinriss. Der Regisseur hat mit einem Artistic Research Fellowship der Onassis Stiftung seine Beschaeftigung mit dem Stoff fortgesetzt und sich dazu nach Latein- und Suedamerika begeben.. In den Favelas von Rio de Janeiro hat er eine Gruppe von Performern und Taenzern entdeckt, welche er nun mit nach Athen gebracht hat. Aristophanes‘ „Voegel“ sind auf diese Weise zu einem griechisch-brasilianischen Theaterprojekt geworden, das in wenigen Wochen am Santiago a Mil Festival in Chile gezeigt werden wird. In Athen ist die Neufassung von Karathanos‘ Inszenierung in lediglich zwei Auffuehrungen zu erleben.
 
Die Adapation des Stuecks, welche der Regisseur und Giannis Asteris besorgt haben, die Ausstattung von Elli Papageorgakopoulou und die Musik von Angelos Triantafyllou transformieren den Stoff in ein naturverbundenes, utopische Bild einer Gesellschaft. Die im Himmel angesiedelte Gemeinschaft der Voegel begegnet aehnlichen Problemen wie diejenige der Menschen, namentlich der Bevoelkerung des Stadtstaats Athen, die vertreten durch zwei zu den Voegeln uebergelaufene Menschen harsch kritisiert wird. Natuerlich laeuft auch in der neu formierten Stadt nicht alles rund und da sich deren Buerger gar mit den olympischen Goettern anlegen, sind sie schliesslich genoetigt mit diesen eine guetliche Einigung zu finden. Das alles wird mit grosser Bewegungslust und Musikalitaet erzaehlt. Die neu hinzgekommenen brasilianischen Akteure erhoehen noch das Tempo der Aktionen und machen ebenso deutlich wie sichtbar, dass es um die Utopie einer von Diversitaet und Inklusivitaet gepraegten Gesellschaft geht. Mit Vogelgezwitscher und Worten, Fluegelbewegungen und musikalischem Drive wird das bunte Leben eindruecklich wie schon in der Erstfassung von 2016 auf die Buehne gebracht. In einer Szene sind auch Zuschauer dazu eingeladen, am Geschehen in der neuen Stadt teilzuhaben – Offenheit allenthalben also. Die mehr als zwei Stunden der Auffuehrung vergehen angesichts grosser optischer und akustischer Reize wie im Fluge.
 
Die auf der grossen Buehne Agierenden, die Performer wie die Musiker sind fuer ihr grossartigen Leistungen zu loben. Sie alle sollen an dieser Stelle genannt werden – die Performer: Thanasis Alevras, Douglas Froog Alves de Paula, Stefania Goulioti, Vasiliki Driva, Nikos Karathanos, Ektor Liatsos, Christos Loulis, Amalia Moutousi, Amalia Bennett, Kostas KBerikopoulos, Konstantinos Bibis, Tuany Nascimento, VN Dancarino Brabo, Andre Oliveira DB, Marlon Brando de Oliveira Santos, lelia Renesi, Giannis Sevdikalis, Angelos Triantafyllou und Martha Frintzila; ferner die Musiker: Sofia Ekleidou, Michalis Katachanas, Dimitris Klonis, Vasilis Panagiotopoulos, Dimitris Tigkas und Angelos Triantafyllou.
 
Das Publikum feiert das Ensemble am Schluss mit Ovationen.
 
Ingo Starz (Athen)

 

Diese Seite drucken